Kategorie: Allgemein

Klarheit durch Statusinfos

Ist etwas nur angedacht, bereits beschlossen oder schon umgesetzt? Wenn diese Information nicht vorhanden ist, fehlt Texten das Wichtigste. Wir sprechen von der Statusinformation – einem leider oft vergessenen Inhalt.

Von Stefan Brunn

Ohne Statusinfos entsteht Unsicherheit bei Leserinnen und Lesern, wie sie einen Inhalt einordnen sollen. Das wiederum kann zu falschen Erwartungen oder Entscheidungen führen – deshalb sollte die Prüfroutine praktisch bei jedem Text lauten: Erfährt meine Zielgruppe, was hier der Status des Textinhalts ist? Denn es macht zum Beispiel für Entscheiderinnen und Entscheider durchaus einen Unterschied, ob der Text die kuriose Idee von irgendwelchen Hinterbänklern beschreibt oder einen bereits verabschiedeten Beschluss im Bundesrat. Das gilt für behördliche Vermerke, für Management summarys, für Pressetexte und viele weitere Textsorten.

Man kann den Status einer Information natürlich explizit mitteilen: „Das hat das Gericht gestern bestätigt, eine Revision ist nicht möglich.“ Es ist aber auch möglich, ihn zusätzlich oder alternativ durch Modalverben (wie kann, soll, darf, muss) auszudrücken, die weit weniger deutlich sind: „Unternehmen in Deutschland dürfen ihren Beschäftigten keine Briefmarken schenken.“ Modalverben sind dabei Schlüsselbegriffe, die eine zusätzliche Ebene der Präzisierung bieten.

Die Statusphase deutlich machen – egal ob explizit oder auch implizit – kann man jedoch nur, wenn man sie auch erkennt. Helfen kann dabei unsere nachfolgende Übersicht, die zwischen fünf Phasen unterscheidet:

1. Idee/Wunsch
In der Phase der Idee oder des Wunsches handelt es sich um Überlegungen oder Vorschläge ohne Verbindlichkeit: „Das Ministerium erwägt, ein Förderprogramm für die KI-Bildung an Schulen zu entwickeln.“

2. Konzept/Entwurf
Es gibt ein schriftliches Dokument oder einen Vorschlag, der diskutiert und gegebenenfalls angepasst wird, bevor er beschlossen wird: „Ein Konzept zur Neuregelung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen ist soeben veröffentlicht worden.“

3. Beschluss/Entscheidung
Eine offizielle Genehmigung signalisiert Verbindlichkeit und gibt eine klare Richtung vor: „Das Bundeskabinett hat beschlossen, die CO₂-Bepreisung schrittweise zu erhöhen.“

4. Umsetzung/Verfügbarkeit
In diesem Status ist die Entscheidung schon umgesetzt worden, eine Regelung in Kraft, ein Produkt erhältlich usw.: „Die Neuregelung der Pendlerpauschale gilt seit dem aktuellen Steuerjahr.“

5. Obsolet/erübrigt/abgeschlossen
Etwas ist obsolet geworden, wird nicht mehr benötigt: „Die Idee, ein nationales Überwachungssystem für Pandemien zu entwickeln, hat sich durch die internationale Kooperation erübrigt.“

Typografie der Tüttelchen

Warum sehen die Anführungszeichen in der Neuen Zürcher Zeitung anders aus als in deutschen Zeitungen? Die Antwort ist einfach: Weil sich in den einzelnen Ländern unterschiedliche typografische Standards entwickelt haben. Wir haben die Tüttelchen mal übersichtlich gruppiert.

Von Stefan Brunn

In den folgenden Gruppen finden Sie die Standardformen diverser europäischer Länder (plus USA). Zu beachten ist natürlich, dass in manchen Ländern mehrere Sprachen verbreitet sind (etwa in der Schweiz). Das führt auch zu mehreren erlaubten Formen von Anführungszeichen.

