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What? So what? What now?

Wenn amerikanische Manager:innen sich von ihrem Stab für Entscheidungen informieren lassen, geschieht das oft nach dem gleichen Schema. Dahinter steht ein einfaches, aber sehr intelligentes Reflexions-Modell. Wir erklären, woher es stammt und wie es funktioniert.

Von Andrea Rayers

What? So what? What now?“ – wer sich beim Schreiben diese drei Fragen stellt, schafft dadurch saubere Prüfroutinen für Texte aller Art. Die Fragen gehören zu einem Reflexions-Modell, das der amerikanische Lehrer Terry Borton 1970 aufgestellt hat. Man reflektiert damit auf den drei wichtigsten Ebenen:

  • Um was geht es eigentlich? Beschreibung
  • Was geht uns das an? Interpretation, Analyse, Bewertung, Handlungsoptionen
  • Was ist jetzt zu tun? Entscheidung und Vorschlag

Wir stellen Ihnen die einzelnen Dimensionen einmal anhand eines ganz fiktiven Beispiels vor:

What?
Die Wissensdimension. Zunächst einmal muss geklärt werden: Worum geht es überhaupt? Zum Beispiel, wenn wir unser Firmengebäude gegen Überflutung schützen müssen. Welche Probleme kämen dann auf uns zu, wie ist unsere derzeitige Ausgangslage?

So what?
Die Interpretationsdimension. Nun ist es Zeit zu bewerten: Was bedeutet diese Ausgangslage oder dieses Problem für mich? Wie hoch ist zum Beispiel die Chance, dass der Standort überflutet wird, was würde das finanziell und organisatorisch bedeuten? Welche weiteren Konsequenzen ergäben sich daraus? Und natürlich: Welche Optionen stehen uns zur Verfügung, wie teuer sind sie, wie effizient werden sie funktionieren?

What now?
Die Handlungsdimension. Abschließend lautet die Frage: Welche Empfehlung ergibt sich daraus, was sollten wir jetzt tun? Bauen wir einen Wall, ziehen wir um, schließen wir eine Versicherung ab?

„What? So What? What now?“ hilft zum Beispiel bei der Gliederung von Entscheidungsvorlagen oder Positionspapieren. Aber diese Reflexionsdimensionen helfen auch bei allen anderen Texten, in denen Entscheidungen getroffen, vorbereitet oder auch nur dargestellt werden sollen.

Was ist ein Gedanke und wann werden daraus zwei?

Pro Satz nur ein Gedanke! Diese Grundregel des Satzbaus gilt auch für unsere Gesetze. Darauf hat sich Deutschland offiziell festgelegt. Aber was ist eigentlich ein Gedanke, woran erkennt man einen zweiten im Satz? Wir haben dazu eine übersichtliche Liste erstellt.

Von Andrea Rayers

Die Bundesregierung lässt sämtliche Gesetze und Verordnungen auf verständliche Sprache hin prüfen und verbessern. Das erledigt ein Team aus Sprachwissenschaftlern namens „Redaktionsstab Rechtssprache“, angesiedelt beim Justizministerium. Für deren Textprüfung gibt es klare Regeln: Beispielsweise darf nur ein Gedanke pro Satz geäußert werden. Vorbild ist die Schweiz, die bereits seit 40 Jahren eine intensive Gesetzesredaktion macht.

Nun wollen Linguisten natürlich gern genau wissen, was das denn heißt: ein Gedanke pro Satz. Der Leiter des deutschen Sprachdienstes der Schweizerischen Bundeskanzlei, Stefan Höfler von der Universität Zürich, hat sieben Indikatoren identifiziert, die einen Gedanken kennzeichnen. Anders ausgedrückt: An welchen Kennzeichen erkennen Linguisten, dass es sich wohl um zwei Gedanken handelt?

