Schlagwort: Waffe

Überfall scheitert an schlechter Schreibe

In einem Filmklassiker von Woody Allen war das ein Witz: dass ein Bankräuber an seiner Sauklaue scheitert. Jetzt erging es einem echten Ganoven am Niederrhein ganz ähnlich …

Der Text als Ausriss

In dem Film „Woody, der Unglücksrabe“ legte der Bankräuber wie in unserem Fall dem Bankangestellten einen Zettel hin: Er habe unter seiner Jacke eine Waffe auf ihn gerichtet. Der Angestellte liest aber falsch und fragt: „Eine Waffel soll auf mich gerichtet sein? Na und?“ Der Täter besteht darauf, dass es in seinem Text eben nicht „Waffel“, sondern „Waffe“ heiße. Das möchte der Bankangestellte aber erst mal von einem Kollegen begutachten lassen. Der findet allerdings auch, dass dort eindeutig Waffel stehe. Schließlich flüchtet Woody Allen in seiner Rolle als Gangster aus der Bank.

Der Kriminalfall vom Niederrhein spielt diese Szene ziemlich schön nach – allerdings ohne die lustige Diskussion des Personals. Und hier ging es offenbar eher um den Stil als um die Handschrift. Wenngleich der von den „Niederrhein-Nachrichten“ überarbeitete Polizeibericht mit dem Wort „abgehakte Worte“ selbst auf einige sprachliche Unsicherheit hindeutet.

Der Täter aus Sonsbeck jedenfalls wurde 20 Jahre nach seinem Überfall kürzlich gefasst – mithilfe der Fingerabdrücke auf dem besagten Zettel. Bestraft worden ist er übrigens nicht: Die Staatsanwaltschaft hielt ihm zugute, dass er seine Tat freiwillig im Versuchsstadium abgebrochen hatte. Indirekt hat den Mann sein abgehackter Stil also sogar gerettet …

Wie heißt dieses Ding?

Schattenriss eines Tasers

Schattenriss eines TasersWie würden Sie das Gerät auf unserem Bild nennen? Sie kennen es bestimmt, denn es ist oft in der Presse: Damit werden Leute außer Gefecht gesetzt, indem man ihnen Stromstöße verabreicht. Die Polizei tut sich offiziell jedoch sehr schwer damit, die Sache beim Namen zu nennen …

Als Sony vor 40 Jahren seinen ersten „Walkman“ auf den Markt brachte, versuchten sich viele Leute daran, einen geeigneten deutschen Begriff dafür zu finden. „Tragbarer Kassettenspieler“ war so ein Versuch. Durchgesetzt hat sich natürlich doch der Begriff „Walkman“, wie so oft bei neuen Produkten aus dem Ausland.

Seit fast 50 Jahren entwickelt der US-Amerikaner Jack Cover seine „Taser“. Das sind diese Geräte, die mit Stromstößen andere Menschen außer Gefecht setzen. Auch in Deutschland hat sich der Begriff „Taser“ in weiten Teilen der Gesellschaft durchgesetzt, bereits seit 2006 steht der Begriff (abgeleitet von Jack Covers Firmennamen) im Duden.

Wenn sich allerdings die Polizei heutzutage offiziell zu diesem Thema äußert, dann spricht sie lieber von „Distanzelektroimpulsgeräten“, abgekürzt DEIG. Das ist zwar irgendwie deutscher und vielleicht formal korrekter, weil man keine Marke hervorhebt. Aber was hilft das, wenn keiner mehr versteht, was gemeint ist? Die Bedeutung bleibt wenigstens dann immer unklar, wenn nicht zugleich doch „Taser“ oder „Elektroschockpistole“ gesagt wird. Und was noch viel schlimmer ist: „Distanzelektroimpulsgerät“ verharmlost die Wirkung dieser Waffen doch sehr.

Es ist ein bisschen wie bei dem Wort „Fahrtgeschwindigkeitsanzeiger“, über den wir in unseren Seminaren immer mal wieder sprechen. Mit diesem umständlichen Terminus hat man in Behörden früher versucht, das griechische Lehnwort „Tacho“ zu vermeiden. Über kurz oder lang sind solche komplizierten Konstrukte aber zum Scheitern gegenüber kürzeren und konkreteren Wörtern verurteilt.