Schlagwort: Gesellschaft für deutsche Sprache

Mit gerade eben noch freundlichen Grüßen

Beendet man einen Brief auch dann „mit freundlichen Grüßen“, wenn man innerlich vor Wut kocht? Die Gesellschaft für deutsche Sprache erklärt, ob diese Grußformel in so einem Fall passend ist – und erwägt Alternativen.

Von Andrea Rayers

Der Kollegin schickt man „liebe Grüße“, den Sachbearbeiter der Krankenkasse entlässt man „mit freundlichen Grüßen“. Aber was schreibt man, wenn man in einem unerfreulichen Briefwechsel steckt und sich am liebsten mit einem gepfefferten „Erzürnte Grüße“ verabschieden möchte?

Für die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) ist die Sache klar: Auch in einem solchen Fall sollte am Briefende „Mit freundlichen Grüßen“ stehen. Dies sei laut DIN-Norm 5008 eben die Standardformel in geschäftlicher Korrespondenz. Sie werde in aller Regel auch bei Mahnungen, Beschwerden und anderen eher unangenehmen Inhalten verwendet.

Die Formel sei einfach ein Ausdruck von Professionalität, erklärt die GfdS in ihrer Zeitschrift „Der Sprachdienst“. Allgemein werde „Mit freundlichen Grüßen“ als neutrale, unpersönliche und quasi inhaltsleere Floskel verstanden, mit der überhaupt keine Wertung zum Ausdruck gebracht wird.

Die DIN 5008 erlaubt natürlich, diese Grußformel abzuwandeln. Daher bieten sich in solchen Fällen, in denen einem partout keine „freundlichen Grüße“ aus der Feder fließen wollen, andere Formeln an: „Es grüßt Sie“, „In Hoffnung auf eine klärende/schnelle/positive Antwort“, „In Erwartung einer Klärung“ oder auch „Mit Bitte um baldige Antwort/Bearbeitung“.

Verkneifen sollte man sich Ausdrücke wie „Hochachtungsvoll“, womit die meisten Menschen wohl Ironie oder größtmögliche Distanz zum Ausdruck bringen wollen. Der Ausdruck gilt aber als hoffnungslos verstaubt und kann sogar als höhnisch verstanden werden. Stattdessen wahrt man am besten immer die Form und greift selbst dann auf die Standard-Floskel zurück, wenn man schon alle Synonyme zu „wutentbrannt“ vor dem geistigen Auge durchgespielt hat.

Vorsicht, Verwechslungsgefahr bei Vereinen!

Institute und Vereine zur Deutschen Sprache gibt’s etliche, und viele tragen recht offiziell klingende Namen. Der mitgliederstärkste Verein, dem auch viele namhafte Promis angehören, erregt immer wieder die Gemüter. Wir halten die Organisationen mal sauber auseinander!

Allgemeiner Deutscher Sprachverein
Dieser Verein wurde 1885 in Braunschweig gegründet und hatte sich der Bekämpfung von Fremdwörtern im Wortschatz der deutschen Sprache verschrieben. Mit wechselhaftem Erfolg: In manchen Bereichen gelang es ihm durchaus, Fremdwörter auszumerzen, zum Beispiel im Verkehrswesen (etwa „Fahrkarte“ statt „Billett“ oder „Bahnsteig“ statt „Perron“). Viele Eindeutschungsversuche gingen den Menschen aber auch zu weit oder erschienen ihnen lächerlich. Paradoxerweise endete der Verein unter Hitler. In einem Minister-Erlass von 1940 heißt es wörtlich: „Der Führer wünscht nicht derartige gewaltsame Eindeutschungen und billigt nicht die künstliche Ersetzung längst ins Deutsche eingebürgerter Fremdworte.“ Rechtsnachfolgerin des ADSV wurde die Gesellschaft für deutsche Sprache, deren Ziel jedoch keineswegs die Abschottung des deutschen Vokabulars ist.

