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Am fehlerlosen Korrektorat scheitert die KI noch

Textverarbeitungsprogramme schaffen es bis heute nicht einwandfrei, alle Rechtschreib-Fehler zu eliminieren. Funktioniert das mithilfe Künstlicher Intelligenz? Wir haben fünf Maschinen getestet. Die Ergebnisse waren teils gut, teils schlecht. Kein Korrektorat war fehlerfrei.

Von Stefan Brunn

Kann KI schaffen, was keinem Redaktions- oder Textverarbeitungssystem in den letzten Jahrzehnten gelungen ist, nämlich Texte auf Knopfdruck fehlerfrei zu machen? Wir haben das an einem kurzen Text mit vielen Fehlern verschiedener Art getestet:

Die von einem Hersteller von Navigationssystemen beauftragte, Befragung stellt z.B. auch fest, welche Emotionen am häufigsten auf treten , wenn sich jemand verfährt: das nahe liegende Gefühl der Frustation stand dabei erwartungsgemäss mit 75Prozent vorn, gefolgt von Ärger (36 Prozent) und Angst (19 Prozent).

In diesen wenigen Zeilen steckt ja einiges an Fehlern: Groß- und Kleinschreibung, Flüchtigkeitsfehler, Interpunktion, alte und neue Rechtschreibung … Wie kriegt das die KI in den Griff? Den Text gaben wir mit dem immer gleichen Befehl (Prompt) an fünf große Sprachmodelle: Bard, Bing, ChatGPT, Llama und You.com.

Ergebnis: Keine Maschine beseitigt wirklich alle Fehler. Allerdings schaffen es ChatGPT (3.5) und Bing, nur einen einzigen minimalen Fehler übrig zu lassen: das fehlende Leerzeichen bei z. B. Die anderen sind teils recht übergriffig, fassen etwa „von einem“ einfach zu „vom“ zusammen, machen aus dem Wort „Prozent“ das %-Zeichen oder lassen den Satzbeginn nach dem Doppelpunkt mit einem kleinen „d“ stehen, wo es groß sein muss.

Es kann aber nun nicht mehr lange dauern, bis sich eine App darauf spezialisiert, auch kleinste Fehler noch auszumerzen. Dann wird ein Versprechen wahr, dass Verlage ihrer Belegschaft schon vor 30 Jahren gegeben haben, als sie die Korrektor:innen entließen: Das Korrektorat macht jetzt die EDV.

Und falls für jemanden unser Prompt fürs Korrektorat interessant sein sollte, hier ist er (und er lässt sich bestimmt noch verbessern/spezifizieren):
Bitte erledige eine Aufgabe für mich: Korrektorat eines journalistischen Textes. Berücksichtige dabei folgende Punkte:

• Inhalt und Satzbau sollen nicht verändert werden, also bitte KEINE Redigatur, sondern nur Korrektur, also das Ausmerzen von Fehlern.
• Zu den Fehlern gehören auch Groß- und Kleinschreibung, Getrennt- und Zusammenschreibung, Kommasetzung, Kleinigkeiten wie doppelt gesetzte Leerzeichen, falsche Leerzeichen und ähnliches.
• Grundlage Deiner Korrekturen sollen die Rechtschreibregeln in Deutschland sein. Im Zweifel die Rechtschreibung, die der DUDEN empfiehlt. Bitte die neuen Regeln (nach der Rechtschreibreform verwenden). Nicht die Schweizer Regeln verwenden.
• Bitte achte auch auf Einheitlichkeit bei den Schreibweisen. Wenn Du zum Beispiel eine Maßeinheit einmal ausschreibst, dann immer.
• Bitte setze ggf. bei Abkürzungen und zwischen Ziffern und Maß- und Mengeneinheiten ein geschütztes Leerzeichen.


Kann KI unsere Texte redigieren?

Wir stehen vor einer weiteren Revolution des Schreibens, so viel ist seit der Veröffentlichung von ChatGPT klar. Aber wie gut kann die KI schon jetzt unsere Texte redigieren? Wir haben ein qualitatives Experiment gewagt.

Von Stefan Brunn

Alle Welt überbietet sich derzeit darin, die Leistungen Künstlicher Intelligenz mit menschlichen Leistungen zu vergleichen. Wir haben das natürlich auch getan. Das erste Experiment (richtige Informationen liefern) ergab ein klägliches Scheitern: Wir haben drei der neuen Bots gefragt, wer 1978 Deutscher Meister im Handball war. Da sollte ja eine richtige Antwort eigentlich drin sein. Aber alle drei Bots gaben fälschlich den VfL Gummersbach an, richtig ist aber der TV Großwallstadt. Woher die Bots ihre falsche Info hatten – intransparent!

In unserem zweiten kleinen Experiment ging es um die Sprache, genauer: ums Redigieren. Wir haben den Chatbot von You.com gefragt, ob er uns helfen kann:

Sowas hören wir natürlich immer gern! 😉 Also gaben wir ihm einen ziemlich verschachtelten Text, den wir auch in unseren Seminaren gelegentlich redigieren lassen:

Hm, so hatten wir uns das allerdings nicht gedacht, die Inhalte waren ja regelrecht verstümmelt worden! Wir insistierten sofort:

Immerhin: Der Bot hat nun überhaupt die Aufgabe verstanden und versucht, den Text zu redigieren. Gut redigiert ist er aber keinesfalls – vor allem sind die Gedanken darin nicht sauber strukturiert. Da wären wir viel schneller gewesen, wenn wir Gedanken und Sätze selbst neu arrangiert hätten!

Wir glauben trotzdem, dass uns Künstliche Intelligenz zukünftig beim Redigieren viel Arbeit abnehmen kann. Bis das aber sauber klappt, wird man sich noch ein bisschen aneinander gewöhnen müssen …