Schlagwort: schreiben

Kann KI unsere Texte redigieren?

Wir stehen vor einer weiteren Revolution des Schreibens, so viel ist seit der Veröffentlichung von ChatGPT klar. Aber wie gut kann die KI schon jetzt unsere Texte redigieren? Wir haben ein qualitatives Experiment gewagt.

Von Stefan Brunn

Alle Welt überbietet sich derzeit darin, die Leistungen Künstlicher Intelligenz mit menschlichen Leistungen zu vergleichen. Wir haben das natürlich auch getan. Das erste Experiment (richtige Informationen liefern) ergab ein klägliches Scheitern: Wir haben drei der neuen Bots gefragt, wer 1978 Deutscher Meister im Handball war. Da sollte ja eine richtige Antwort eigentlich drin sein. Aber alle drei Bots gaben fälschlich den VfL Gummersbach an, richtig ist aber der TV Großwallstadt. Woher die Bots ihre falsche Info hatten – intransparent!

In unserem zweiten kleinen Experiment ging es um die Sprache, genauer: ums Redigieren. Wir haben den Chatbot von You.com gefragt, ob er uns helfen kann:

Sowas hören wir natürlich immer gern! 😉 Also gaben wir ihm einen ziemlich verschachtelten Text, den wir auch in unseren Seminaren gelegentlich redigieren lassen:

Hm, so hatten wir uns das allerdings nicht gedacht, die Inhalte waren ja regelrecht verstümmelt worden! Wir insistierten sofort:

Immerhin: Der Bot hat nun überhaupt die Aufgabe verstanden und versucht, den Text zu redigieren. Gut redigiert ist er aber keinesfalls – vor allem sind die Gedanken darin nicht sauber strukturiert. Da wären wir viel schneller gewesen, wenn wir Gedanken und Sätze selbst neu arrangiert hätten!

Wir glauben trotzdem, dass uns Künstliche Intelligenz zukünftig beim Redigieren viel Arbeit abnehmen kann. Bis das aber sauber klappt, wird man sich noch ein bisschen aneinander gewöhnen müssen …

Ist Präteritum gleich Imperfekt?

„Sie schrieb mir gestern.“ In welcher Zeitform steht dieser Satz? Die einen nennen sie Imperfekt, die anderen Präteritum. Aber sind diese beiden Formen identisch und warum existieren dafür zwei Begriffe? Eine kurze Erklärung zu einer Zeitform, die in der gesprochenen Sprache beinahe ausgestorben ist.

Von Andrea Rayers

Wenn Sie gefragt werden: Welche Zeitform ist „ging“? Dann reicht es völlig aus, wenn Sie antworten: Imperfekt oder Präteritum. Im Alltag können Sie diese beiden Begriffe getrost synonym verwenden, wie es auch etliche Nachschlagewerke tun – Hauptsache, Sie grenzen sie von der zweiten Vergangenheitsform, dem Perfekt, ab. Fragen Sie hingegen einen Linguisten, wird der Ihnen in aller Regel antworten: „Wir sagen lieber Präteritum.“ Warum?

Imperfekt
Der Begriff Imperfekt stammt aus den romanischen Sprachen und bedeutet „unvollendete Vergangenheit“. Im Französischen zum Beispiel passt der Name „Imparfait“ gut: Damit werden sich wiederholende und andauernde Handlungen beschrieben, die noch nicht abgeschlossen sind und bis in die Gegenwart reichen. Im Deutschen ist das anders: „Ich ging über die Straße“ heißt nun mal, dass das Ereignis schon abgeschlossen ist und keineswegs „unvollendet“.

Präteritum
Das Präteritum entstammt dem Lateinischen und bedeutet schlicht „vergangen“. Und das drückt eben viel besser aus, was das Präteritum soll: eine Handlung skizzieren, die nicht unvollendet ist und bis in die Gegenwart reicht, sondern abgeschlossen hinter uns liegt.

Ob Präteritum oder Imperfekt: In der gesprochenen Sprache wird diese Vergangenheitsform heute ohnehin kaum noch gebraucht – höchstens bei Modal- und Hilfsverben wie „war“, „musste“, „hatte“ oder „sollte“. Nicht umsonst lernen Kinder den Unterschied so: Das Präteritum ist die schriftliche Vergangenheitsform, das Perfekt die mündliche.

