Schlagwort: sprache

Selber, selber, lachen alle Kälber!

Wann sagt man „selbst“, wann „selber“? In geschriebenen Texten sollte es fast immer „selbst“ heißen. Es gibt aber Ausnahmen.

Von Stefan Brunn

Falls Sie sich manchmal fragen, wo eigentlich der Unterschied zwischen „selbst“ oder „selber“ liegt, dann seien Sie beruhigt: Semantisch gibt es gar keinen, die Wortbedeutungen sind gleich. Allerdings finden Sie in einschlägigen Stilratgebern den Rat, schriftlich immer nur „selbst“ zu schreiben. „Selber“ klingt umgangssprachlich und kommt manchem deshalb zu informell vor.

So weit, so gut. Es gibt aber einige wenige Ausnahmen, wir nennen hier mal zwei:

1. In feststehenden Kompositionen
In einigen Kompositionen ist „selber“ geläufiger als „selbst“ – etwa beim „Selbermachen“. Warum das so ist? Keine Ahnung! Aber so wie „Selbstgemachtes“ geläufiger ist als „Selbergemachtes“, ist „Selbermachen“ einfach verbreiteter als „Selbstmachen“.
2. In Kurzantworten
Es kommt fast nur im Mündlichen vor, dass wir jemandem auf eine Bemerkung mit so etwas antworten wie „Selber“ oder „Das musst Du schon selber machen“ oder „Merkste selber, oder?“. Aber wenn uns jemand beschimpft, dann passt die Ein-Wort-Antwort „selbst“ nicht, es muss „selber“ heißen!

Kurzum: Sie machen nichts falsch, wenn Sie schriftlich immer „selbst“ schreiben. Die beiden Ausnahmen fallen Ihnen garantiert ein, wenn Sie mal zufällig im Begriff sind, jemandem patzig zu antworten. 😉

Alles im grünen Bereich?

Mit dem Textometer hat IMKIS ein neues Tool entwickelt, das die Verständlichkeit von Texten bewertet – in Schuljahren und fünf Stufen von sehr einfach bis sehr schwierig. Das Tool kann kostenlos auf unserer Website oder lokal auf dem eigenen PC verwendet werden.

Von Hannah Molderings

Ausprobieren können Sie den Textometer direkt unter diesem Artikel oder auf textometer.de!

Möchte man die Verständlichkeit eines Textes überprüfen, kann man das unter anderem mit Verständlichkeits-Tools machen. Auf der Basis von mathematischen Formeln bewerten sie, wie (un)verständlich ein Text geschrieben ist. Der Vorteil dieser Tools: Ihre Ergebnisse sind objektiv und die Arbeit mit ihnen lässt sich ohne großen Aufwand in Arbeitsprozesse integrieren. Das hilft dabei, einen festgelegten Qualitätsstandard zu etablieren.

Bisher existierende Tools haben allerdings so ihre Schwachstellen. Manche sind nicht zuverlässig erreichbar, andere liefern unzuverlässige Verständlichkeitswerte und bei wieder anderen findet man das Eingabefeld vor lauter Werbung nicht.

Deshalb hat IMKIS in den letzten Monaten mithilfe Künstlicher Intelligenz ein eigenes Verständlichkeits-Tool entwickelt – den Textometer. Er liefert zuverlässig schlüssige Ergebnisse, ist intuitiv bedienbar und komplett werbefrei. Man kann sogar die Seite auf dem eigenen Rechner abspeichern und die Maschine lokal benutzen – das ist ein großer Vorteil für alle, die ihre Texte nicht im Internet eingeben wollen oder dürfen. Die Datenmenge des Downloads ist verschwindend gering, zuletzt lagen wir bei unter 50 Kilobyte!

