Kategorie: Allgemein

Überfall scheitert an schlechter Schreibe

In einem Filmklassiker von Woody Allen war das ein Witz: dass ein Bankräuber an seiner Sauklaue scheitert. Jetzt erging es einem echten Ganoven am Niederrhein ganz ähnlich …

Der Text als Ausriss

In dem Film „Woody, der Unglücksrabe“ legte der Bankräuber wie in unserem Fall dem Bankangestellten einen Zettel hin: Er habe unter seiner Jacke eine Waffe auf ihn gerichtet. Der Angestellte liest aber falsch und fragt: „Eine Waffel soll auf mich gerichtet sein? Na und?“ Der Täter besteht darauf, dass es in seinem Text eben nicht „Waffel“, sondern „Waffe“ heiße. Das möchte der Bankangestellte aber erst mal von einem Kollegen begutachten lassen. Der findet allerdings auch, dass dort eindeutig Waffel stehe. Schließlich flüchtet Woody Allen in seiner Rolle als Gangster aus der Bank.

Der Kriminalfall vom Niederrhein spielt diese Szene ziemlich schön nach – allerdings ohne die lustige Diskussion des Personals. Und hier ging es offenbar eher um den Stil als um die Handschrift. Wenngleich der von den „Niederrhein-Nachrichten“ überarbeitete Polizeibericht mit dem Wort „abgehakte Worte“ selbst auf einige sprachliche Unsicherheit hindeutet.

Der Täter aus Sonsbeck jedenfalls wurde 20 Jahre nach seinem Überfall kürzlich gefasst – mithilfe der Fingerabdrücke auf dem besagten Zettel. Bestraft worden ist er übrigens nicht: Die Staatsanwaltschaft hielt ihm zugute, dass er seine Tat freiwillig im Versuchsstadium abgebrochen hatte. Indirekt hat den Mann sein abgehackter Stil also sogar gerettet …

Wikipedia-Texte helfen jetzt beim Einschlafen

Beim Einschlafen noch was lernen – das ist die originelle Idee eines Podcasts aus Berlin. Eine Frau und ein Mann lesen ausgewählte Wikipedia-Texte vor, zum Beispiel zu Punk oder Pommes. Eine Fastfood-Folge gibt‘s auch bei uns zu hören.

Von Stefan Brunn

Josefine Wozniak und Tilman Böhnke lesen für den Podcast regelmäßig kürzere Wikipedia-Texte ein. Die Dauer liegt zwischen fünf und dreißig Minuten. Natürlich hat man Themen ausgewählt, die sich für eine breite Zielgruppe eignen: zum Klettverschluss, zu Glühwürmchen oder über die Wikinger. Alle Folgen findet man unter https://einschlafen.podigee.io.

Ob man mit dieser Schlummerpedia tatsächlich einschlafen kann? Der Zeilenhacker hat’s am Beispiel „Frankfurter Küche“ am späten Abend getestet. Ergebnis: In 17 Minuten hat’s nicht geklappt! Vermutlich lag’s daran, dass dieser Wikipedia-Beitrag einfach interessant ist:
https://de.wikipedia.org/wiki/Frankfurter_Küche

Aber machen Sie gern selbst den Test:

Die besten Pressefotos des Jahres

Fotoapparat, der immer wieder blitzt (GIF)

Einmal im Jahr sucht eine Jury die besten PR-Fotos des Jahres aus – und stellt sie öffentlich zur Wahl. Jetzt sind gerade wieder die 60 Bilder der Vorauswahl veröffentlicht worden, viele davon sehr sehenswert!

Von Hannah Molderings

Auf www.pr-bild-award.de findet man oben die Auswahl für die aktuelle Abstimmung – und unten drunter die Sieger des Vorjahres. Klickt man innerhalb der Kategorien auf die Bilder, erhält man weitere Infos und kann sein Votum abgeben.

Foto einer Impfung in einen tätowierten Oberarm. Das Tattoo zeigt die "Betenden Hände" von Albecht Dürer, die Nadel sticht in den Zeigefinger der linken betenden Hand..

Dieses Bild hat Marc Raschke vom Klinikum Dortmund eingereicht. Es zeigt die Corona-Impfung eines tätowierten Mannes ohne Wohnsitz – abgebildet sind auf seinem Oberarm ausgerechnet die „Betenden Hände“ von Albrecht Dürer.

