Schlagwort: Wörter

Was bitteschön ist eine Pfauenehe?

Auch Sprachen vergessen. Zum Beispiel gehen über die Jahrhunderte Ausdrücke verloren, weil sie zu selten benutzt werden, die Pfauenehe etwa. Einige davon können Sie mit unserem kleinen Quiz wiederentdecken. Ausgedacht haben sich die Fragen die Basler Germanisten Suzanne de Roche und Heinrich Löffler.

Vor 250 Jahren, lange vor den Grimms, sammelte ein gewisser Johann Jakob Spreng mit viel Fleiß deutsche Wörter und begann ein „Allgemeines Deutsches Glossarium“. Fertiggestellt wurde es allerdings erst vor wenigen Jahren durch die Basler Germanisten Suzanne de Roche und Heinrich Löffler. Die beiden haben für unseren Zeilenhacker ein tierisch gutes Quiz untergegangener Wörter erstellt. Prüfen Sie doch mal, wie gut Sie vor einem Vierteljahrtausend im Zoo zurechtgekommen wären …

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Schreiben mit dem Weichspüler

Unsere Sprache enthält viele Mittel, um Informationen unterschiedlich darzustellen. Unter diesen Mitteln sind auch Weichspüler: Man nimmt sie, um etwas vage zu halten und sich nicht allzu deutlich auszudrücken. Wir gruppieren diese Weichspüler mal nach ihrer Energieeffizienzklasse.

Von Katrin Liffers

A: Konjunktiv
Der Klassiker unter den Weichspülern. Der Konjunktiv wird auch als Möglichkeitsform bezeichnet und steht damit in direkter Konkurrenz zum Indikativ, der Wirklichkeitsform. In vielen Fällen ist er absolut berechtigt – beispielsweise dann, wenn wir etwas höflich formulieren wollen: „Ich hätte gerne drei Brötchen.“ Oder wenn man sich einer Sache nicht sicher ist: „Es könnte sein, dass sie schon weg ist.“ Schwierig wird die Verwendung des Konjunktivs dann, wenn seine Funktionen missbräuchlich eingesetzt werden. Das passiert oft, um unerfreuliche Fakten als Eventualitäten darzustellen: „Das könnte ein Problem sein.“ Oder um unangenehme Handlungen zu verschleiern: „Ich würde gerne vorschlagen, den Plan zu ändern.“ Das Problem dabei: Man weiß als Gesprächspartner nie genau, wie sicher die getroffene Aussage tatsächlich ist.

B: Kommentaradverbien
Kommentaradverbien, auch „Modalwörter“ genannt, schleichen sich oft ganz unbemerkt in unsere Aussagen ein. Zu Ihnen gehören Wörter wie „sicher“ und „zweifellos“, aber auch „vielleicht“, „eventuell“, „möglicherweise“ und „vermutlich“. Sie zeigen an, für wie wahrscheinlich man das hält, worüber man gerade spricht. So drückt die Aussage „Das wird sicher funktionieren“ Zuversicht und (Selbst-)Sicherheit aus. „Möglicherweise wird es da vielleicht ein Problem geben“ deutet hingegen an, dass man sich nicht eindeutig zur Wahrscheinlichkeit positionieren möchte – oder kann. In großer Menge verwendet signalisieren letztere Unsicherheit, Unwissenheit und fehlendes Selbstvertrauen.

C: Vor- oder nachgeschobene Weichspüler
Manchmal reicht uns ein einzelnes Wort nicht aus, um Vagheit auszudrücken. In diesen Fällen kommen häufig zwei Weichspüler-Arten in Gebrauch, die die Form von Nebensätzen oder sogar ganzen Sätzen einnehmen können: die vor- und nachgeschobenen Weichspüler. Zu den vorgeschobenen Weichspülern zählen Formulierungen wie „Ich bin zwar kein Experte, aber …“ oder „Wenn es in Ordnung ist, würde ich dazu auch gerne noch was sagen.“ Zu den nachgeschobenen Formen zählen Nachfragen, die um Bestätigung bitten („oder nicht?“) und Sätze wie „Vielleicht vertue ich mich da aber auch.“ Diese (Neben-)Sätze wiegen den Sprecher in der vermeintlichen Sicherheit, keine Falschaussagen zu treffen – zu dem Preis, vom Zuhörer als unsicher und unwissend wahrgenommen zu werden. Noch dazu nehmen diese Formulieren meist mehr Raum ein als die eigentliche Aussage. Einfach anstrengend.