Den deutschen Standard korrekter Gänsefüßchen, nämlich „…“, kann man sich durch die Zahlenkombination 99-66 ganz gut merken. Wenn Sie sich die folgenden Zeichen ansehen, erkennen Sie sicher, was das bedeutet:

Bulgarien, Deutschland, Estland, Island, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Luxemburg, Nordmazedonien, Österreich, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei, Tschechien, Ungarn

Albanien, Frankreich, Griechenland, Italien, Portugal, Russland, Schweiz, Spanien, Ukraine

Belgien, Finnland, Schweden. In diese Gruppe fallen auch die USA.

Irland, Niederlande, Vereinigtes Königreich

Dänemark, Slowenien

Systematik der Deppenapostrophe

„Ilse’s Imbiss“ ist neuerdings kein Fehler mehr, der Rat für deutsche Rechtschreibung hat bei Eigennamen klein beigegeben. Das heißt natürlich nicht, dass es keine Deppenapostrophe mehr gibt. Wir haben die sieben wichtigsten Fehler systematisiert …

Von Stefan Brunn

Vorm Endungs-s
Der unumstrittene King unter den Deppenapostrophen ist der, den man vor ein einfaches Endungs-s setzt. Wo immer dieser Apostroph gesetzt wird (oft in Supermärkten), ist für Heiterkeit gesorgt! 😉

    • Beispiel: „Frische Anana’s“

Hinterm Imperativ
Bei der Befehlsform von Verben setzt man keinen Apostroph. Manche finden anscheinend, dass der Imperativ sonst zu einsam ist!

    • Beispiel: „Hol‘ das Stöckchen!“

Beim Genitiv
Der Klassiker, von spöttisch-bösen Zeitgenoss*innen auch „Sächsischer Genitiv“ genannt. Zwar ist der Genitiv-Apostroph neuerdings offiziell bei Eigennamen erlaubt („Werner’s Bistro“). Er bleibt aber inkorrekt, wenn es sich eben nicht um Eigennamen handelt.

    • Beispiel: „Von Oma‘s Apfelkuchen ist nichts übrig.“

Bei Adverbien
Auch Adverbien, die auf -s enden, werden manchmal mit Apostroph geschrieben, was natürlich grober Unfug ist:

    • Beispiel: „Er kommt abend‘s vorbei.“

Beim Plural
Nee, auch in der Mehrzahl kommt kein Apostroph vors Endungs-s.

    • Beispiel: „Zwei Kaffee’s bitte!“

Bei Präpositionen
Vermutlich der häufigste und verzeihlichste Deppenapostroph ist der bei einer Präposition in Kombination mit einem bestimmten Artikel. Dieser Fall wird oft verwechselt mit einem anderen Fall, bei dem der Apostroph tatsächlich gesetzt werden kann: wenn nämlich das Pronomen „es“ auf ein Verb folgt („gibt’s“, „heißt’s“ etc.).

    • Beispiel: „Wir gehen in‘s Kino.“

Bei Abkürzungen
Eine ebenfalls sehr oft in freier Wildbahn anzutreffende Spezies. Man präge sich ein: Auch bei Abkürzungen und Akronymen gibt es weder Plural- noch Genitiv-s!

    • Beispiel: „Viele PC‘s sind veraltet.“

Link zu den amtlichen Regeln des Rechtschreibrats, in denen das Genitiv-s bei Eigennamen jetzt nicht mehr als Fehler gilt:
https://www.rechtschreibrat.com/regeln-und-woerterverzeichnis/

Quiz: Do you speak Dating?

Geister, Brotkrümel und U-Boote – was haben diese Dinge mit Online-Dating zu tun? Mehr als Sie denken! Testen Sie Ihr Wissen über die neuesten Begriffe des Online-Datings mit unseren zehn Quizfragen.

Von Hannah Molderings

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Nach meinem Gefühl, brauche ich hier ein Komma

Nein, natürlich ist das Komma hier falsch. Weil es so verbreitet ist, hat es trotzdem einen Namen: Vorfeldkomma. Wir erklären, was das ist und wie man den Fehler sicher vermeidet.