Eingereicht wurden für die 15. Saison des PR-Bild Awards knapp 900 Bilder. Daraus wurden von der Jury dann in sechs Kategorien je zehn Motive vorausgewählt. Seit Anfang August und bis 1. Oktober stehen diese 60 Bilder nun zur Abstimmung. Ende Oktober 2021 werden die Sieger bekanntgegeben und die Preise verliehen.

Vorsicht vor dem Pfirsich!

Grafik eines Pfirsichs

Grafik eines PfirsichsEmojis bereichern unsere Texte, sie sind substanzieller Teil unseres Schreibens geworden. Deshalb ist Adobes Idee gut, einen globalen Emoji-Report zu erstellen. Und weil es ja um Bilder geht, zeigen wir die Ergebnisse der Umfrage in einem Bild – allerdings einem sehr langen!

Der Report beruht auf einer Befragung von 7.000 Emoji-Nutzer:innen aus insgesamt sieben Ländern (USA, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Japan, Australien und Südkorea). Ein Schwerpunkt des Reports lag auf den Themen Inklusion und Diversität, dazu hat Adobe auch einen eigenen Blogbeitrag bereitgestellt.

 

Mutter aller Dubletten gefunden!

In einem Heft zwei Mal den selben Text zu veröffentlichen, das ist zwar peinlich, passiert aber immer mal wieder. „Dublette“ heißt dieser Fehler. Eine sauerländische Zeitung hat diesem Klassiker aber noch mal eine Krone aufgesetzt …

Wenn in einer Zeitung Dubletten vorkommen, haben sich dabei meist die Ressorts untereinander nicht abgesprochen. Und so landet der Bericht über das neue Start-up eben sowohl im Ressort Technik als auch unter Wirtschaft.

Aber wie der Text über den Briloner Frühstückskreis (oder Frühstücks-Kreis?) nahezu identisch und vor allem direkt nebeneinander abgedruckt werden konnte, ist uns absolut schleierhaft:

Die Seite „Perlen des Lokaljournalismus“ hat diese Mutter aller Dubletten ausgegraben und bei Facebook präsentiert. Das Sahnehäubchen dazu sind allerdings die Kommentare, die Nutzer*innen unter dem Facebook-Post hinterlassen haben:

„Hey, ich hab meine Hausaufgaben nicht gemacht und keinen Artikel für die Zeitung. Kann ich bei dir abschreiben?“ – „Ja, aber änder ein bisschen was, damit es nicht so auffällt!“

Was ist denn jetzt mit dem Frühstücks-Kreis in Brilon am 14.???? Fällt der aus? Und der Frühstück-Kreis in Brilon am 14.???? Was ist mit dem?

Oh Mann, ich habe schon so viel Schlimmes erlebt. Und nun fällt auch noch 2x der Frühstückskreis in Brilon aus. Das Leben ist hart!!! 😭

Mich verstört, dass es beim Frühstückskreis einen Kurz-Vortrag gibt, beim Frühstücks-Kreis jedoch einen Kurzvortrag…😉

 

Setzen Sie Ihrem Text keine Hörner auf!

Der erste Eindruck zählt – das gilt auch für Texte. Gefällt uns ein Text optisch gut, überzeugt uns auch der Inhalt eher. Grund dafür ist ein Phänomen, das ursprünglich aus der Sozialpsychologie stammt.

Von Hannah Molderings

Der sogenannte Halo-Effekt besagt zusammengefasst folgendes: Die äußeren Eigenschaften einer Person überstrahlen oft andere Faktoren. „Halo“ kommt aus dem Griechischen und steht für „Heiligenschein“. Dieser Schein, der alles andere überstrahlt, führt häufig dazu, dass unsere Urteilskraft außer Kraft gesetzt wird. Studien haben zum Beispiel gezeigt: Attraktive Menschen haben oft mehr Erfolg im Beruf, weil ihnen aufgrund ihres Aussehens automatisch höhere Intelligenz zugeschrieben wird. Umgekehrt funktioniert es genauso: Dann spricht man vom „Teufelshörner-Effekt“.

