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Wikipedia-Tabelle: Wer gendert wie?

Doppelpunkt, Sternchen, Unterstrich, Mediopunkt – beim Gendern konkurrieren etliche Zeichen um die Gunst der, tja: Nutzer:*_Innen. Die deutschsprachige Wikipedia bietet neuerdings eine Übersicht mit vielen Entscheidungen von Behörden, Medien und Firmen.

Von Stefan Brunn

Die Lufthansa nutzt den Doppelpunkt, Microsoft bevorzugt das Sternchen, viele andere dagegen überlassen der Belegschaft die Wahl zwischen mehreren vorgegebenen Optionen: In der besagten Wikipedia-Liste dominiert zwar der Genderstern, aber ein einheitliches Bild gibt es weder bei den Kommunen noch bei den Medien, Hochschulen oder Firmen. Zumal nur diejenigen aufgelistet werden, die sich FÜR eine Form des Genderns entschieden haben und nicht DAGEGEN. Der Wikipedia-Eintrag lautet ja eben auch:

Liste von deutschsprachigen Einrichtungen, die Genderzeichen nutzen

Vorsicht vor dem Pfirsich!

Grafik eines Pfirsichs

Grafik eines PfirsichsEmojis bereichern unsere Texte, sie sind substanzieller Teil unseres Schreibens geworden. Deshalb ist Adobes Idee gut, einen globalen Emoji-Report zu erstellen. Und weil es ja um Bilder geht, zeigen wir die Ergebnisse der Umfrage in einem Bild – allerdings einem sehr langen!

Der Report beruht auf einer Befragung von 7.000 Emoji-Nutzer:innen aus insgesamt sieben Ländern (USA, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Japan, Australien und Südkorea). Ein Schwerpunkt des Reports lag auf den Themen Inklusion und Diversität, dazu hat Adobe auch einen eigenen Blogbeitrag bereitgestellt.

 

Schreiben wir bald alle in der Bierstadt?

In Word-Dokumenten ist seit 2007 die Calibri als Standardschrift voreingestellt. Im kommenden Jahr ändert Microsoft die Standardschrift. Infrage kommen einige Fonts – mit wenigen, aber bedeutsamen Unterschieden.

Von Stefan Brunn

Wenn Microsoft den Schrift-Standard ändert, dann ist das keine Kleinigkeit. Word, Powerpoint und Excel sind weltweit auf Milliarden Rechnern installiert. All diejenigen, auf deren Rechnern die neue Schrift dann nicht installiert ist, sehen den Text anders, ersetzt durch eine andere Schrift.

Was aber noch viel wichtiger ist: Die Entscheidung über die neue Schrift wird auf viele Jahre hinaus unser Lesen beeinflussen, entweder zum Besseren oder zum Schlechteren. Wie man an obigem Bildbeispiel sieht, halten sich die Unterschiede gottlob in engen Grenzen: Wirklich vom gewohnten Bild abweichende Buchstaben gibt es hier nicht.

Aber: Man sieht auch, dass zum Beispiel die Grandview deutlich größer ausfällt als die Konkurrenz – bei gleich eingestellter Schriftgröße. Da die Schriftgröße der entscheidende Faktor bei der Lesegeschwindigkeit ist, betrifft uns das alle, besonders natürlich die Sehschwächeren. Hier hätte also die Grandview deutlich die Nase vorn. Leider ist sie typografisch wohl der schlechteste Griff. Der weltweit bekannte Schriftexperte Erik Spiekermann bezeichnet sie als „Gurke“, als eindeutig schlechteste in der Auswahl. Spiekermanns Empfehlung wäre dagegen die Seaford, die er sehr lebendig findet.