Im Folgenden beantworten wir weitere wichtige Fragen:

Wie funktioniert der Textometer?
Der Textometer misst die Verständlichkeit von Texten auf der Basis einer Formel, die wir von IMKIS entwickelt haben. Ihr Ergebnis haben wir Brunn-Liffers-Index (BLIX) genannt. Die Formel selbst ähnelt klassischen Verständlichkeitsformeln, vereinfacht aber die Wortzählung (nur in Buchstaben) und bewertet lange Wörter erst ab einer Länge von 15 Buchstaben als schwer verständlich. Dieser Unterschied hat zur Folge, dass ein Text auch dann noch als einfach bewertet wird, wenn er unvermeidbar sperrige Wörter enthält. Die genaue Formel des BLIX ist kein Geheimnis – sie lautet: [Anzahl aller Wörter/Anzahl aller Sätze] + [Anzahl langer Wörter x 100/Anzahl aller Wörter]

Wie kommen die Einstufung nach Schuljahren und das beurteilte Verständlichkeitsniveau zustande?
In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen, den Benutzenden möglichst einfache Rückmeldungen zu ihren Texten zu geben. Der eine Wert, die Schuljahre, erleichtert die Zuordnung zu Niveaus aus dem realen Leben. Er gibt an, wie viele Schuljahre eine Person absolviert haben muss, damit sie den vorliegenden Text versteht. Der andere Wert, das Niveau in Worten, erleichtert es, sich selbst oder anderen Personen Zielvorgaben zu machen. Wir benutzen in unseren Seminaren sehr häufig eine der beiden Größen, um Texte besser zu machen. Zustande kommen die Rückmeldungen durch eine Einstufung nach dem gemessenen BLIX-Wert.

BLIX und Textometer insgesamt sind eine Gemeinschaftsentwicklung der beiden Germanisten Katrin Liffers und Stefan Brunn mit der Kognitionswissenschaftlerin Hannah Molderings und dem Datenjournalisten Sebastian Mondial.

Ausprobieren kann man den Textometer hier:

Der eigene Name unter fremden Sätzen – in der Presse ganz normal!

Wenn Pressestellen gut arbeiten, übernehmen Redaktionen die Texte manchmal komplett. Oft schreibt auch ein Redakteur ein bisschen was dazu – und setzt seinen eigenen Namen drunter, ohne der Leserschaft die Quelle der Informationen zu nennen. Die wenigsten Journalisten wissen, dass das gegen den Pressekodex verstößt und auch teuer werden kann …

Von Stefan Brunn

Oft fehlt einfach die Zeit: Anstatt eine Sache selbst zu recherchieren, hievt die Redaktion eine gute Pressemitteilung ins Blatt. Hier zum Beispiel die „Niederrhein-Nachrichten“ den Zweispalter rechts oben:

Der Text kam, praktisch wortgleich, von der Pressestelle des Landkreises. Das ist ein absolut normaler Vorgang bei Wochenblättchen und inzwischen selbst bei Tageszeitungen. Ein Redakteur der lokalen Tageszeitung „Rheinische Post“ entlieh sich vom Text einige Sätze und Zitate und setzte seinen Namen als Autor darunter. Auch das ist keineswegs ungewöhnlich und auch nicht verboten.

Die wenigsten Journalistinnen und Journalisten wissen allerdings, dass sie damit gegen die Richtlinien des Deutschen Presserats verstoßen. Darin heißt es unter Ziffer 1.3.:

Pressemitteilungen müssen als solche gekennzeichnet werden, wenn sie ohne Bearbeitung durch die Redaktion veröffentlicht werden.

Bei dem Wochenblättchen wäre das also eindeutig ein Verstoß, denn es wird nirgendwo erwähnt, dass der komplette Text eine Pressemitteilung der Behörde ist. Aber selbst das Vermischen von selbstgeschriebenen Sätzen und Teilen der PM ist nicht legitim, wenn man nur den eigenen Namen nennt und die ursprüngliche Quelle verschweigt.

Um das klarzustellen, hat jüngst die Vereinigung der Medien-Ombudsleute (VDMO) einen „Leitfaden für den redaktionellen Umgang mit Pressemitteilungen“ herausgegeben. Darin sieht man auch, welche durchaus gravierenden Probleme für die Redaktion entstehen können, wenn Quellen verschwiegen werden. Werden nämlich Inhalte von Pressemitteilungen ungeprüft übernommen und erweisen sie sich nachträglich als falsch, können Journalist:innen dafür haftbar gemacht werden, heißt es in dem Leitfaden. Das Stichwort dazu lautet „Verbreiterhaftung“: Wer verbreitet, der haftet.