Wann kommt zwischen Adjektive ein Komma?

Was gefällt Ihnen besser: das historische, prunkvolle Schloss oder die bekannte italienische Brücke? Als Weltenbummler:in haben Sie die Wahl, als Redakteur:in nicht: Ob ein Komma zwischen die Adjektive kommt, dafür gibt es klare Regeln. Wir verraten Ihnen eine Faustformel, mit der Sie sich den Unterschied leicht merken können.

Von Andrea Rayers

Ob zwei Adjektive durch ein Komma voneinander getrennt werden, richtet sich nach der Frage: Sind diese Adjektive gleichrangig oder nicht?

Mit Komma
Ein Komma brauchen wir bei gleichrangigen Adjektiven. Gleichrangig bedeutet, dass sich alle Adjektive in gleichem Maß auf das Substantiv beziehen, wie in einer Aufzählung. In diesem Fall darf das Komma nicht fehlen: ein historisches, prunkvolles, verwunschenes, … Schloss.

Ohne Komma
Kein Komma hingegen braucht man in folgendem Fall: wenn eine feste Verbindung aus Substantiv und Adjektiv vorliegt („italienische Brücke“), die durch ein weiteres Adjektiv näher bestimmt wird („bekannt“).

Als Faustregel können Sie den folgenden Test machen: Versuchen Sie, das Wörtchen „und“ zwischen die beiden Adjektive zu setzen. Klingt das noch sinnvoll? Dann sind die Adjektive gleichrangig und brauchen unbedingt ein Komma.

Nein, kryptische Texte machen nicht neugierig!

Wenn schlechte Autoren sich für unverständliche Passagen rechtfertigen wollen, greifen sie seit Menschengedenken zu folgender Ausrede: „Aber das macht doch neugierig!“ Das war und ist aber Unsinn. Wir liefern ein eindrucksvolles Beispiel und eine geniale Studie dazu …

Von Stefan Brunn

Wir verraten nicht, wer es ist. Aber der Autor des folgenden Reportage-Beginns ist ein preisgekrönter Journalist, der regelmäßig Lesungen seiner Texte veranstaltet:

„Eine Geschichte ist kein Abstraktum. Das wäre wie ein Film ohne Darsteller. Die Gefahr: Manchmal identifiziert man den Inhalt mit den Darstellern: Eine irgendwie untrennbare Verquickung entsteht.“

Sicherheitshalber haben wir mal herumgefragt, aber niemand versteht, was das heißen soll. Man nennt so einen Stil „kryptisch“, abgeleitet vom griechischen Wort „kryptikós“, was so viel wie „verborgen“, „rätselhaft“ oder eben „unverständlich“ heißt.

Die Annahme, dass wir so etwas gerne lesen oder es uns neugierig macht oder dass wir die Verfasser:in für intelligent halten, ist aber nachweislich falsch.

Eine Forschungsarbeit des amerikanischen Psychologie-Professors Daniel M. Oppenheimer (unter anderem tätig in Princeton und Stanford) zeigt eindeutig, dass man bei gleichem Informationsgehalt einfachere Texte lieber liest und deren Verfasser:innen auch für intelligenter hält.

Um es noch einmal zu betonen: Die Hoffnung, wegen unverständlicher Äußerungen für schlau gehalten zu werden, ist wissenschaftlich widerlegt. Oppenheimer, übrigens ein wirklich genialer Forscher, hat für seine Studie immerhin den alternativen Nobelpreis erhalten.

What? So what? What now?

Wenn amerikanische Manager:innen sich von ihrem Stab für Entscheidungen informieren lassen, geschieht das oft nach dem gleichen Schema. Dahinter steht ein einfaches, aber sehr intelligentes Reflexions-Modell. Wir erklären, woher es stammt und wie es funktioniert.