Unsere Empfehlung dagegen wäre die Bierstadt, die sehr nah an Arial/Helvetica ist. Unser Argument: Ähnliche Buchstaben unterscheidet die Bierstadt besser als die Konkurrenz. In unserem Bildbeispiel sieht man das beim großen I und beim kleinen l und auch beim g im Unterschied zum q ganz gut:

Die Bierstadt ist übrigens nach einem Berg in Colorado benannt. „Wer will keine Schrift haben, die Bierstadt heißt?“, spottete Spiekermann in einem DLF-Interview, „Bierzelt fände ich noch besser!“ Der Experte glaubt aber durchaus, dass die Bierstadt das Rennen machen werde …

Das Interview mit Erik Spiekermann (knapp 7 Minuten) können Sie hier hören:

 

Wo finde ich die Schriften?

Die genannten Schriftarten sind bei allen Word-Benutzern mit einem Microsoft365-Abo bereits enthalten. Andere Nutzer können sie noch nicht legal herunterladen. Auf Twitter führt Microsoft auch eine Diskussion mit Usern über die Gebrauchstauglichkeit der Schriften: https://twitter.com/Microsoft/status/1387421384582733827

Auch kluge Köpfe schreiben große Namen falsch!

Arme Stadt Siegburg! Als städtische Bedienstete jüngst gleich zweimal daran scheiterten, ein korrektes Straßenschild für Adalbert Stifter zu prägen, machten sich die Medien mächtig drüber lustig. Dabei sitzen sie im Glashaus, denn auch FAZ, Zeit & Co. schreiben immer wieder große Namen falsch!

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen: Von BILD über Spiegel, Welt und Süddeutsche mokierten sich die lieben Kollegen von der Presse über den kleinen Lapsus, der dem Siegburger Baubetriebshof unterlaufen war. Ja, „Albert“ und „Adelbert“ sind falsch, geschenkt!

Aber die Medien sollten seit Abschaffung ihrer festangestellten Korrektoren mit dem Steineschmeißen vorsichtig sein. Wir haben mal nachgeguckt, ob wir nicht in den Spalten namhafter Zeitungen auch den einen oder anderen ähnlichen Klops finden.

Und siehe da, selbst die FAZ schreibt den wunderbaren Robert Gernhardt falsch! Dabei lebte der in Frankfurt und bereicherte das Blatt immer wieder mit seinen Werken.

Auch die ZEIT hat’s nicht immer drauf, den Namen dieses famosen Dichters und Denkers richtig zu schreiben:

Und die Süddeutsche tut sich ebenfalls manchmal schwer:

Bei den Regionalzeitungen sieht’s übrigens nicht besser aus. Joseph von Eichendorff zum Beispiel wird sehr regelmäßig falsch geschrieben, vor allem in Straßennamen:

Aachener Nachrichten

Main-Post

Schwarzwälder Bote


Wolfsburger Allgemeine


Adalbert Stifter, Robert Gernhardt, Joseph von Eichendorff – das sind doch eigentlich keine komplizierten Namen! Was würde man eigentlich machen, wenn wir Straßen nach ausländischen Nobelpreisträgern wie Frans Eemil Sillanpää oder Rabindranath Thakur benannten? Von einer Ödön-von-Horváth-Allee mal ganz zu schweigen … 😉

Der Frosch und seine Locken

Dem werde ich mal zeigen, wo der Bartel den Most holt! Wo der Hammer hängt. Wo der Frosch die Locken hat. Für Besserwisser gibt’s im Deutschen ein paar wunderbare Sprüche. Wer sie verwendet, sollte aber selbst wissen, wer dieser Bartel überhaupt ist!

Von Andrea Rayers

„Ich zeig Dir, wo der Bartel den Most holt“
Also, wer ist dieser Bartel, der sich einen Most gönnt? Tatsächlich ist „Bartel“ gar kein männlicher Name. Der Begriff stammt aus dem Jiddischen und heißt „Brechstange“. Und mit „Most“ ist auch nicht das Getränk gemeint, sondern die jiddische Übersetzung von „Geld“. Andere glauben dagegen, dass der Barthel der Storch ist. Im Niederdeutschen wird der Storch nämlich auch Batheld oder Barthold genannt – und der weiß ja bekanntlich, woher die Kinder kommen. Und jemand, der weiß, woher die Kinder kommen, ist ja aufgeklärt und kann andere daran teilhaben lassen …

„Ich zeig Dir, wo der Hammer hängt“
Diese Redensart stammt wohl aus den 1960er Jahren. Die Herkunft ist nicht ganz geklärt, die Bedeutung aber schon: Der Profi kennt sich in der Werkstatt bestens aus. Er weiß genau, an welchem Haken der Hammer hängt und kann es gönnerhaft den Neulingen zeigen.