D: Euphemismen
Kommen wir nun zu der Art von Weichspülern, die wir am kritischsten sehen: Euphemismen. Sie bezeichnen Wörter, die einen unangenehmen, negativen oder anstößigen Inhalt beschönigen und verschleiern. Und hier liegt auch direkt das Problem. Natürlich ist es angenehmer, von „Kollateralschäden“ zu sprechen anstatt von „Zivilisten, deren Tod bei einem Militärangriff in Kauf genommen wurde“. Und jemandem mitzuteilen, dass nun aufenthaltsbeendende Maßnahmen ergriffen werden, klingt deutlich besser als die Auskunft, dass die Person abgeschoben wird. Diese Worte verschleiern zwar die Realität, verändern sie jedoch nicht. Damit fällt es leicht, vor unangenehmen Dingen die Augen zu verschließen und Probleme wegzureden, anstatt sie offen anzusprechen und zu ändern. Gerade in politischen Kontexten erzeugen diese Verschleierungen deshalb einen Eindruck von Unehrlichkeit und Unaufrichtigkeit.

Auch kluge Köpfe schreiben große Namen falsch!

Arme Stadt Siegburg! Als städtische Bedienstete jüngst gleich zweimal daran scheiterten, ein korrektes Straßenschild für Adalbert Stifter zu prägen, machten sich die Medien mächtig drüber lustig. Dabei sitzen sie im Glashaus, denn auch FAZ, Zeit & Co. schreiben immer wieder große Namen falsch!

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen: Von BILD über Spiegel, Welt und Süddeutsche mokierten sich die lieben Kollegen von der Presse über den kleinen Lapsus, der dem Siegburger Baubetriebshof unterlaufen war. Ja, „Albert“ und „Adelbert“ sind falsch, geschenkt!

Aber die Medien sollten seit Abschaffung ihrer festangestellten Korrektoren mit dem Steineschmeißen vorsichtig sein. Wir haben mal nachgeguckt, ob wir nicht in den Spalten namhafter Zeitungen auch den einen oder anderen ähnlichen Klops finden.

Und siehe da, selbst die FAZ schreibt den wunderbaren Robert Gernhardt falsch! Dabei lebte der in Frankfurt und bereicherte das Blatt immer wieder mit seinen Werken.

Auch die ZEIT hat’s nicht immer drauf, den Namen dieses famosen Dichters und Denkers richtig zu schreiben:

Und die Süddeutsche tut sich ebenfalls manchmal schwer:

Bei den Regionalzeitungen sieht’s übrigens nicht besser aus. Joseph von Eichendorff zum Beispiel wird sehr regelmäßig falsch geschrieben, vor allem in Straßennamen:

Aachener Nachrichten

Main-Post

Schwarzwälder Bote


Wolfsburger Allgemeine


Adalbert Stifter, Robert Gernhardt, Joseph von Eichendorff – das sind doch eigentlich keine komplizierten Namen! Was würde man eigentlich machen, wenn wir Straßen nach ausländischen Nobelpreisträgern wie Frans Eemil Sillanpää oder Rabindranath Thakur benannten? Von einer Ödön-von-Horváth-Allee mal ganz zu schweigen … 😉

Der Frosch und seine Locken

Dem werde ich mal zeigen, wo der Bartel den Most holt! Wo der Hammer hängt. Wo der Frosch die Locken hat. Für Besserwisser gibt’s im Deutschen ein paar wunderbare Sprüche. Wer sie verwendet, sollte aber selbst wissen, wer dieser Bartel überhaupt ist!

Von Andrea Rayers

„Ich zeig Dir, wo der Bartel den Most holt“
Also, wer ist dieser Bartel, der sich einen Most gönnt? Tatsächlich ist „Bartel“ gar kein männlicher Name. Der Begriff stammt aus dem Jiddischen und heißt „Brechstange“. Und mit „Most“ ist auch nicht das Getränk gemeint, sondern die jiddische Übersetzung von „Geld“. Andere glauben dagegen, dass der Barthel der Storch ist. Im Niederdeutschen wird der Storch nämlich auch Batheld oder Barthold genannt – und der weiß ja bekanntlich, woher die Kinder kommen. Und jemand, der weiß, woher die Kinder kommen, ist ja aufgeklärt und kann andere daran teilhaben lassen …

„Ich zeig Dir, wo der Hammer hängt“
Diese Redensart stammt wohl aus den 1960er Jahren. Die Herkunft ist nicht ganz geklärt, die Bedeutung aber schon: Der Profi kennt sich in der Werkstatt bestens aus. Er weiß genau, an welchem Haken der Hammer hängt und kann es gönnerhaft den Neulingen zeigen.

„Ich zeig Dir, wo der Frosch die Locken hat“
Dieser Spruch geht auf den Comedian Atze Schröder zurück, der ja bekanntlich vor Selbstbewusstsein strotzt. Und mal ehrlich: Wer es schafft, bei einem völlig haarlosen Frosch Locken zu finden, der hat es einfach drauf. Dem traut man auch zu, Wasser in Wein zu verwandeln.

Die lustigsten deutschen Wortexporte

Bekanntlich importiert Deutschland sehr viele Wörter aus anderen Sprachen. Aber andere Sprachen übernehmen bisweilen auch deutsche Wörter – nicht immer bleiben Form und Bedeutung bestehen …

Von Stefan Brunn

Im Exportieren ist Deutschlands Wirtschaft immer noch stark – auch wenn uns die Chinesen den Weltmeistertitel abgenommen haben. Mit unseren Sprachexporten dagegen liegen wir weit hinter anderen Sprachen, vor allem natürlich hinter dem Englischen.