Von Andrea Rayers

What? So what? What now?“ – wer sich beim Schreiben diese drei Fragen stellt, schafft dadurch saubere Prüfroutinen für Texte aller Art. Die Fragen gehören zu einem Reflexions-Modell, das der amerikanische Lehrer Terry Borton 1970 aufgestellt hat. Man reflektiert damit auf den drei wichtigsten Ebenen:

  • Um was geht es eigentlich? Beschreibung
  • Was geht uns das an? Interpretation, Analyse, Bewertung, Handlungsoptionen
  • Was ist jetzt zu tun? Entscheidung und Vorschlag

Wir stellen Ihnen die einzelnen Dimensionen einmal anhand eines ganz fiktiven Beispiels vor:

What?
Die Wissensdimension. Zunächst einmal muss geklärt werden: Worum geht es überhaupt? Zum Beispiel, wenn wir unser Firmengebäude gegen Überflutung schützen müssen. Welche Probleme kämen dann auf uns zu, wie ist unsere derzeitige Ausgangslage?

So what?
Die Interpretationsdimension. Nun ist es Zeit zu bewerten: Was bedeutet diese Ausgangslage oder dieses Problem für mich? Wie hoch ist zum Beispiel die Chance, dass der Standort überflutet wird, was würde das finanziell und organisatorisch bedeuten? Welche weiteren Konsequenzen ergäben sich daraus? Und natürlich: Welche Optionen stehen uns zur Verfügung, wie teuer sind sie, wie effizient werden sie funktionieren?

What now?
Die Handlungsdimension. Abschließend lautet die Frage: Welche Empfehlung ergibt sich daraus, was sollten wir jetzt tun? Bauen wir einen Wall, ziehen wir um, schließen wir eine Versicherung ab?

„What? So What? What now?“ hilft zum Beispiel bei der Gliederung von Entscheidungsvorlagen oder Positionspapieren. Aber diese Reflexionsdimensionen helfen auch bei allen anderen Texten, in denen Entscheidungen getroffen, vorbereitet oder auch nur dargestellt werden sollen.

Was ist ein Gedanke und wann werden daraus zwei?

Pro Satz nur ein Gedanke! Diese Grundregel des Satzbaus gilt auch für unsere Gesetze. Darauf hat sich Deutschland offiziell festgelegt. Aber was ist eigentlich ein Gedanke, woran erkennt man einen zweiten im Satz? Wir haben dazu eine übersichtliche Liste erstellt.

Von Andrea Rayers

Die Bundesregierung lässt sämtliche Gesetze und Verordnungen auf verständliche Sprache hin prüfen und verbessern. Das erledigt ein Team aus Sprachwissenschaftlern namens „Redaktionsstab Rechtssprache“, angesiedelt beim Justizministerium. Für deren Textprüfung gibt es klare Regeln: Beispielsweise darf nur ein Gedanke pro Satz geäußert werden. Vorbild ist die Schweiz, die bereits seit 40 Jahren eine intensive Gesetzesredaktion macht.

Nun wollen Linguisten natürlich gern genau wissen, was das denn heißt: ein Gedanke pro Satz. Der Leiter des deutschen Sprachdienstes der Schweizerischen Bundeskanzlei, Stefan Höfler von der Universität Zürich, hat sieben Indikatoren identifiziert, die einen Gedanken kennzeichnen. Anders ausgedrückt: An welchen Kennzeichen erkennen Linguisten, dass es sich wohl um zwei Gedanken handelt?

1. Satz
Ein Punkt oder ein Strichpunkt („Semikolon“) kennzeichnet nicht nur das Ende eines Satzes, sondern auch das eines Gedankens. Hier stimmt: ein Gedanke, ein Satz.
Beispiel: Die Amtsdauer der Rektorin beträgt vier Jahre. Die Amtsdauer der Prorektoren beträgt zwei Jahre.

2. Satzreihe
Sind zwei aufeinanderfolgende Hauptsätze lediglich durch ein Komma, einen Gedankenstrich oder eine Konjunktion (zum Beispiel und, oder) abgetrennt, zählen wir sie als separate Gedanken. Hier spricht man von einer sogenannten Satzreihe: mehrere Gedanken in einem Satz.
Beispiel: Die Amtsdauer der Rektorin beträgt vier Jahre, die Amtsdauer der Prorektoren beträgt zwei Jahre.