Urheberrechtlich sind Zitate aus Pressemitteilungen natürlich erlaubt, so der Leitfaden, allerdings nur dann, wenn die Quelle angegeben wird. Anderenfalls muss man darauf hoffen, dass die ursprünglichen Verfasser ihr Recht nicht einklagen – immerhin dürfte diese Hoffnung in den allermeisten Fällen berechtigt sein.

Die Spruchpraxis des Deutschen Presserats ist jedenfalls eindeutig: Es muss immer klar werden, woher die Informationen stammen – und zwar bei jeder einzelnen Information im Text. So lästig das auch ist.

Laptop oder Notebook: Welches Wort wird häufiger benutzt?

Wann kam welches Wort im Deutschen auf? Wie schreiben die meisten Leute dieses oder jenes Wort meistens? Um so etwas herausfinden, nimmt man am besten ein recht unbekanntes Google-Tool: den Ngram-Viewer. Wir zeigen kurz und klar, wie man ihn bedient.

Von Hannah Molderings

Der Ngram-Viewer ist mit der riesigen Bücherdatenbank „Google Books“ verknüpft. Ausgangspunkt für die Auswertung ist also die Verwendung der einzelnen Wörter in gedruckten Büchern der letzten 200 Jahre. Anhand dieser Statistiken kann man gut ableiten, wie sich die Sprache in den letzten Jahren entwickelt hat.

Das Ganze funktioniert so: Zunächst gibt man einen oder mehrere Suchbegriffe ein. Möchte man mehrere Begriffe miteinander vergleichen, trennt man diese mit Kommas voneinander ab. Zusätzlich kann man den durchsuchten Zeitraum sowie die Sprache bestimmen. Anschließend spuckt die Maschine einen Zeitstrahl aus, auf dem man genau sehen kann, zu welcher Zeit welche Wörter am häufigsten verwendet wurden. Wie oft ein Wort verwendet worden ist, lässt sich anhand der Diagramme leider nicht herausfinden, Google gibt die Ergebnisse lediglich in Prozent an.

Wir haben das Ganze mal an einem Beispiel durchgespielt: Laptop oder Notebook, wann kam welches Wort auf und wie häufig werden die beiden Begriffe im Schnitt genutzt? Heraus kam dieser Graph:

Es fällt auf: Der Begriff Notebook kam zuerst auf und nahm in den 1980ern Jahren langsam an Häufigkeit zu. Der Laptop hingegen stieg erst etwas später richtig an, ist aber mittlerweile weit vor dem Begriff des Notebooks.

Unter https://books.google.com/ngrams können Sie den Ngram-Viewer selbst einmal ausprobieren.

Ist Präteritum gleich Imperfekt?

„Sie schrieb mir gestern.“ In welcher Zeitform steht dieser Satz? Die einen nennen sie Imperfekt, die anderen Präteritum. Aber sind diese beiden Formen identisch und warum existieren dafür zwei Begriffe? Eine kurze Erklärung zu einer Zeitform, die in der gesprochenen Sprache beinahe ausgestorben ist.

Von Andrea Rayers

Wenn Sie gefragt werden: Welche Zeitform ist „ging“? Dann reicht es völlig aus, wenn Sie antworten: Imperfekt oder Präteritum. Im Alltag können Sie diese beiden Begriffe getrost synonym verwenden, wie es auch etliche Nachschlagewerke tun – Hauptsache, Sie grenzen sie von der zweiten Vergangenheitsform, dem Perfekt, ab. Fragen Sie hingegen einen Linguisten, wird der Ihnen in aller Regel antworten: „Wir sagen lieber Präteritum.“ Warum?

