Schlagwort: Konjunktiv

Schreiben mit dem Weichspüler

Unsere Sprache enthält viele Mittel, um Informationen unterschiedlich darzustellen. Unter diesen Mitteln sind auch Weichspüler: Man nimmt sie, um etwas vage zu halten und sich nicht allzu deutlich auszudrücken. Wir gruppieren diese Weichspüler mal nach ihrer Energieeffizienzklasse.

Von Katrin Liffers

A: Konjunktiv
Der Klassiker unter den Weichspülern. Der Konjunktiv wird auch als Möglichkeitsform bezeichnet und steht damit in direkter Konkurrenz zum Indikativ, der Wirklichkeitsform. In vielen Fällen ist er absolut berechtigt – beispielsweise dann, wenn wir etwas höflich formulieren wollen: „Ich hätte gerne drei Brötchen.“ Oder wenn man sich einer Sache nicht sicher ist: „Es könnte sein, dass sie schon weg ist.“ Schwierig wird die Verwendung des Konjunktivs dann, wenn seine Funktionen missbräuchlich eingesetzt werden. Das passiert oft, um unerfreuliche Fakten als Eventualitäten darzustellen: „Das könnte ein Problem sein.“ Oder um unangenehme Handlungen zu verschleiern: „Ich würde gerne vorschlagen, den Plan zu ändern.“ Das Problem dabei: Man weiß als Gesprächspartner nie genau, wie sicher die getroffene Aussage tatsächlich ist.

B: Kommentaradverbien
Kommentaradverbien, auch „Modalwörter“ genannt, schleichen sich oft ganz unbemerkt in unsere Aussagen ein. Zu Ihnen gehören Wörter wie „sicher“ und „zweifellos“, aber auch „vielleicht“, „eventuell“, „möglicherweise“ und „vermutlich“. Sie zeigen an, für wie wahrscheinlich man das hält, worüber man gerade spricht. So drückt die Aussage „Das wird sicher funktionieren“ Zuversicht und (Selbst-)Sicherheit aus. „Möglicherweise wird es da vielleicht ein Problem geben“ deutet hingegen an, dass man sich nicht eindeutig zur Wahrscheinlichkeit positionieren möchte – oder kann. In großer Menge verwendet signalisieren letztere Unsicherheit, Unwissenheit und fehlendes Selbstvertrauen.

C: Vor- oder nachgeschobene Weichspüler
Manchmal reicht uns ein einzelnes Wort nicht aus, um Vagheit auszudrücken. In diesen Fällen kommen häufig zwei Weichspüler-Arten in Gebrauch, die die Form von Nebensätzen oder sogar ganzen Sätzen einnehmen können: die vor- und nachgeschobenen Weichspüler. Zu den vorgeschobenen Weichspülern zählen Formulierungen wie „Ich bin zwar kein Experte, aber …“ oder „Wenn es in Ordnung ist, würde ich dazu auch gerne noch was sagen.“ Zu den nachgeschobenen Formen zählen Nachfragen, die um Bestätigung bitten („oder nicht?“) und Sätze wie „Vielleicht vertue ich mich da aber auch.“ Diese (Neben-)Sätze wiegen den Sprecher in der vermeintlichen Sicherheit, keine Falschaussagen zu treffen – zu dem Preis, vom Zuhörer als unsicher und unwissend wahrgenommen zu werden. Noch dazu nehmen diese Formulieren meist mehr Raum ein als die eigentliche Aussage. Einfach anstrengend.

D: Euphemismen
Kommen wir nun zu der Art von Weichspülern, die wir am kritischsten sehen: Euphemismen. Sie bezeichnen Wörter, die einen unangenehmen, negativen oder anstößigen Inhalt beschönigen und verschleiern. Und hier liegt auch direkt das Problem. Natürlich ist es angenehmer, von „Kollateralschäden“ zu sprechen anstatt von „Zivilisten, deren Tod bei einem Militärangriff in Kauf genommen wurde“. Und jemandem mitzuteilen, dass nun aufenthaltsbeendende Maßnahmen ergriffen werden, klingt deutlich besser als die Auskunft, dass die Person abgeschoben wird. Diese Worte verschleiern zwar die Realität, verändern sie jedoch nicht. Damit fällt es leicht, vor unangenehmen Dingen die Augen zu verschließen und Probleme wegzureden, anstatt sie offen anzusprechen und zu ändern. Gerade in politischen Kontexten erzeugen diese Verschleierungen deshalb einen Eindruck von Unehrlichkeit und Unaufrichtigkeit.

Er hat gesagt, sie hat gesagt!

Wer wiedergeben möchte, was ein anderer gesagt hat, kommt oft ins Straucheln: Wie macht man sprachlich klar, dass man hier eine fremde Meinung übermittelt und sie selbst nicht unbedingt teilt? Wir zeigen einige unmissverständliche Beispiele.

Von Andrea Rayers

Wenn Sie eine fremde Aussage wiedergeben, kann es extrem wichtig sein, dass Sie klar machen: Das ist nicht meine Meinung, sondern ich informiere bloß über die Aussagen anderer. Andernfalls kann man Sie (oder zum Beispiel Ihren Arbeitgeber) so zitieren, als hätten Sie sich derart geäußert: Das wiederum kann verheerende Folgen haben. Mit den diversen Modi unserer Sprache ist es aber ja nicht immer ganz einfach. Wir zeigen in den folgenden drei Punkten, wie man es immer ganz zweifelsfrei schafft:

1. Wählen Sie das passende Verb
Bevor Sie mit einer fremden Meinung loslegen, sollten Sie sich ein passendes Verb für Ihre Redeeinleitung suchen. In der Regel ist es eine neutrale Form wie „er sagte/meinte/stellte dar“ oder eine kommentierende wie „er warnte/drohte/befahl“. Wenn Sie allerdings ein sehr wertendes Verb wie „klarstellen“, „nachweisen“ oder „verdeutlichen“ nehmen, schlagen Sie sich bewusst auf die Seite des Sprechers – und lassen keinen Zweifel daran, dass Sie seine Meinung teilen.

2. Verwenden Sie den Konjunktiv
Nach der Redeeinleitung folgt dann der Inhalt, den Sie möglichst neutral wiedergeben wollen. Damit Ihre Distanz klar wird, verwenden Sie den Konjunktiv: „Sie sagte, sie habe den Hund gesehen.“ Sie können stattdessen auch einen dass-Satz anschließen: „Sie sagte, dass sie den Hund gesehen habe.“ Möglich ist sogar ein dass-Satz ohne Konjunktiv: „Sie sagte, dass sie den Hund gesehen hat.“ Aber Vorsicht: Mit dieser Formulierung deuten Sie immerhin an, dass Sie von der Richtigkeit der Aussage überzeugt sind.

3. Nutzen Sie einen einleitenden Satz
Vor allem bei langen Texten können Sie auch durch einen einleitenden Satz verdeutlichen, dass Sie nun eine fremde Meinung wiedergeben. Zum Beispiel so: „Astrid Meier sieht dies folgendermaßen“. Oder: „Im Folgenden gebe ich Astrid Meiers Meinung wieder“. Die darauf folgende Aussage steht dann übrigens nicht im Konjunktiv, sondern im Indikativ.