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Wenn groß schreiben großer Mist ist …

Sehen wir Kleingedrucktes, sagt unser Gehirn: Dieser Teil des Textes scheint nicht die Hauptsache zu sein. Größere Schrift dagegen sagt uns: Achtung, hier kommt das Wichtigste! Aber selbst ganz große Läden wie Lidl ignorieren dieses einfache Designprinzip gern …

Von Hannah Molderings

Wenn Lidl einen seiner Läden wegen Umbaus schließt, greift das Personal gern auf ein Plakat zurück, um es seinen Kunden so sanft wie möglich beizubringen: „Wir sind weiter für Dich da“ heißt es darauf in großen Lettern. Dass der Laden in Wirklichkeit für ein Weilchen geschlossen bleibt, steht bloß im Kleingedruckten, siehe unser Foto:

Plakat im LIDL-Schaufenster
Wer jetzt nur die vermeintliche Hauptaussage gelesen hat, steht vermutlich bald vor geschlossenen Türen. Schuld sind die Gestalter, die eines der wichtigsten Prinzipien des Textdesigns ignoriert haben:

Was größer ist, wird als Hauptsache interpretiert. Was kleiner ist, wird somit zur Nebensache.

Wir alle tragen solche Interpretationsregeln in uns, haben sie von Kindesbeinen an gelernt und verinnerlicht. Beim Lesen wenden wir sie intuitiv an. Trotzdem gelingt es Plakatgestaltern nicht immer, diese Regeln adäquat umzusetzen. Auf Armin Laschets Plakat „Damit Deutschland stark bleibt“ zum Beispiel war typografisch die Hauptaussage: „Stark bleibt.“ Aber ist nicht eher gemeint: „Deutschland bleibt stark“? Mit etwas Naivität könnte man bei dem Plakat glauben, ein Politiker namens Stark solle im Amt bleiben …

CDU-Wahlplakat mit Armin Laschet

Sehr ähnlich lautete der Slogan von Markus Söder: „Damit Deutschland stabil bleibt“. Hier sind die Schriftgrößen gleichbleibend, aber der Fettsatz prägt die Kernaussage heraus: „Deutschland stabil“. Deutschland bleibt also stabil, während Bayern stark gemacht wird …

CSU-Plakat mit Markus Söder