Von Katrin Liffers

Was ist das Vorfeld?
Vorfeld nennt man den Teil eines Satzes, der vor dem konjugierten Verb steht. In den meisten Fällen befindet sich an dieser Stelle das Subjekt oder Objekt des Satzes oder eine sogenannte Adverbiale:
Beispiel 1: Das Kind spielt gerne mit dem Ball.
Beispiel 2: Den Artikel habe ich gestern gelesen.
Beispiel 3: Aufgrund der Gleisstörungen fährt die Bahn heute nicht.
(Anmerkung des Setzers: Katrin wählt immer sehr realitätsnahe Beispiele 😉)

Was ist das Vorfeldkomma?
Bei den Beispielen 1 und 2 würde wahrscheinlich niemand auf die Idee kommen, vor dem Verb ein Komma zu setzen. Bei Beispiel 3 sieht es anders aus: Hier haben viele das Bedürfnis, das Vorfeld vom Rest abzugrenzen und als Einheit zu markieren. Das Resultat: ein gut gemeintes, aber leider völlig falsches Vorfeldkomma („Aufgrund der Gleisstörungen, fährt die Bahn heute nicht“).

Forscherinnen und Forscher haben herausgefunden, dass das Bedürfnis nach einem Vorfeldkomma dann besonders groß ist, wenn das Vorfeld sehr lang ist oder mit einer Präposition beginnt:
Beispiel 4: Aufgrund der schon lange anhaltenden Gleisstörungen und mehrerer Fahrplanänderungen fährt die Bahn heute nicht.
Nein, ganz sicher: Vor dem Verb steht kein Komma!

Wie erkennt man ein Vorfeldkomma?
Mit den folgenden Fragen können Sie überprüfen, ob das Komma vor einem konjugierten Verb korrekt ist:

Befindet sich im Teil vor dem konjugierten Verb ein anderes Verb?
Beispiel 5: Sie buchte einen Flug, packte ihren Koffer und war verschwunden.
Beispiel 6: Weil für heute Regen gemeldet ist, fährt er mit dem Auto.

Steht vor dem konjugierten Verb eine Anrede, ein Ausruf oder der Ausdruck einer Stellungnahme?
Beispiel 7: Isabella, rate mal, wen ich heute gesehen habe?
Beispiel 8: Oh, bist du schon da?
Beispiel 9: Ja, lass uns ins Kino gehen.

Gibt es eine Aufzählung, die ein Komma verlangt?
Beispiel 10: Er spielt, isst, schläft.

Handelt es sich bei dem Teil vor dem konjugierten Verb um wörtliche Rede?
Beispiel 11: „Hast Du das wirklich nicht gesehen?“, fragte er.

Kann man den Teil vor dem konjugierten Verb einfach weglassen, ohne dass man das    Satzschlusszeichen oder die Wortstellung im Satz ändern muss?
Beispiel 12: Ich, als Gärtnerin, weiß das ganz genau.

Haben Sie alle Fragen mit nein beantwortet? Dann können Sie sicher sein: Hier kommt kein Komma hin.

Nicht verwechseln: doppelte Lottchen bei Wörtern

Manche Wörter klingen beinahe identisch, haben aber erheblich unterschiedliche Bedeutungen, zum Beispiel Identifizierung und Identifikation. Wir haben die sieben häufigsten solcher doppelten Lottchen für alle aufgelistet, die sich nicht blamieren wollen …

Effektiv/Effizient

Effektiv bedeutet, dass etwas tatsächlich das gewünschte Ergebnis erzielt, während effizient zusätzlich die Frage nach der eingesetzten Energie oder den Ressourcen berücksichtigt. Beispiel: „Ein Medikament ist effektiv, wenn es die Krankheit heilt, aber es ist nur dann auch effizient, wenn es dies mit minimalem Aufwand tut.“

Formell/Formal

Hier scheint es sich um bedeutungsgleiche Zwillinge zu handeln, aber der Teufel steckt im Detail: Formell beschreibt den äußeren Rahmen einer Situation, etwa bei einem formellen Treffen oder einem formellen Brief. Formal dagegen bezieht sich auf eine Regel oder Vorschrift, die eingehalten wird – zum Beispiel bei einer formalen Prüfung oder einer formalen Logik.