„Ich zeig Dir, wo der Frosch die Locken hat“
Dieser Spruch geht auf den Comedian Atze Schröder zurück, der ja bekanntlich vor Selbstbewusstsein strotzt. Und mal ehrlich: Wer es schafft, bei einem völlig haarlosen Frosch Locken zu finden, der hat es einfach drauf. Dem traut man auch zu, Wasser in Wein zu verwandeln.

Die lustigsten deutschen Wortexporte

Bekanntlich importiert Deutschland sehr viele Wörter aus anderen Sprachen. Aber andere Sprachen übernehmen bisweilen auch deutsche Wörter – nicht immer bleiben Form und Bedeutung bestehen …

Von Stefan Brunn

Im Exportieren ist Deutschlands Wirtschaft immer noch stark – auch wenn uns die Chinesen den Weltmeistertitel abgenommen haben. Mit unseren Sprachexporten dagegen liegen wir weit hinter anderen Sprachen, vor allem natürlich hinter dem Englischen.

Das heißt aber nicht, dass unsere Sprache nicht doch im Ausland Spuren hinterlassen würde. Der Deutsche Sprachrat hat schon vor Jahren einmal unter Deutschen, die im Ausland leben, die dort verwendeten Wörter deutschen Ursprungs gesammelt und 6.000 Wörter zurückbekommen!

Das dabei am häufigsten eingereichte Wort war „Vasistas“ – so nennen die Franzosen ein kleines Oberlicht im Flur. Auf den Plätzen folgten „Kindergarten“, „Butterbrot“, „kaputt“ und „Schadenfreude.“

Spannender sind aber die selteneren Begriffe. „Vigéc“ nennen zum Beispiel die Ungarn einen Vertreter – offenbar war „Wie geht’s?“ ein beliebter Spruch vor der Haustür. In Kamerun nimmt man am „Banop“ den Zug, vermutlich, weil die Deutschen dort die Eisenbahn gebaut haben. In Russland heißt der Netzstecker auch „Stjepselj“, was wohl vom Stöpseln kommt. „Strudel“ nennen die Isaelis das @-Zeichen, wie übrigens im Hebräischen auch eine „Schlafstunde“ (realdeutsch: Siesta) bekannt ist. Die Japaner sprechen von „Orugasumusu“ und „Impotentsu“, haben aber auch das „Winaschnittsero“ übernommen.

Man wird sich jedoch schon gedacht haben, dass die deutschen Auftritte im Ausland nicht immer erfreuliche Spuren hinterlassen haben. Das Beispiel „Blitzkrieg“ ist hinlänglich bekannt. Und wenn es in Afrikaans „Aberjetze!“ heißt, kann man sich den Ursprung schon bildhaft vorstellen …

Das Kolonial- und Kriegsdeutsch stellt aber in der Masse der deutschen Sprachexporte eine verschwindend geringe Minderheit dar. Eher schon gebrauchen die anderen Nationen unsere Grübel-Wörter wie „Weltanschauung“, „Leitmotiv“, „Sehnsucht“ oder „Zeitgeist“. Die international gute „Arubeito“ (Japanisch) des Beinahe-Exportweltmeisters nicht zu vergessen. Sie wird wunderbar konterkariert durch ein nettes Wort, das eine Frau in Finnland auf der Fahrtzielanzeige eines Busses fotografiert hat: Es heißt „Kaffeepausi“.