Imperfekt
Der Begriff Imperfekt stammt aus den romanischen Sprachen und bedeutet „unvollendete Vergangenheit“. Im Französischen zum Beispiel passt der Name „Imparfait“ gut: Damit werden sich wiederholende und andauernde Handlungen beschrieben, die noch nicht abgeschlossen sind und bis in die Gegenwart reichen. Im Deutschen ist das anders: „Ich ging über die Straße“ heißt nun mal, dass das Ereignis schon abgeschlossen ist und keineswegs „unvollendet“.

Präteritum
Das Präteritum entstammt dem Lateinischen und bedeutet schlicht „vergangen“. Und das drückt eben viel besser aus, was das Präteritum soll: eine Handlung skizzieren, die nicht unvollendet ist und bis in die Gegenwart reicht, sondern abgeschlossen hinter uns liegt.

Ob Präteritum oder Imperfekt: In der gesprochenen Sprache wird diese Vergangenheitsform heute ohnehin kaum noch gebraucht – höchstens bei Modal- und Hilfsverben wie „war“, „musste“, „hatte“ oder „sollte“. Nicht umsonst lernen Kinder den Unterschied so: Das Präteritum ist die schriftliche Vergangenheitsform, das Perfekt die mündliche.

Wann kommt zwischen Adjektive ein Komma?

Was gefällt Ihnen besser: das historische, prunkvolle Schloss oder die bekannte italienische Brücke? Als Weltenbummler:in haben Sie die Wahl, als Redakteur:in nicht: Ob ein Komma zwischen die Adjektive kommt, dafür gibt es klare Regeln. Wir verraten Ihnen eine Faustformel, mit der Sie sich den Unterschied leicht merken können.

Von Andrea Rayers

Ob zwei Adjektive durch ein Komma voneinander getrennt werden, richtet sich nach der Frage: Sind diese Adjektive gleichrangig oder nicht?

Mit Komma
Ein Komma brauchen wir bei gleichrangigen Adjektiven. Gleichrangig bedeutet, dass sich alle Adjektive in gleichem Maß auf das Substantiv beziehen, wie in einer Aufzählung. In diesem Fall darf das Komma nicht fehlen: ein historisches, prunkvolles, verwunschenes, … Schloss.

Ohne Komma
Kein Komma hingegen braucht man in folgendem Fall: wenn eine feste Verbindung aus Substantiv und Adjektiv vorliegt („italienische Brücke“), die durch ein weiteres Adjektiv näher bestimmt wird („bekannt“).

Als Faustregel können Sie den folgenden Test machen: Versuchen Sie, das Wörtchen „und“ zwischen die beiden Adjektive zu setzen. Klingt das noch sinnvoll? Dann sind die Adjektive gleichrangig und brauchen unbedingt ein Komma.

What? So what? What now?

Wenn amerikanische Manager:innen sich von ihrem Stab für Entscheidungen informieren lassen, geschieht das oft nach dem gleichen Schema. Dahinter steht ein einfaches, aber sehr intelligentes Reflexions-Modell. Wir erklären, woher es stammt und wie es funktioniert.

Von Andrea Rayers

What? So what? What now?“ – wer sich beim Schreiben diese drei Fragen stellt, schafft dadurch saubere Prüfroutinen für Texte aller Art. Die Fragen gehören zu einem Reflexions-Modell, das der amerikanische Lehrer Terry Borton 1970 aufgestellt hat. Man reflektiert damit auf den drei wichtigsten Ebenen:

  • Um was geht es eigentlich? Beschreibung
  • Was geht uns das an? Interpretation, Analyse, Bewertung, Handlungsoptionen
  • Was ist jetzt zu tun? Entscheidung und Vorschlag

Wir stellen Ihnen die einzelnen Dimensionen einmal anhand eines ganz fiktiven Beispiels vor:

What?
Die Wissensdimension. Zunächst einmal muss geklärt werden: Worum geht es überhaupt? Zum Beispiel, wenn wir unser Firmengebäude gegen Überflutung schützen müssen. Welche Probleme kämen dann auf uns zu, wie ist unsere derzeitige Ausgangslage?