Gesellschaft für deutsche Sprache
Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) soll die deutsche Sprache pflegen und erforschen sowie ihre Funktion im globalen Zusammenhang erkennbar machen. Finanziert wird sie hauptsächlich von der deutschen Kultusministerkonferenz und dem Kulturstaatsminister. Die GfdS unterhält einen Sprachberatungsdienst, der Privatpersonen, Firmen, Behörden und Institutionen bei Fragen zu Rechtschreibung, Grammatik oder Stil unterstützt. Die GfdS wählt jährlich sehr publikumswirksam die „Wörter des Jahres“ und berät Bundestag und Bundesrat sowie Ministerien und Behörden der Länder in Sprachfragen. Nach eigenen Angaben hat die GfdS rund 3.000 Mitglieder.

Verein Deutsche Sprache
Mit mehr als 36.000 Mitgliedern ist der Verein Deutsche Sprache mehr als zehn Mal so zahlreich wie die GfdS. Man sollte den VDS aber schon deshalb nicht mit den anderen verwechseln, weil er in den vergangenen Jahren immer wieder in Zusammenhang gebracht wurde mit Positionen der AfD und anderen Akteuren des rechten Spektrums. 2016 protestierten 30 SprachwissenschaftlerInnen beim Deutschen Hochschul-Verband, weil der seinem Magazin „Forschung & Lehre“ das VDS-Blatt „Sprachnachrichten“ beigelegt hatte. Der VDS bediene immer wieder nationalistische Tendenzen, heißt es in dem Brief unter anderem, und: „Die provokanten und teils politisch gefährlichen Thesen des Vereins haben wenig bis nichts mit (Sprach-)Wissenschaft zu tun. Im Gegenteil: Sie widersprechen größtenteils den Erkenntnissen der Linguistik.“ Gleichwohl hat der VDS sehr prominente Unterstützer, unter anderem Dieter Hallervorden, Ottmar Hitzfeld, Hape Kerkeling, Peter Kraus, Jürgen von der Lippe, Christian Quadflieg oder sogar Stilistik-Experten wie Wolf Schneider oder Bastian Sick. In den letzten Jahren war der VDS immer dann in den Schlagzeilen, wenn es um sprachliche Gleichberechtigung ging. Seinem Aufruf „Schluss mit dem Gender-Unfug!“ schlossen sich auch einige namhafte SchriftstellerInnen an. Gegründet wurde der VDS 1997 als „Verein zur Wahrung der deutschen Sprache“. 2000 wurde er in „Verein Deutsche Sprache“ umbenannt.

Institut für deutsche Sprache
Das Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim hat die Aufgabe, die deutsche Sprache zu dokumentieren und zu erforschen. Das IDS verfügt über die größte existierende Sammlung von Tonaufnahmen und den größten deutschsprachigen Textkorpus (mehr als 43 Milliarden Wörter). Das IDS wird jeweils zur Hälfte vom Bund und vom Land Baden-Württemberg getragen. Seit 2019 gehört das IDS zur Leibniz-Gemeinschaft und heißt offiziell Leibniz-Institut für Deutsche Sprache. Das IDS beschäftigt rund 225 Mitarbeiter, davon sind über 100 wissenschaftliche Angestellte.

Rat für deutsche Rechtschreibung
Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat vor allem die Aufgabe, das Regelwerk des Deutschen weiterzuentwickeln. Der Rat gehört eben nicht zu Deutschland, sondern er ist ein zwischenstaatliches Gremium der Länder, in denen Deutsch gesprochen wird. Er formuliert das amtliche Regelwerk für die deutsche Rechtschreibung, das dann von privaten Verlagen (wie dem Duden) interpretiert und in größerem Rahmen veröffentlicht wird. Im Rechtschreibrat stimmen rund 40 Experten aus 7 Ländern und Regionen über alte und neue Regeln ab. Neben WissenschaftlerInnen sind auch SprachpraktikerInnen ehrenamtlich für den Rat tätig.