Identifikation/Identifizierung

Identifikation beschreibt den Prozess des Sich-selbst-Wiedererkennens oder sich mit etwas oder jemandem zu identifizieren. Identifizierung meint hingegen das Feststellen der Identität einer anderen Person oder eines Objekts. Beispiel: „Die Identifikation mit dem Protagonisten ist ein wichtiges Element beim Lesen von Romanen“, aber „Die Polizei konnte den Verdächtigen erfolgreich identifizieren.“

Persönlich/Personalisiert

Persönlich bedeutet „auf die eigene Person bezogen“. Personalisiert hingegen bedeutet, dass etwas für jemanden individuell angepasst wurde, wie etwa ein personalisiertes Geschenk oder eine personalisierte Webseite.

Praktisch/Pragmatisch

Praktisch bezeichnet eine Eigenschaft, die nützlich oder leicht anzuwenden ist, wie in „Das Werkzeug ist sehr praktisch“. Pragmatisch hingegen bezieht sich auf eine Handlungsweise, die auf das Machbare und Zweckmäßige ausgerichtet ist, ohne sich allzu sehr um Prinzipien oder Theorien zu kümmern. Man spricht also von einer pragmatischen Lösung, wenn man eine direkte, unkomplizierte Herangehensweise wählt.

Psychisch/Psychologisch

Psychisch bezieht sich allgemein auf die seelische oder mentale Verfassung eines Menschen, wie in „psychische Gesundheit“ oder „psychische Belastungen“. Es beschreibt also den Zustand der inneren Gefühls- und Gedankenwelt. Psychologisch hingegen ist ein wissenschaftlicher Begriff, der sich auf die Lehre oder Theorie der Psychologie bezieht. Man spricht etwa von einer psychologischen Untersuchung, die auf wissenschaftlichen Methoden basiert, oder von psychologischen Erklärungsmodellen für Verhaltensweisen. Beispiel: „Ihre psychische Verfassung war nach dem Unfall sehr angegriffen“, aber „die psychologischen Erkenntnisse aus der Therapie halfen ihr, das Trauma besser zu verarbeiten.“ Während psychisch eher den Zustand beschreibt, liegt bei psychologisch der Fokus auf den dahinterliegenden Prozessen und Theorien.

Speziell/Spezifisch

Speziell bedeutet „besonders“ oder „außergewöhnlich“ – zum Beispiel bei einem „speziellen Anlass“. Spezifisch dagegen bezieht sich auf etwas, das exakt auf eine bestimmte Sache zutrifft, wie bei „spezifischen Anforderungen“ oder „spezifischen Eigenschaften“ eines Materials.

Wann darf der Strich atmen?

Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat die Schrägstrich-Regeln geändert: Neuerdings kann man in mehr Fällen als bisher ein Leerzeichen neben den Schrägstrich setzen. Wir zeigen die fraglichen Fälle und was jetzt erlaubt  ist beziehungsweise was nicht.

Einzelne Begriffe
Bei der Verwendung des Schrägstrichs zwischen einzelnen Begriffen bleibt die Regel unverändert. Es werden keine Leerzeichen gesetzt.

  • Erlaubt: Tag/Nacht, Apfel/Birne, Hund/Katze
  • Nicht erlaubt: Tag / Nacht, Apfel / Birne, Hund / Katze

Wortgruppen
Bei Wortgruppen ist neuerdings die Verwendung von Leerzeichen vor und nach dem Schrägstrich zulässig.

  • Erlaubt: die Rosen / die Tulpen als Schnittblumen
  • Auch erlaubt: die Rosen/die Tulpen als Schnittblumen

Mehrere Alternativen
Bei der Auflistung mehrerer Alternativen ist die Verwendung von Leerzeichen nun optional.