So what?
Die Interpretationsdimension. Nun ist es Zeit zu bewerten: Was bedeutet diese Ausgangslage oder dieses Problem für mich? Wie hoch ist zum Beispiel die Chance, dass der Standort überflutet wird, was würde das finanziell und organisatorisch bedeuten? Welche weiteren Konsequenzen ergäben sich daraus? Und natürlich: Welche Optionen stehen uns zur Verfügung, wie teuer sind sie, wie effizient werden sie funktionieren?

What now?
Die Handlungsdimension. Abschließend lautet die Frage: Welche Empfehlung ergibt sich daraus, was sollten wir jetzt tun? Bauen wir einen Wall, ziehen wir um, schließen wir eine Versicherung ab?

„What? So What? What now?“ hilft zum Beispiel bei der Gliederung von Entscheidungsvorlagen oder Positionspapieren. Aber diese Reflexionsdimensionen helfen auch bei allen anderen Texten, in denen Entscheidungen getroffen, vorbereitet oder auch nur dargestellt werden sollen.

Was ist ein Gedanke und wann werden daraus zwei?

Pro Satz nur ein Gedanke! Diese Grundregel des Satzbaus gilt auch für unsere Gesetze. Darauf hat sich Deutschland offiziell festgelegt. Aber was ist eigentlich ein Gedanke, woran erkennt man einen zweiten im Satz? Wir haben dazu eine übersichtliche Liste erstellt.

Von Andrea Rayers

Die Bundesregierung lässt sämtliche Gesetze und Verordnungen auf verständliche Sprache hin prüfen und verbessern. Das erledigt ein Team aus Sprachwissenschaftlern namens „Redaktionsstab Rechtssprache“, angesiedelt beim Justizministerium. Für deren Textprüfung gibt es klare Regeln: Beispielsweise darf nur ein Gedanke pro Satz geäußert werden. Vorbild ist die Schweiz, die bereits seit 40 Jahren eine intensive Gesetzesredaktion macht.

Nun wollen Linguisten natürlich gern genau wissen, was das denn heißt: ein Gedanke pro Satz. Der Leiter des deutschen Sprachdienstes der Schweizerischen Bundeskanzlei, Stefan Höfler von der Universität Zürich, hat sieben Indikatoren identifiziert, die einen Gedanken kennzeichnen. Anders ausgedrückt: An welchen Kennzeichen erkennen Linguisten, dass es sich wohl um zwei Gedanken handelt?

1. Satz
Ein Punkt oder ein Strichpunkt („Semikolon“) kennzeichnet nicht nur das Ende eines Satzes, sondern auch das eines Gedankens. Hier stimmt: ein Gedanke, ein Satz.
Beispiel: Die Amtsdauer der Rektorin beträgt vier Jahre. Die Amtsdauer der Prorektoren beträgt zwei Jahre.

2. Satzreihe
Sind zwei aufeinanderfolgende Hauptsätze lediglich durch ein Komma, einen Gedankenstrich oder eine Konjunktion (zum Beispiel und, oder) abgetrennt, zählen wir sie als separate Gedanken. Hier spricht man von einer sogenannten Satzreihe: mehrere Gedanken in einem Satz.
Beispiel: Die Amtsdauer der Rektorin beträgt vier Jahre, die Amtsdauer der Prorektoren beträgt zwei Jahre.

3. Zusammengezogene Sätze
Manchmal müssen wir unterscheiden: Ist das eine Aufzählung zu ein und demselben Thema? Oder sind hier zwei Sätze zusammengezogen worden, die jeweils eine eigene Aussage und deshalb einen eigenen Satz verdient haben?
Beispiel: Das Grundstudium dient der Vermittlung der Grundlagen und bildet die Voraussetzung für das Hauptstudium.
Diese Sätze haben zwar das geiche Subjekt („Grundstudium“), aber sie machen Aussagen zu unterschiedlichen Themen. Zwei Gedanken in einem Satz!

