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Unser Seminar: Einführung in das Schreiben mit KI

Künstliche Intelligenz verändert unsere Schreibprozesse in zunehmendem Maße. Unser Seminar legt die Verständnisgrundlagen, gibt einen Einblick in unterschiedliche KI-Tools und übt Schreibaufgaben ein. Nächster Termin: 9. Mai.

In unserem Seminar schaffen wir einen Überblick über die Möglichkeiten des Schreibens mit Künstlicher Intelligenz. Dazu blicken wir in einzelne Apps hinein und probieren sie aus, sehen uns viele Anwendungsfälle an und hinterfragen sie kritisch. Zudem vermitteln wir die wichtigsten Grundkenntnisse darüber, wie Inhalte und Sprache von der KI geformt werden und was das für die so entstandenen Texte bedeutet.

Wenn wir mit KI Texte verfassen, geht es nicht nur um Sprache – die ja mit KI in der Regel gut klingt. Das ist auch der Grund für den berühmten Eliza-Efekt, den wir im Seminar erklären. Es geht auch um Informationen und den Kontext der Schreibaufgabe. Beides ist für Maschinen, und nichts anderes sind ChatGPT & Co., viel schwieriger zu bewerkstelligen. Das hat für einen professionellen Umgang mit KI vielfältige Konsequenzen, die wir in unserem Seminar an vielen praktischen Beispielen aufzeigen.

Ein anderer wichtiger Aspekt in unserem Seminar ist die kritische Reflexion von KI-Apps. Manche Jobs erledigen sie unglaublich gut – IMKIS stellt das in Vergleichen immer wieder fest, zum Beispiel bei Korrektoraten, bei Transkripten oder bei Protokollen. In anderen Bereichen ist die KI (noch) unglaublich fehleranfällig oder sogar komplett unbrauchbar. Hier ein einziges Beispiel, stellvertretend für viele:

Die allermeisten Dialog-KIs versagen bei Rechercheaufgaben und können nicht mal einfachste Fragen wie die oben gezeigte richtig beantworten: Der VfL Gummersbach war in der fraglichen Saison nicht Deutscher Meister. Aber er war in den Jahren davor und danach oft Deutscher Meister. Und das erklärt, warum die KI auf diese Antwort kommt: Denn sie ist ein Wahrscheinlichkeitsautomat. Wenn wir uns aber derart wenig auf die von KI generierten Informationen verlassen können, warum sollten dann andere Fakten stimmen, die viel schwieriger als Fehlinformationen zu entlarven sind? Dieser und ähnlichen Fragen gehen wir in unserem Seminar intensiv nach.

Hier einige der Inhalte in Bulletpoints:

•   Überblick und Differenzierung: Wie wirkt sich der Einsatz von KI auf Texte aus?
•   Was ist Natural Language Processing, was sind Large Language Models?
•   Woher stammen die von einer Dialog-KI verwendeten Informationen?
•   Wo werden die Anfragen und Antworten gespeichert?
•   Potenziale einer besseren Information durch KI
•   Debunking, Debugging und Risikoreduktion
•   Überblick über Copywriting-Tools
•   Prompts: Wie formuliert man sinnvolle Anfragen?
•   Beispielhafte Anwendungen für Wirtschaft, Medien, Verwaltung und Politik
•   Ausblick: Was sind mögliche nächste Entwicklungsschritte für das Schreiben mit KI?

Das Seminar wird online mit Zoom durchgeführt und dauert einen Tag (9 bis 17 Uhr). Zu buchen ist es ganz unkompliziert über unsere Buchungsseite.

Kann KI unsere Texte redigieren?

Wir stehen vor einer weiteren Revolution des Schreibens, so viel ist seit der Veröffentlichung von ChatGPT klar. Aber wie gut kann die KI schon jetzt unsere Texte redigieren? Wir haben ein qualitatives Experiment gewagt.

Von Stefan Brunn

Alle Welt überbietet sich derzeit darin, die Leistungen Künstlicher Intelligenz mit menschlichen Leistungen zu vergleichen. Wir haben das natürlich auch getan. Das erste Experiment (richtige Informationen liefern) ergab ein klägliches Scheitern: Wir haben drei der neuen Bots gefragt, wer 1978 Deutscher Meister im Handball war. Da sollte ja eine richtige Antwort eigentlich drin sein. Aber alle drei Bots gaben fälschlich den VfL Gummersbach an, richtig ist aber der TV Großwallstadt. Woher die Bots ihre falsche Info hatten – intransparent!