  • Erlaubt: Montag/Dienstag/Mittwoch
  • Auch erlaubt: Montag / Dienstag / Mittwoch

Personenbezeichnungen
Bei Personenbezeichnungen gelten besondere Regeln:

  • Erlaubt: Lehrer/Lehrerin (ohne Leerzeichen)
  • Auch erlaubt: Lehrer / Lehrerin (mit Leerzeichen)
  • Auch erlaubt: Lehrer/-in (mit Bindestrich, ohne Leerzeichen)
  • Nicht erlaubt: Lehrer /-in (Leerzeichen vor dem Bindestrich)

Zahlen und Datumsangaben
Bei Zahlen und Datumsangaben bleibt die Regel unverändert. Es werden keine Leerzeichen verwendet.

  • Erlaubt: 2023/2024, 15./16. Juli
  • Nicht erlaubt: 2023 / 2024, 15. / 16. Juli

Abkürzungen und Maßeinheiten
Auch bei Abkürzungen und Maßeinheiten werden weiterhin keine Leerzeichen gesetzt.

  • Erlaubt: km/h, m/s, EUR/USD
  • Nicht erlaubt: km / h, m / s, EUR / USD

Link zu den amtlichen Regeln:
https://www.rechtschreibrat.com/regeln-und-woerterverzeichnis/


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Schwammige Antworten kosten Sympathie

Unklare Antworten machen uns unbeliebt: Eine aktuelle Studie zeigt, dass Menschen, die auf Fragen ungenau antworten, als weniger sympathisch wahrgenommen werden. Bei unangenehmen Themen liegen die Dinge aber manchmal anders …

Der Ansatz der Studie
Die Forscher Deming Wang von der James Cook University in Singapur und Ignazio Ziano von der Universität Genf haben in einer umfassenden Studie untersucht, wie sich unklare Antworten auf die Wahrnehmung von Sympathie auswirken. Die Studie umfasste insgesamt 9 Experimente mit über 2.600 Teilnehmern, die größtenteils in westlichen und asiatischen Ländern befragt wurden. Dabei zeigte sich, dass Menschen, die auf alltägliche Fragen vage antworten, als weniger sympathisch, weniger warm und weniger extravertiert wahrgenommen werden. Dieses Ergebnis wurde in unterschiedlichen sozialen Kontexten bestätigt, darunter in Gespräche mit Freunden, Nachbarn und auch bei Bewerbungsgesprächen. 

Die konkreten Ergebnisse
In einem Experiment, bei dem ein Abendessen zwischen Freunden simuliert wurde, stellte eine Großmutter ihrem Enkel die Frage: „Wie lange hast du das Fleisch gegart?“ Anstatt präzise zu antworten, antwortete der Enkel nur: „Schon eine Weile.“ Diese vage Antwort führte dazu, dass 73 Prozent der Beobachter ihn als weniger sympathisch und sogar etwas unzuverlässig einstuften. Eine ähnliche Szene spielte sich in einem Bewerbungsgespräch ab. Auf die Frage „Wie viel verdienen Sie im Jahr?“ antwortete ein Bewerber lapidar: „So viel wie die meisten Büroangestellten.“ Ergebnis: Fast 60 Prozent der Teilnehmer würden ihn nicht einstellen – so kann man seine Chancen ruinieren. Ein weiteres Beispiel stammt aus einem Gespräch zwischen einem Sohn und seinem Vater: „Wie viel willst du für dein Auto haben?“ Sohn: „So viel die meisten gebrauchten Limousinen kosten.“ Auch er wurde er als weniger sympathisch wahrgenommen. 

Ausnahme: sensible Themen
Die Studie zeigt aber auch, dass Menschen bei sensiblen oder potenziell verletzenden Themen durchaus Verständnis für unklare Antworten haben. Ein Beispiel dafür war eine Frage in einem medizinischen Kontext, in dem ein Patient seinen Arzt fragt: „Wie lange werde ich noch zu leben haben?“ Die vage Aussage „noch einige Zeit“ schien hier 54 Prozent der Befragten nicht nur akzeptabel, sondern sympathisch und einfühlsam. Immerhin ersparte der Arzt dem Patienten so die volle Härte der Diagnose. Die Sympathie des Arztes wurde durch die unklare Antwort nicht beeinträchtigt, da die Teilnehmenden den Grund nachvollziehen konnten. 