3. Zusammengezogene Sätze
Manchmal müssen wir unterscheiden: Ist das eine Aufzählung zu ein und demselben Thema? Oder sind hier zwei Sätze zusammengezogen worden, die jeweils eine eigene Aussage und deshalb einen eigenen Satz verdient haben?
Beispiel: Das Grundstudium dient der Vermittlung der Grundlagen und bildet die Voraussetzung für das Hauptstudium.
Diese Sätze haben zwar das geiche Subjekt („Grundstudium“), aber sie machen Aussagen zu unterschiedlichen Themen. Zwei Gedanken in einem Satz!

4. Schaltsatz bzw. Parenthese
Alsbald wir einen Satz in einen anderen einschieben, haben wir zwei eigenständige Aussagen. Dieser Einschub heißt Schaltsatz oder Parenthese. Er wird meist von Gedankenstrichen, Kommata oder Klammern umgeben.
Beispiel: Laut Unfallstatistik des Bundesamtes – sie ist vor wenigen Tagen erschienen – sind Unfälle im letzten Jahr weiter zurückgegangen.

5. Weiterführende Nebensätze
Wird ein Nebensatz zum Beispiel mit was, wobei, womit, wohingegen, weshalb oder wodurch eingeleitet, kann man davon ausgehen: Hier folgt ein zweiter Gedanke. Man spricht dabei von sogenannten weiterführenden Nebensätzen, die man ohne Probeme als eigenständigen Satz formulieren kann:
Beispiel: Die berufliche Vorsorge wird durch die Beiträge der Versicherten finanziert, wobei die Arbeitgeber mindestens die Hälfte der Beiträge bezahlen.

6. Attribute
Sobald ein Substantiv durch ein Attribut näher beschrieben wird, müssen wir aufpassen: Oft ist das Attribut (etwa in Form eines Adjektivs oder Relativsatzes) ein eigener Gedanke – aber eben nicht immer.
Ein eigener Gedanke ist das Attribut, wenn es Informationen trägt, die nicht zwingend zur Hauptsaussage gehören und die sich in einen separaten Satz auslagern lassen:
Beispiel: Die Universitätsleitung setzt eine Berufungskommission ein, der mindestens zwei externe Expeten angehören.
Anders sieht es aus, wenn das Attribut inhaltlich unbedingt zur Hauptaussage gehört – dann ist es kein eigener Gedanke. In dem Fall wäre der Hauptgedanke ohne das Attribut unvollständig.
Beispiel: In das Berufungsverfahren können auch Personen einbezogen werden, die sich nicht beworben haben.

7. Präsupposition
Ein zweiter Gedanke kann in einem Satz mitschwingen, ohne dass er explizit ausformuliert wird – er wird einfach als gegeben vorausgesetzt. In dem Fall spricht man von einer Präsupposition.
Beispiel: Die Mitarbeiterin prüft, ob die Forschungsstätte nicht kommerziell ausgerichtet und ob sie beitragsberechtigt ist, nach folgenden Kriterien: …
In diesem Beispiel wird nicht gesagt, sondern lediglich impliziert, dass nur Forschungsstätten beitragsberechtigt sind, die nicht kommerziell ausgerichtet sind.

Den Leser zur Schnecke machen

Wenn wir chatten, was ist dann schneller zu lesen: ein geschriebenes Wort oder ein Bildzeichen? Forscher:innen mehrerer deutscher Unis haben das jetzt nachgemessen und klare Ergebnisse erzielt.

Von Stefan Brunn

Wer Emojis schreibt, macht das Lesen deutlich langsamer. Während die durchschnittliche Lesezeit für ein ausgeschriebenes Wort etwa 450 Millisekunden beträgt, benötigt man zur Lektüre eines entsprechenden Emojis zwischen 800 und 900 Millisekunden. Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Studie der Ruhr-Universität Bochum, der Universität Potsdam und der Berliner Charité.