Dieses Bild stellt den Halo- und den Teufelshörner-Effekt gegenüber.

Links oder Rechts? Sie müssen nicht lesen, um zu wissen, was Sie lieber lesen …

Überträgt man dieses sozialpsychologische Phänomen auf die Arbeit an Texten, zeigt sich: Auch hier setzen äußere Merkmale einen Anker für unser erstes Urteil: Ein ansprechendes und professionelles Layout sorgt dafür, dass uns auch der Inhalte eines Textes eher überzeugt. Und umgekehrt: Ein schlechtes Layout nimmt uns schon in der ersten Sekunde die Lust daran, mit dem Lesen überhaupt anzufangen.

Fazit: Es lohnt sich immer, einen Text nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch ansprechend zu gliedern. Damit machen Sie es nicht nur den Leser*innen leichter. Sie setzen auch gleich zu Beginn einen positiven Anker und werden mit Ihrem Text eher überzeugen.

Die Datenbank der einzigartigen Wörter

Wie nennt man jemanden mit einer neuen Idee, die alles nur noch schlimmer macht? In Indonesien gibt’s dafür ein bestimmtes Wort: Neko-Neko. Für solche Begriffe, die nur in einer einzigen Sprache existieren, gibt es jetzt eine tolle Datenbank.

Von Josephine Döhler

Es gibt Wörter, die sich nicht übersetzen lassen. Sie beschreiben Gefühle und Dinge, die zwar jeder kennt, in seiner Sprache aber nicht in Worte fassen kann. Hier einige Beispiele:

Abbiocco (italienisch)
→ das Gefühl von Müdigkeit direkt nach dem Mittag- oder Abendessen
Gula (spanisch)
→ aus reinem Appetit essen, weil das Essen so lecker ist, und nicht, weil man Hunger hat
Jayus (indonesisch)
→ wenn man über einen schlechten Witz lachen muss, eben weil er so schlecht ist
Trepverter (jiddisch)
→ das unwahrscheinlich gute Gegenargument, das einem immer erst viel zu spät einfällt
Tretår (schwedisch)
→ wenn man seine Kaffeetasse zum zweiten oder dritten Mal auffüllt

Diese und viele weitere solcher Wörter hat die kanadische Autorin und Entwicklerin Steph Smith auf Reisen gesammelt. Sie hat daraus ein wachsendes Online-Lexikon gemacht. Das Lexikon liefert seinen Usern die Bedeutungen von über 500 unübersetzbaren Wörtern aus über 70 Sprachen.

Aus dem Deutschen findet man dort zum Beispiel das „Fingerspitzengefühl“, mit dem man bestimmte Dinge angehen muss. Oder das „Abendrot“ beim Sonnenuntergang. Auch die Sehnsucht nach fernen Orten können nur Deutsche in ein Wort fassen: Wir nennen es „Fernweh“.

Der Name der Website lautet übrigens Eunoia. Eunoia ist selbst eines dieser besonderen Wörter ohne Übersetzung: Es ist griechisch und bedeutet so viel wie schönes Denken oder guter Wille.

Roarr! Fauch! So könnte menschliches Sprechen entstanden sein …

Wie ist der Mensch zur Sprache gekommen? Die Forschung nahm bisher an, dass am Anfang das ikonische Gestikulieren stand – mit weit ausgebreiteten Armen symbolisierte man einen Vogel. Berliner Forscher glauben, dass es auch anders gewesen sein könnte.

Von Hannah Molderings

Ein internationales Team unter der Leitung des Leibniz-Zentrums Allgemeine Sprachwissenschaft und der University of Birmingham glaubt an die Entstehung des Sprechens ausgehend von Lautmalereien. Jedenfalls beweise ihre Studie, so Studienleiterin Dr. Susanne Fuchs, „dass Sprache auch aus Lautmalereien entstanden sein kann.“

Die Wissenschaftler:innen um Fuchs haben untersucht, ob Sprecher:innen ganz unterschiedlicher Sprachen überall auf der Welt 30 verschiedene Bedeutungen anhand von Lautmalereien verstehen können. Dafür wurden Bedeutungen gewählt, die in allen Kulturen vorkommen und die in der frühen Sprachevolution relevant gewesen sein könnten. Wortbeispiele: Kind, Mann, Frau, Tiger, Messer, Feuer, Stein, Wasser, Fleisch, Frucht, sammeln, kochen, verstecken, schneiden, klein, gut, schlecht, eins, viele, dies, das.