Fazit: Konkretheit zahlt sich aus
Die Forscher schlussfolgern unterm Strich dennoch, dass klare und konkrete Antworten in den meisten sozialen Interaktionen den Vorzug verdienen. Sowohl in professionellen als auch in privaten Kontexten können allzu vage Antworten durchaus Sympathie und Vertrauen untergraben.



Link zur Studie:

Deming Wang & Ignazio Ziano: Give Me a Straight Answer: Response Ambiguity Diminishes Likability. https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/01461672231199161

Angeduzt und angekumpelt

Warum duzen immer mehr Medien ihr Publikum? Offenbar sprechen die Klickzahlen dafür. Wir haben mit einem Redakteur gesprochen, den das massiv stört – der aber unerkannt bleiben möchte.

Von Stefan Brunn

Zeilenhacker-Redakteur Stefan Brunn im Gespräch mit dem Redakteur, dem das Duzen in journalistischen Artikeln ein Graus ist.

Darf ich Dich für das Gespräch überhaupt duzen?
Ja, selbstverständlich. Ich bin beim Duzen wie jeder andere.

Gegen das Duzen hast Du also nicht allgemein was, sondern nur in Veröffentlichungen?
Ich habe da keine besonderen Vorlieben und muss auch nicht immer gesiezt werden. Aber was mir auf die Nerven geht, ist in Texten ständig angeduzt und angekumpelt zu werden …

Was stört Dich denn am Duzen? Damit kommt man den Leuten doch näher?
Ein Kollege von mir, im selben Alter wie ich übrigens, hat gesagt, wenn er gesiezt wird, ist er sofort raus, weil er sich nicht angesprochen fühlt. Bei mir ist es genau umgekehrt. Wenn ich geduzt werde, bin ich sofort raus, weil ich mir denke: Ja, waren wir denn zusammen Schweine hüten, warum duzt ihr mich hier?!

Und das heißt, Du liest dann einfach nicht weiter.
Ja, doch, wenn der Text mich interessiert, lese ich schon weiter. Man gewöhnt sich halt auch dran. Aber ich frage mich, warum man überhaupt ständig die Leute ansprechen muss? „Hier erfahrt ihr mehr“ oder „Hier erfahrt ihr, was das für euch bedeutet“ – warum behandelt man mich nicht wie einen erwachsenen Menschen? „Hier erfährst du mehr“ ist doch blöd – natürlich erfahre ich mehr, wenn ich so einen Text anklicke, dafür ist er ja da. Ich muss nicht ständig mit der Nase drauf gestoßen werden. Und mich stört generell dieses Angekumpeltwerden.

Das hat sich aber auch im wirklichen Leben verbreitet. Bei Starbucks wirst Du auch ungefragt geduzt.
Ja, aber das macht’s ja nicht besser!

Du hättest gerne, dass man erstmal prüft oder erspürt, ob das Gegenüber geduzt werden will.
Ich oute mich damit vielleicht als alter Sack, aber dann ist das halt so. Meine Vorlieben werden ziemlich gründlich ignoriert, gerade von so einer woken Community, die sonst auf jede Empfindlichkeit Rücksicht nimmt. Das ist ja auch der Hintergrund des Genderns. Warum gendert man? Weil Frauen es leid sind, sich mit einem generischen Maskulinum mitgemeint zu fühlen, vollkommen zurecht. Man nimmt also darauf Rücksicht. Aber darauf, dass ich nicht dauernd angeduzt und angekumpelt werden möchte – auf die Idee, dass das überhaupt ein Problem sein könnte, kommt keiner.

Du siehst also einen Widerspruch darin, dass man zwar gendert, aber einfach alle Leute uneingeladen duzt?
Genau! Ich nehme zur Kenntnis, dass das offenbar funktioniert, dass die Klickzahlen damit stimmen, offenbar will die Mehrheit das gerade so. Mir geht das aber auf die Nerven!

Vielleicht wird das in Zukunft alles gar nicht mehr so wichtig sein, weil Texte sich per Künstlicher Intelligenz automatisch umstellen lassen vom Duzen aufs Siezen oder von weiblicher zu männlicher Ansprache?
Du meinst, dass ich im Browser einstellen kann, ob ich geduzt oder gesiezt werde? Das halte ich erst mal für eine recht ferne Vision. Bis dahin ist für mich eher die Lösung, gar nicht erst ständig angesprochen zu werden.