1. Satz
Ein Punkt oder ein Strichpunkt („Semikolon“) kennzeichnet nicht nur das Ende eines Satzes, sondern auch das eines Gedankens. Hier stimmt: ein Gedanke, ein Satz.
Beispiel: Die Amtsdauer der Rektorin beträgt vier Jahre. Die Amtsdauer der Prorektoren beträgt zwei Jahre.

2. Satzreihe
Sind zwei aufeinanderfolgende Hauptsätze lediglich durch ein Komma, einen Gedankenstrich oder eine Konjunktion (zum Beispiel und, oder) abgetrennt, zählen wir sie als separate Gedanken. Hier spricht man von einer sogenannten Satzreihe: mehrere Gedanken in einem Satz.
Beispiel: Die Amtsdauer der Rektorin beträgt vier Jahre, die Amtsdauer der Prorektoren beträgt zwei Jahre.

3. Zusammengezogene Sätze
Manchmal müssen wir unterscheiden: Ist das eine Aufzählung zu ein und demselben Thema? Oder sind hier zwei Sätze zusammengezogen worden, die jeweils eine eigene Aussage und deshalb einen eigenen Satz verdient haben?
Beispiel: Das Grundstudium dient der Vermittlung der Grundlagen und bildet die Voraussetzung für das Hauptstudium.
Diese Sätze haben zwar das geiche Subjekt („Grundstudium“), aber sie machen Aussagen zu unterschiedlichen Themen. Zwei Gedanken in einem Satz!

4. Schaltsatz bzw. Parenthese
Alsbald wir einen Satz in einen anderen einschieben, haben wir zwei eigenständige Aussagen. Dieser Einschub heißt Schaltsatz oder Parenthese. Er wird meist von Gedankenstrichen, Kommata oder Klammern umgeben.
Beispiel: Laut Unfallstatistik des Bundesamtes – sie ist vor wenigen Tagen erschienen – sind Unfälle im letzten Jahr weiter zurückgegangen.

5. Weiterführende Nebensätze
Wird ein Nebensatz zum Beispiel mit was, wobei, womit, wohingegen, weshalb oder wodurch eingeleitet, kann man davon ausgehen: Hier folgt ein zweiter Gedanke. Man spricht dabei von sogenannten weiterführenden Nebensätzen, die man ohne Probeme als eigenständigen Satz formulieren kann:
Beispiel: Die berufliche Vorsorge wird durch die Beiträge der Versicherten finanziert, wobei die Arbeitgeber mindestens die Hälfte der Beiträge bezahlen.

6. Attribute
Sobald ein Substantiv durch ein Attribut näher beschrieben wird, müssen wir aufpassen: Oft ist das Attribut (etwa in Form eines Adjektivs oder Relativsatzes) ein eigener Gedanke – aber eben nicht immer.
Ein eigener Gedanke ist das Attribut, wenn es Informationen trägt, die nicht zwingend zur Hauptsaussage gehören und die sich in einen separaten Satz auslagern lassen:
Beispiel: Die Universitätsleitung setzt eine Berufungskommission ein, der mindestens zwei externe Expeten angehören.
Anders sieht es aus, wenn das Attribut inhaltlich unbedingt zur Hauptaussage gehört – dann ist es kein eigener Gedanke. In dem Fall wäre der Hauptgedanke ohne das Attribut unvollständig.
Beispiel: In das Berufungsverfahren können auch Personen einbezogen werden, die sich nicht beworben haben.

7. Präsupposition
Ein zweiter Gedanke kann in einem Satz mitschwingen, ohne dass er explizit ausformuliert wird – er wird einfach als gegeben vorausgesetzt. In dem Fall spricht man von einer Präsupposition.
Beispiel: Die Mitarbeiterin prüft, ob die Forschungsstätte nicht kommerziell ausgerichtet und ob sie beitragsberechtigt ist, nach folgenden Kriterien: …
In diesem Beispiel wird nicht gesagt, sondern lediglich impliziert, dass nur Forschungsstätten beitragsberechtigt sind, die nicht kommerziell ausgerichtet sind.