Rede zur Ehrenrettung der Blähwörter

Alle Welt glaubt, Füll- oder Blähwörter seien schlecht. Dabei haben diese Wörter sehr oft ihre Berechtigung. Unsere 3-Minuten-Rede enthält sinnvollerweise selbst ein paar solcher Wörtchen …

Von Andrea Rayers

Sehr geehrte Damen und Herren,

„Das ist eine sehr richtige Feststellung.“ Stört Sie etwas in diesem Satz? Okay, das Wort „sehr“ braucht man eigentlich nicht. Ha, schon wieder! Auch im letzten Satz war ein Wort zu viel, nämlich „eigentlich“. Jedenfalls dann, wenn man auf die Sprachwächter hört, die schon seit langem die sogenannten „Füllwörter“ jagen. Dabei berufen sie sich gern auf eine „schwarze Liste“, die schon Goethe aufgestellt hatte. Solche Wortlisten sind aber Blödsinn, und zwar ganz uneigentlich. Denn kleine Blähungen sind nicht nur zulässig im Sprachgebrauch, sie sind sogar meist sinnvoll. Sie unterstreichen nämlich oft die Aussage eines Textes und helfen dabei, den richtigen Ton zu treffen. Und deshalb möchte ich heute ein kleines Plädoyer zur Ehrenrettung des Füllwortes halten.

Lassen Sie sich nicht von Leuten verunsichern, die Ihnen das Gegenteil weismachen wollen. Zwar klingt es erst mal plausibel, wenn jemand sagt: „Füllwörter blähen einen Text auf, ohne irgendeine Information oder einen Sinn beizusteuern.“ Aber ganz konkret steuern sie dann oft doch einen Sinn bei! Warum hat denn derjenige das Wort „irgendeine“ benutzt? Weil diese Wörtchen eben doch den Sinn verändern! Es ist ja nun mal ein Unterschied, ob jemand sagt: „Ich werde wohl Tickets für das Konzert bekommen“ oder ob er das relativierende „wohl“ weglässt.

Brauchen Sie noch einen guten Grund, warum Sie Blähwörter nicht pauschal verdammen sollten? Hier kommt er: Sie spielen eine wichtige Rolle im Rhythmus unserer Sätze. Zum Beispiel verdanken wir gerade die wenigen deutschen Ausdrücke, die den Ton auf der letzten Silbe tragen, den unbeliebten Füllwörtern. Zumeist, jedoch, obwohl, allerdings, nunmehr – alles Füllwörter, aber eben auch alles Wörter, die unsere Sätze besser klingen lassen.

Geradezu lächerlich wird‘s, wenn die Sprachpolizei bestimmte Wörter pauschal verbieten will. Stellen Sie sich mal vor, Sie müssten auf das Wörtchen „ja“ verzichten, das manche auf den Index setzen wollen. Wer „ja“ sagt, der will ja durchaus etwas damit ausdrücken – nur ist das eben für manche Sprachpuristen zu subtil.

Oder hier: In dem Satz „Das Schwimmbad ist doch noch geschlossen“ geben die Füllwörter gleich zwei Informationen mit. Erstens setzt das „doch“ voraus, dass allgemein bekannt ist, dass das Schwimmbad geschlossen ist. Und zweitens zeigt das „noch“ an, dass das Schwimmbad später wieder öffnen wird.

Und deshalb, meine Damen und Herren, stelle ich mich ganz klar gegen das Füllwörter-Mobbing. Deutsch ohne Blähwörter wäre kühl und herzlos. Erst wenn sich ein Text rund anfühlt, ist er ein guter Text. Und das Zünglein an der Waage zwischen einem guten und einem langweiligen Text sind nun mal oft die Füllwörter.

Lassen Sie sich also solche Wörter nicht verbieten!

Sicherer schreiben mit der Sicherheitskarte

Sie kennen Sicherheitskarten vom Flugzeugsitz: Da sind die „Safety Cards“ schnell zur Hand. Aber wo ist so ein Ding auf dem Schreibtisch, wenn ein Schreibauftrag brennt? Wir haben jetzt die „Sicherheitskarte für Sachtexte“ erfunden. Sie zeigt Ihnen leicht verständlich, was Sie im Notfall tun und lassen sollten!

Hier gibt’s die Sicherheitskarte zum kostenlosen Download. (PDF, 352 KB)