© RUB, Marquard

Die Forscher:innen hatten 61 deutschsprachigen Proband:innen (überwiegend Bachelor-Studierende an der Universität Potsdam) diverse Sätze vorgelegt und zweierlei geprüft: Ob das Verständnis jeweils auch mit Emojis funktioniert und wie lang der Leseprozess dauert. Ergebnis 1: Die Proband:innen verstehen die Emojis fast immer gut. Ergebnis 2: Sie brauchen deutlich länger, um den Inhalt aufzunehmen. Ein Beispiel für die zwei Vergleichssätze:

A: Wir sitzen im Auto und kommen bald nach Hause.
B: Wir sitzen im 🚗 und kommen bald nach Hause.

Tendenziell stimmen die Ergebnisse mit anderen Ergebnissen für Emoji-Lesezeiten überein.  Emojis selbst werden etwa 50 Prozent langsamer gelesen als Wörter. Das bedeutet jedoch nicht, dass der ganze Satz nur halb so schnell gelesen würde.

Differenzieren muss man auch zwischen sehr geübten Emoji-Nutzern und anderen. „Proband:innen, die nach ihrer Selbsteinschätzung Emojis häufiger verwenden, lesen die inhaltlich passenden Emojis durchschnittlich schneller“, erklärt die Studienleiterin Tatjana Scheffler, Juniorprofessorin für Digitale Forensische Linguistik an der Uni Bochum.

Die Studie „The processing of emoji-word substitutions“ wurde veröffentlicht in der Wissenschaftszeitschrift „Computers in Human Behavior“.

Auch kluge Köpfe schreiben große Namen falsch!

Arme Stadt Siegburg! Als städtische Bedienstete jüngst gleich zweimal daran scheiterten, ein korrektes Straßenschild für Adalbert Stifter zu prägen, machten sich die Medien mächtig drüber lustig. Dabei sitzen sie im Glashaus, denn auch FAZ, Zeit & Co. schreiben immer wieder große Namen falsch!

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen: Von BILD über Spiegel, Welt und Süddeutsche mokierten sich die lieben Kollegen von der Presse über den kleinen Lapsus, der dem Siegburger Baubetriebshof unterlaufen war. Ja, „Albert“ und „Adelbert“ sind falsch, geschenkt!

Aber die Medien sollten seit Abschaffung ihrer festangestellten Korrektoren mit dem Steineschmeißen vorsichtig sein. Wir haben mal nachgeguckt, ob wir nicht in den Spalten namhafter Zeitungen auch den einen oder anderen ähnlichen Klops finden.

Und siehe da, selbst die FAZ schreibt den wunderbaren Robert Gernhardt falsch! Dabei lebte der in Frankfurt und bereicherte das Blatt immer wieder mit seinen Werken.

Auch die ZEIT hat’s nicht immer drauf, den Namen dieses famosen Dichters und Denkers richtig zu schreiben:

Und die Süddeutsche tut sich ebenfalls manchmal schwer:

Bei den Regionalzeitungen sieht’s übrigens nicht besser aus. Joseph von Eichendorff zum Beispiel wird sehr regelmäßig falsch geschrieben, vor allem in Straßennamen:

Aachener Nachrichten

Main-Post

Schwarzwälder Bote


Wolfsburger Allgemeine


Adalbert Stifter, Robert Gernhardt, Joseph von Eichendorff – das sind doch eigentlich keine komplizierten Namen! Was würde man eigentlich machen, wenn wir Straßen nach ausländischen Nobelpreisträgern wie Frans Eemil Sillanpää oder Rabindranath Thakur benannten? Von einer Ödön-von-Horváth-Allee mal ganz zu schweigen … 😉

Der Frosch und seine Locken

Dem werde ich mal zeigen, wo der Bartel den Most holt! Wo der Hammer hängt. Wo der Frosch die Locken hat. Für Besserwisser gibt’s im Deutschen ein paar wunderbare Sprüche. Wer sie verwendet, sollte aber selbst wissen, wer dieser Bartel überhaupt ist!