In unserem zweiten kleinen Experiment ging es um die Sprache, genauer: ums Redigieren. Wir haben den Chatbot von You.com gefragt, ob er uns helfen kann:

Sowas hören wir natürlich immer gern! 😉 Also gaben wir ihm einen ziemlich verschachtelten Text, den wir auch in unseren Seminaren gelegentlich redigieren lassen:

Hm, so hatten wir uns das allerdings nicht gedacht, die Inhalte waren ja regelrecht verstümmelt worden! Wir insistierten sofort:

Immerhin: Der Bot hat nun überhaupt die Aufgabe verstanden und versucht, den Text zu redigieren. Gut redigiert ist er aber keinesfalls – vor allem sind die Gedanken darin nicht sauber strukturiert. Da wären wir viel schneller gewesen, wenn wir Gedanken und Sätze selbst neu arrangiert hätten!

Wir glauben trotzdem, dass uns Künstliche Intelligenz zukünftig beim Redigieren viel Arbeit abnehmen kann. Bis das aber sauber klappt, wird man sich noch ein bisschen aneinander gewöhnen müssen …

5 Gründe, warum man englische Texte leichter versteht

Wie kann es sein, dass man oft fremdsprachliche Fachbücher leichter liest als deutsche? Gerade Bücher aus den USA versteht man schneller als solche in der eigenen Muttersprache. Fünf Thesen dazu nageln wir mal an unseren virtuellen Bücherschrank. 😉

Von Stefan Brunn

1. These: Wir haben die längeren Wörter!
Es ist unter Sprachwissenschaftler*innen unumstritten, dass man Texte mit kürzeren Wörtern leichter liest als solche mit längeren. Anders als etwa im Englischen kann man im Deutschen Wörter fast beliebig zusammenfügen, nicht zum Vorteil der leichten Lektüre. Ich sage nur: Pflanzenschutzmittelrückstandshöchstgehaltsüberschreitungen!

2. These: Wir haben die komplizierteren Sätze!
In anderen Sprachen stehen Subjekt und Prädikat immer zusammen. Im Deutschen können wir sie beliebig weit auseinanderziehen – und wenn am Ende das auflösende Verb folgt, weiß man oft schon nicht mehr, was vorn im Satz stand: „Am Nachmittag wird die Beamtin den Konferenzraum für die Abgeordneten des Parlaments für mindestens zwei Stunden …“ Ja, was nun? Aufschließen? Abschließen? Durchlüften? Im Englischen wüsste man es schon lange!

3. These: Wir haben mehr Fremdwörter!
Unsere Sätze enthalten schlicht mehr Fremdwörter als englische. Während die angelsächsischen Länder gefühlt alle 50 Jahre mal ein deutsches Wort einbürgern, tun wir das umgekehrt gefühlt alle 5 Tage. Das bereichert zwar unsere Sprache. Aber das macht es auch schwerer, alles zu verstehen. Da muss man schon ganz schön woke sein!

4. These: Wir treten weniger für verständliche Texte ein!
Besonders in den USA verfolgt man das Ziel, dass sich alle verständlich ausdrücken, viel vehementer. Der „plain language act“ von Barack Obama hat dieses Ziel auch formell verankert: Es gibt Behörden, die prüfen, ob die Texte anderer Behörden bürgerfreundlich formuliert sind. Bürgerinnen und Bürger haben einen Anspruch darauf! In Deutschland setzt man hingegen nicht auf eine verbindlich einfache Sprache für alle, sondern auf die sogenannte „Leichte Sprache“ für eine eng umrissene Zielgruppe – und nur für ganz wenige Texte.

5. These: Wir haben Angst, selbst zu einfach zu schreiben!
Viel mehr als alle vorgenannten Punkte schlägt aber etwas anderes durch: In Deutschland schrecken die Leute davor zurück, sich einfach auszudrücken. Dahinter stehen diverse Motive, die zu diskutieren hier zu weit führen würde. Aber eines wollen wir hier doch geraderücken:  Wer schwer verständliche Texte schreibt, den hält man eher nicht für intelligent. Diese Erkenntnis aus der Psychologie stammt allerdings – Sie haben es sicher vermutet – aus den USA. Daniel Oppenheimer hat dafür einen alternativen Nobelpreis gewonnen. Seine Forschungsarbeit (PDF) ist übrigens sehr witzig und liest sich ziemlich leicht …