Okay, vielen Dank für das Gespräch – und versprochen: Im Teaser zu diesem Text werden wir die Leser weder duzen noch direkt ansprechen!

Die Neue von Microsoft heißt Aptos

Microsoft hat sich getrennt. 15 Jahre lang hieß in allen Office-Anwendungen die Standardschrift Calibri. Damit ist jetzt Schluss: Wenn Sie demnächst neue Texte erstellen, lernen Sie Aptos kennen. Wir stellen Ihnen diese Schrift kurz vor.

Von Hannah Molderings

Wie wurde Aptos zur neuen Standardschrift für Microsoft-Anwendungen?
Microsoft hat seit 2021 fünf potenzielle Nachfolger der Calibri getestet (Tenorite, Bierstadt, Skeena, Seaford und Grandview) und umfangreiches Feedback dazu gesammelt. Die Bierstadt (benannt nach Mount Bierstadt in den Rocky Mountains) erwies sich als Favorit der meisten User. Sie wurde dann aber in Aptos umbenannt – nach einer kalifornischen Stadt, in der einer der Microsoft-Designer gerne Urlaub macht …

Was macht den Charakter von Aptos aus?
Die Aptos zeichnet sich durch eine hohe Leserlichkeit und gute Bildschirmdarstellung aus. Sie funktioniert bei kleinen Fußnoten und auch bei großen Überschriften. Die Aptos kommt (bei gleicher eingestellter Schriftgröße) insgesamt größer daher als die Calibri. Außerdem lassen sich das kleine „L“ und das große „I“ nun viel leichter voneinander unterscheiden (siehe Bild). Auch der Unterschied zwischen einer Null und dem Buchstaben „O“ kommt nun etwas besser zur Geltung.

Ab wann ist die neue Schrift verfügbar?
Microsoft Office startet ab sofort mit der Änderung der Standardschrift auf Aptos. Als erstes kommt sie vermutlich bei denen an, die Office 365 für Business nutzen. Hier wird die Schrift ganz automatisch ersetzt. Leider haben wir keine Ahnung, wann Aptos in den anderen Office-Versionen verfügbar sein wird. Diese Versionen verwenden  zunächst weiterhin Calibri als Standardschrift. Microsoft stellt die Aptos-Schrift aber hier bereit: Aptos-Download.

Wie ändere ich die Standard-Schrift manuell?
Falls Sie zwar ein Office-365-Abo haben, die Aptos aber nicht automatisch als Standard hinterlegt wird, können Sie sie auch manuell einstellen: Klicken Sie dazu im Bereich „Schriftart“ der Werkzeugleiste auf den kleinen Pfeil unten rechts. Sie gelangen dann zu weiteren Schriftart-Optionen. Hier wählen Sie nun Aptos und die gewünschte Schriftgröße aus und klicken unten links auf „Als Standard festlegen“. Wir empfehlen Ihnen, die Aptos als Standardschrift zu wählen und die Schriftgröße 12 Punkt voreinzustellen: Damit sind die Texte leichter lesbar und haben ein sehr gutes Schriftbild. Bei Texten in Word oder Präsentationen in Powerpoint, die Sie mit Calibri betextet hatten, ändert sich an den gewählten Texten natürlich nichts, wenn Sie sie nach dem Einstellen der Standardschrift wieder öffnen. Die Änderung bezieht sich nur auf Texte, die sie neu erstellen.

Was passiert mit der guten alten Calibri und den Konkurrenten von Aptos?
Calibri wird weiterhin als Schrift in den Office-Anwendungen verfügbar bleiben. Sie wird vermutlich als von Microsoft empfohlene Schriftart in einigen Menüs vorhanden sein, ähnlich wie Times New Roman und Arial zuvor. Auch die Aptos-Konkurrenten Grandview, Seaford, Skeena und Tenorite bleiben als Optionen verfügbar.