4. Schaltsatz bzw. Parenthese
Alsbald wir einen Satz in einen anderen einschieben, haben wir zwei eigenständige Aussagen. Dieser Einschub heißt Schaltsatz oder Parenthese. Er wird meist von Gedankenstrichen, Kommata oder Klammern umgeben.
Beispiel: Laut Unfallstatistik des Bundesamtes – sie ist vor wenigen Tagen erschienen – sind Unfälle im letzten Jahr weiter zurückgegangen.

5. Weiterführende Nebensätze
Wird ein Nebensatz zum Beispiel mit was, wobei, womit, wohingegen, weshalb oder wodurch eingeleitet, kann man davon ausgehen: Hier folgt ein zweiter Gedanke. Man spricht dabei von sogenannten weiterführenden Nebensätzen, die man ohne Probeme als eigenständigen Satz formulieren kann:
Beispiel: Die berufliche Vorsorge wird durch die Beiträge der Versicherten finanziert, wobei die Arbeitgeber mindestens die Hälfte der Beiträge bezahlen.

6. Attribute
Sobald ein Substantiv durch ein Attribut näher beschrieben wird, müssen wir aufpassen: Oft ist das Attribut (etwa in Form eines Adjektivs oder Relativsatzes) ein eigener Gedanke – aber eben nicht immer.
Ein eigener Gedanke ist das Attribut, wenn es Informationen trägt, die nicht zwingend zur Hauptsaussage gehören und die sich in einen separaten Satz auslagern lassen:
Beispiel: Die Universitätsleitung setzt eine Berufungskommission ein, der mindestens zwei externe Expeten angehören.
Anders sieht es aus, wenn das Attribut inhaltlich unbedingt zur Hauptaussage gehört – dann ist es kein eigener Gedanke. In dem Fall wäre der Hauptgedanke ohne das Attribut unvollständig.
Beispiel: In das Berufungsverfahren können auch Personen einbezogen werden, die sich nicht beworben haben.

7. Präsupposition
Ein zweiter Gedanke kann in einem Satz mitschwingen, ohne dass er explizit ausformuliert wird – er wird einfach als gegeben vorausgesetzt. In dem Fall spricht man von einer Präsupposition.
Beispiel: Die Mitarbeiterin prüft, ob die Forschungsstätte nicht kommerziell ausgerichtet und ob sie beitragsberechtigt ist, nach folgenden Kriterien: …
In diesem Beispiel wird nicht gesagt, sondern lediglich impliziert, dass nur Forschungsstätten beitragsberechtigt sind, die nicht kommerziell ausgerichtet sind.

Lieber zuverlässig als leidenschaftlich?

Gibt es Begriffe, die Frauen in Texten abschrecken, Männer aber anziehen? Diese These vertritt das Jobportal „Stepstone“ mit einer neuen Studie zum sogenannten Genderbias und liefert gleich ein Tool zur Textüberprüfung mit. Wir zeigen die Top 10 der männlich und weiblich geprägten Begriffe im Bild.

Von Hannah Molderings

Glaubt man den Expert*innen des Stellenportals Stepstone, sind viele Stellenausschreibungen so formuliert, dass sich eher Männer angesprochen fühlen. Dadurch bewerben sie sich auch häufiger – während Frauen in diesen Fällen zögern. Man spricht vom sogenannten Genderbias, also vom unterbewussten Entstehen von Vorurteilen durch bestimmte Formulierungen.

Ein Tool namens „Genderbias Decoder“ soll dem entgegenwirken. Es identifizert bestimmte Begriffe wie „herausfordernd“ oder „leistungsstark“ als männlich konnotiert und regt dazu an, die eigene Stellenanzeige dahingehend zu überarbeiten.

Fast 700.000 Stellenanzeigen wurden analysiert. Die Hälfte aller Anzeigen hatte einen männlichen „Bias“, enthielt also Formulierungen, von denen sich Frauen unbewusst abgeschreckt fühlen.

Die Top 10 der männlich geprägten Wörter


Die Zahlen stehen für den prozentualen Anteil der Stellenanzeigen, die solche Formulierungen enthalten.

Die Top 10 der weiblich geprägten Wörter:


Die Zahlen stehen für den prozentualen Anteil der Stellenanzeigen, die solche Formulierungen enthalten.