Es zeigte sich, dass die von englischen Sprecher:innen produzierten Lautmalereien von knapp 1.000 Studienteilnehmer:innen aus 12 Sprachfamilien in 28 Sprachen verstanden werden konnten. Darunter waren auch Gruppen aus Kulturen ohne Schriftsprache aus dem Amazonaswald. Die Erkenn-Genauigkeit reichte von 98 Prozent für das Verb „schlafen“ bis zu 35 Prozent für das Demonstrativpronomen „das“.

Von Arschkarte bis Zuckerbrot

Ein neues Online-Lexikon erklärt Kindern, woher bestimmte Redewendungen stammen. Auch Erwachsene können sich noch manche Scheibe vom Zuckerbrot abschneiden!

Von Hannah Molderings

Dauernd reden wir in Wendungen und Bildern. Nur ein Beispiel: „Jetzt hat der wieder Oberwasser!“ Wir wissen irgendwie und ungefähr, was das bedeuten soll. Kinder wissen das oft nicht – und fragen sich, was wir Erwachsene da für ein komisches Zeug zusammenreden. Was für einen Faden hat sie denn verloren? Hat sie ihm echt einen Floh ins Ohr gesetzt?

Das Magazin Geolino hat für Kinder (und alle, die die Herkunft solcher Redewendungen auch nicht kennen) ein sehr schönes Online-Lexikon erstellt:

https://www.geo.de/geolino/redewendungen

In dem Lexikon wird in kindgerechter (also sehr verständlicher) Sprache erklärt, woher Krokodilstränen kommen und was sie eigentlich bedeuten sollen – und viele andere rätselhafte Elternsprüche mehr.

Screenshot der GEO-Seite mit Redewendungen für Kinder

3 Gründe, warum Deutsch so klingt wie Gebell

Let’s face it: Wenn andere uns reden hören, klingt das für sie elegant wie Hundegebell. Natürlich sagt uns das niemand ins Gesicht. Obwohl: Der Luxemburger Sprachforscher François Conrad traut sich das. Und er kann sogar erklären, warum unsere Sprache sich anhört wie Hasso am Gartenzaun.

Von Andrea Rayers

„Warum Deutsch bellt und Französisch schnurrt“ heißt bezeichnenderweise das Buch, das François Conrad im Duden-Verlag geschrieben hat. Als Luxemburger hat er naheliegende Vergleichsmöglichkeiten, als promovierter Linguist besitzt er die notwendigen analytischen Kenntnisse. Wir listen seine drei Gründe nur auf – und betten unten einen Vortrag zum Thema ein, mit dem er Deutscher Vize-Meister im „Science Slam“ geworden ist.

Grund 1: der deutsche Knacklaut
Am Anfang der deutschen Wörter knackt’s. Conrads Beispiel: Wenn wir „Alles ist in Ordnung“ sagen, machen wir zwischen den Wörtern immer eine ganz kleine Pause. Das ist in den meisten Sprachen anders, wodurch die Wörter nicht so stark getrennt wahrgenommen werden wie im Deutschen.
Grund 2: die Auslautverhärtung
In der Entwicklung des Deutschen kam es irgendwann zur sogenannten Auslautverhärtung. Das bedeutet, dass wir Geräuschkonsonanten am Ende von Silben hart sprechen. Beispiel: Wir sagen kein weiches d bei „Hund“ (wie im Plural „Hunde“ oder wie beim englischen „dog“), sondern ein hartes t.
Grund 3: die deutschen Silbenstrukturen
Die deutschen Silben seien die komplexesten der Welt, glaubt Conrad. Sein Beispiel: „Strumpf“ bestehe aus drei Konsonanten vor einem Vokal und dann noch mal drei Konsonanten danach. Insgesamt seien das also sechs Konsonanten in einer Silbe – offenbar ein bisschen zu viel, um wohlmelodisch zu klingen …

Weitere Infos: Audio-Interview mit François Conrad im Deutschlandfunk Nova

Und hier sein preisgekrönter Vortrag zum Thema (11 Minuten):