Von Andrea Rayers

„Ich zeig Dir, wo der Bartel den Most holt“
Also, wer ist dieser Bartel, der sich einen Most gönnt? Tatsächlich ist „Bartel“ gar kein männlicher Name. Der Begriff stammt aus dem Jiddischen und heißt „Brechstange“. Und mit „Most“ ist auch nicht das Getränk gemeint, sondern die jiddische Übersetzung von „Geld“. Andere glauben dagegen, dass der Barthel der Storch ist. Im Niederdeutschen wird der Storch nämlich auch Batheld oder Barthold genannt – und der weiß ja bekanntlich, woher die Kinder kommen. Und jemand, der weiß, woher die Kinder kommen, ist ja aufgeklärt und kann andere daran teilhaben lassen …

„Ich zeig Dir, wo der Hammer hängt“
Diese Redensart stammt wohl aus den 1960er Jahren. Die Herkunft ist nicht ganz geklärt, die Bedeutung aber schon: Der Profi kennt sich in der Werkstatt bestens aus. Er weiß genau, an welchem Haken der Hammer hängt und kann es gönnerhaft den Neulingen zeigen.

„Ich zeig Dir, wo der Frosch die Locken hat“
Dieser Spruch geht auf den Comedian Atze Schröder zurück, der ja bekanntlich vor Selbstbewusstsein strotzt. Und mal ehrlich: Wer es schafft, bei einem völlig haarlosen Frosch Locken zu finden, der hat es einfach drauf. Dem traut man auch zu, Wasser in Wein zu verwandeln.

Die lustigsten deutschen Wortexporte

Bekanntlich importiert Deutschland sehr viele Wörter aus anderen Sprachen. Aber andere Sprachen übernehmen bisweilen auch deutsche Wörter – nicht immer bleiben Form und Bedeutung bestehen …

Von Stefan Brunn

Im Exportieren ist Deutschlands Wirtschaft immer noch stark – auch wenn uns die Chinesen den Weltmeistertitel abgenommen haben. Mit unseren Sprachexporten dagegen liegen wir weit hinter anderen Sprachen, vor allem natürlich hinter dem Englischen.

Das heißt aber nicht, dass unsere Sprache nicht doch im Ausland Spuren hinterlassen würde. Der Deutsche Sprachrat hat schon vor Jahren einmal unter Deutschen, die im Ausland leben, die dort verwendeten Wörter deutschen Ursprungs gesammelt und 6.000 Wörter zurückbekommen!

Das dabei am häufigsten eingereichte Wort war „Vasistas“ – so nennen die Franzosen ein kleines Oberlicht im Flur. Auf den Plätzen folgten „Kindergarten“, „Butterbrot“, „kaputt“ und „Schadenfreude.“

Spannender sind aber die selteneren Begriffe. „Vigéc“ nennen zum Beispiel die Ungarn einen Vertreter – offenbar war „Wie geht’s?“ ein beliebter Spruch vor der Haustür. In Kamerun nimmt man am „Banop“ den Zug, vermutlich, weil die Deutschen dort die Eisenbahn gebaut haben. In Russland heißt der Netzstecker auch „Stjepselj“, was wohl vom Stöpseln kommt. „Strudel“ nennen die Isaelis das @-Zeichen, wie übrigens im Hebräischen auch eine „Schlafstunde“ (realdeutsch: Siesta) bekannt ist. Die Japaner sprechen von „Orugasumusu“ und „Impotentsu“, haben aber auch das „Winaschnittsero“ übernommen.

Man wird sich jedoch schon gedacht haben, dass die deutschen Auftritte im Ausland nicht immer erfreuliche Spuren hinterlassen haben. Das Beispiel „Blitzkrieg“ ist hinlänglich bekannt. Und wenn es in Afrikaans „Aberjetze!“ heißt, kann man sich den Ursprung schon bildhaft vorstellen …

Das Kolonial- und Kriegsdeutsch stellt aber in der Masse der deutschen Sprachexporte eine verschwindend geringe Minderheit dar. Eher schon gebrauchen die anderen Nationen unsere Grübel-Wörter wie „Weltanschauung“, „Leitmotiv“, „Sehnsucht“ oder „Zeitgeist“. Die international gute „Arubeito“ (Japanisch) des Beinahe-Exportweltmeisters nicht zu vergessen. Sie wird wunderbar konterkariert durch ein nettes Wort, das eine Frau in Finnland auf der Fahrtzielanzeige eines Busses fotografiert hat: Es heißt „Kaffeepausi“.