Wir finden den Ansatz der Studie sehr interessant und halten es auch für richtig und wichtig, diese Themen zu untersuchen. Der Ansatz von Stepstone ist allerdings etwas eindimensional. Die Aussagen aus der Studie lassen sich nicht so einfach generalisieren, wie es hier den Anschein macht. Außerdem besteht die Gefahr, einen zu knappen Schluss zu ziehen, etwa: Männer stellen sich den Leistungserwartungen, Frauen suchen sich lieber etwas Kreatives. Genau diesen Eindruck wollten die Macher der Studie aber sicher nicht hervorrufen …

Klicken Sie hier für die komplette Studie zum Nachlesen und den „Genderbias Decoder“ zum Austesten.

Passiv-aggressive Sprache: Entwickeln sich neue Codes?

In Homeoffice-Zeiten läuft viel mehr Kommunikation über E-Mails. Einer neuen Studie zufolge führen Mails jedoch sehr oft zu Missverständnissen. Eines der häufigsten Probleme: passiv-aggressives Verhalten. Wir erklären an Beispielen, was es damit auf sich hat.

Von Hannah Molderings

Seinen Ursprung hat der Begriff „passiv-aggressiv“ in der Psychologie. Der US-amerikanische Militärpsychiater William Menninger beobachtete erstmals bei Soldaten im Zweiten Weltkrieg ein ungewöhnlich pubertäres Verhalten. Die Soldaten leisteten passiven Widerstand gegen Befehle, indem sie sarkastisch reagierten oder so taten, als hätten sie die Anweisungen nicht verstanden.

Passiv-aggressives Verhalten äußert sich vor allem dadurch, dass Betroffene ihren Ärger zwar nicht offen ausdrücken, ihn dem Gegenüber aber deutlich zu spüren geben. Was dieses Verhalten mit Sprache zu tun hat? In den allermeisten Fällen lässt es sich durch bestimmte Formulierungen oder Untertöne enttarnen. Hier ein paar Beispiele:

„Wie du meinst, mir egal.“

„Hatten wir das vereinbart?“

„Das war doch gar nicht so gemeint!“

In der digitalen Kommunikation hingegen schleichen sich solche Formulierungen eher in folgender Form ein (und führen dabei oft zu ungewollt schlechter Chemie):

„Ich bin nicht sicher, ob Sie meine letzte E-Mail erhalten haben.“
Übersetzt: „Warum antworten Sie mir nicht mal langsam?“

„Nur um sicher zu gehen, dass wir auf dem gleichen Stand sind …“
Übersetzt: „Ich kenne die richtige Antwort ja schon lange …“

„Ich hänge es zur Sicherheit nochmals an.“
Übersetzt: „Ich schicke die Datei jetzt zum dritten Mal mit, haben Sie es endlich kapiert?“

„Wie bereits besprochen …“ oder „Um mich in Ihrem Postfach noch mal weiter oben in Erinnerung zu bringen …“
Übersetzt: „Ich hatte Sie ja jetzt schon einige Male daran erinnert …“

Haben Sie diese Formulierungen selbst auch schon gelesen oder geschrieben? Wir schon! Gerade die Floskeln im letzten Beispiel könnten genauso gut unverfängliche Einstiege in eine Nachricht sein. Gehen Sie also deshalb nicht sofort auf Angriff, wenn Ihnen jemand so etwas schreibt. Wir glauben: Wenn die Kommunikation sonst immer freundlich-kollegial abläuft, sprechen solche Formulierungen nicht für ein passiv-aggressives Gegenüber.

Was in Zukunft allerdings problematisch werden könnte: Ein Teil der Leute versteht die Formulierung tatsächlich als unverfängliche Floskel, der andere aber fühlt sich passiv-aggressiv angegangen.

Womöglich verselbstständigen sich sogar passiv-aggressive Formulierungen künftig immer mehr und mutieren zu einer Art Code-Sprache. „Wie bereits besprochen“ könnte dann genauso verbrannt sein wie das altbekannte „Er war stets bemüht“ …