Das heißt aber nicht, dass unsere Sprache nicht doch im Ausland Spuren hinterlassen würde. Der Deutsche Sprachrat hat schon vor Jahren einmal unter Deutschen, die im Ausland leben, die dort verwendeten Wörter deutschen Ursprungs gesammelt und 6.000 Wörter zurückbekommen!

Das dabei am häufigsten eingereichte Wort war „Vasistas“ – so nennen die Franzosen ein kleines Oberlicht im Flur. Auf den Plätzen folgten „Kindergarten“, „Butterbrot“, „kaputt“ und „Schadenfreude.“

Spannender sind aber die selteneren Begriffe. „Vigéc“ nennen zum Beispiel die Ungarn einen Vertreter – offenbar war „Wie geht’s?“ ein beliebter Spruch vor der Haustür. In Kamerun nimmt man am „Banop“ den Zug, vermutlich, weil die Deutschen dort die Eisenbahn gebaut haben. In Russland heißt der Netzstecker auch „Stjepselj“, was wohl vom Stöpseln kommt. „Strudel“ nennen die Isaelis das @-Zeichen, wie übrigens im Hebräischen auch eine „Schlafstunde“ (realdeutsch: Siesta) bekannt ist. Die Japaner sprechen von „Orugasumusu“ und „Impotentsu“, haben aber auch das „Winaschnittsero“ übernommen.

Man wird sich jedoch schon gedacht haben, dass die deutschen Auftritte im Ausland nicht immer erfreuliche Spuren hinterlassen haben. Das Beispiel „Blitzkrieg“ ist hinlänglich bekannt. Und wenn es in Afrikaans „Aberjetze!“ heißt, kann man sich den Ursprung schon bildhaft vorstellen …

Das Kolonial- und Kriegsdeutsch stellt aber in der Masse der deutschen Sprachexporte eine verschwindend geringe Minderheit dar. Eher schon gebrauchen die anderen Nationen unsere Grübel-Wörter wie „Weltanschauung“, „Leitmotiv“, „Sehnsucht“ oder „Zeitgeist“. Die international gute „Arubeito“ (Japanisch) des Beinahe-Exportweltmeisters nicht zu vergessen. Sie wird wunderbar konterkariert durch ein nettes Wort, das eine Frau in Finnland auf der Fahrtzielanzeige eines Busses fotografiert hat: Es heißt „Kaffeepausi“.

Tierisch inkorrekt: Vorsicht vor animalischen Redewendungen!

Die Tierschutzorganisation „Peta“ beklagt auf ihrer Seite Redewendungen, die Tiere diskriminieren. Um diesem sogenannten „Speziesismus“ entgegenzuwirken, nennt man 10 tierfreundliche Alternativen. Entscheiden Sie selbst, wie vegan Sie sprechen wollen …

In dieser Tabelle finden Sie die 10 Redewendungen und ihre möglichen Alternativen. Was genau an den jeweiligen Formulierungen problematisch ist, erklärt „Peta“ auf ihrer Internetseite.

Redewendung Alternative
Ein Hühnchen rupfen mit jemandem eine Rechnung offen haben
Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zwei Erbsen auf eine Gabel laden
Den Stier bei den Hörnern packen eine Aufgabe so furchtlos wie eine Kuhmutter angehen
Wie ein Fisch auf dem Trockenen sich unwohl fühlen oder hilflos sein
Die Katze im Sack kaufen die Suppe in der Terrine kaufen
Krokodilstränen vergießen Menschentränen vergießen
Schwein gehabt Glück gehabt
Weder Fisch noch Fleisch eine Sache ist gut oder akzeptabel
Da steppt der Bär da wedelt der Hund mit seiner Rute
Sich zum Affen machen sich zum Deppen machen

Rapper am Pranger: Kampagne gegen sexistische Texte

„Baller der Alten die Drogen ins Glas / Hauptsache, Joe hat seinen Spaß.“ Rapper singen oft sexistisches und gewaltverherrlichendes Zeug. Eine Frauenrechts-Organisation will das nicht hinnehmen und geht mit einer Kampagne dagegen vor.

Warum nehmen wir es mit der politisch korrekten Sprache in manchen Bereichen so genau, während in anderen Bereichen millionenfach die übelsten menschenverachtenden Sprüche rausgehauen werden dürfen? Die Nichtregierungsorganisation „Terre des Femmes“ hat sich einen dieser Bereiche herausgepickt und stellt jetzt Rapper öffentlich an den Pranger – auf Plakaten und in Videos werden deren Verszeilen gedruckt beziehungsweise vorgelesen.

Wir zeigen Ihnen auf unserer Seite drei von etlichen solcher Plakate und betten ein Video ein, auf dem Frauen derartige Texte vorlesen. Achtung: Die Texte sind nicht jugendfrei. Weitere Infos auf www.unhate-women.com.