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Lorem ipsum – was heißt das eigentlich?

Bei Blindtexten ist es ja egal, was die Wörter heißen. Aber interessiert hat es uns doch: Was bedeutet Lorem ipsum überhaupt und warum hat man ausgerechnet diesen Text dafür gewählt?

Von Hannah Molderings

Hat der Lorem-ipsum-Text überhaupt eine Bedeutung?
Einerseits natürlich nicht: Der Text soll ja gerade nichts bedeuten, nicht von der Gestaltung ablenken, ein reiner Platzhalter sein. Andererseits ist der Text nicht völlig bedeutungslos: Es ist ein leicht abgewandelter Auszug eines Textes von Cicero aus der Zeit um 45 v. Chr. Es geht, kurz gesagt, um Schmerzen. Das Wort „lorem“ ist offenbar eine Abkürzung von „dolorem“, lateinisch für „Schmerz“. „Ipsum“ wiederum ist ein Demonstrativpronomen („selbst“).

Was besagt der ursprüngliche lateinische Absatz von Cicero?
Wir haben den Text mal mit DeepL übersetzt: „Aber ich muss Ihnen erklären, wie diese irrige Idee, das Vergnügen zu verurteilen und den Schmerz zu preisen, entstanden ist, und ich werde Ihnen eine vollständige Darstellung des Systems geben und die tatsächlichen Lehren des großen Erforschers der Wahrheit, des Meisters des menschlichen Glücks, darlegen. Es gibt niemanden, der das Vergnügen an sich ablehnt, nicht mag oder vermeidet, weil es Vergnügen ist, sondern weil diejenigen, die nicht wissen, wie man dem Vergnügen auf vernünftige Weise nachgeht, auf äußerst schmerzhafte Konsequenzen stoßen. Es gibt auch niemanden, der den Schmerz an sich liebt, verfolgt oder sich wünscht, ihn zu erlangen, weil er Schmerz ist, sondern weil gelegentlich Umstände eintreten, in denen ihm Mühsal und Schmerz ein großes Vergnügen bereiten können. Um ein triviales Beispiel zu nennen: Wer von uns unternimmt jemals eine mühsame körperliche Betätigung, außer um daraus einen Vorteil zu ziehen? Aber wer hat das Recht, einen Menschen zu tadeln, der sich für ein Vergnügen entscheidet, das keine unangenehmen Folgen hat, oder einen, der einen Schmerz vermeidet, der kein Vergnügen nach sich zieht?“

Warum hat man ausgerechnet diesen Text gewählt?
Das wissen wir auch nicht! Denn ausgewählt hat ihn offenbar ein Schriftsetzer des 16. Jahrhunderts. Allerdings dauerte es dann noch mal 400 Jahre, bis in den 1980er Jahren ein US-amerikanischer Latein-Professor namens Richard McClintock den Zusammenhang zwischen dem Blindtext und Ciceros Werk entdeckte …

Wie komme ich im Web an einen passenden Blindtext?
Es gibt dafür viele Generatoren im Netz, zum Beispiel unter Loremipsum.de oder Blindtextgenerator.de. Hier kann man genau definieren, wie viele Absätze, Wörter oder Zeichen man haben möchte.


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Drei nutzerfreundliche KI-Adressen für Anfänger

Wir nennen Ihnen drei Seiten, auf denen Sie kostenlos und ohne jede Anmeldung mit künstlicher Intelligenz arbeiten können. Für simple Aufgaben reicht das oft völlig aus.

Von Stefan Brunn

Künstliche Intelligenz schnell mal ohne Anmeldung nutzen zu können, ist nicht nur für Anfänger interessant: Manchmal nutzt man ja fremde Rechner oder braucht Hilfe bei so simplen Aufgaben, dass sich eine Anmeldung gar nicht lohnt. Am besten merken Sie sich dafür imkis.de/schnellki, dann haben Sie folgende Links immer parat:

Ecosia

Eine sehr aufgeräumte Seite mit einfacher Usability, um ChatGPT in der kostenlosen Variante zu nutzen. Hier erklärt sich eigentlich alles von selbst.  Die Seite ist immer erreichbar und enthält keine Werbung.

Perplexity

Diese kostenlose KI-Maschine ist ganz anders aufgebaut, eher wie eine Suchmaschine, die Antworten liefert statt Trefferlisten und mit der man drüber sprechen kann. Aber sie ist ähnlich übersichtlich gestaltet wie der Ecosia-Chat und lässt sich ähnlich niedrigschwellig nutzen.

Llama

Auch diese Seite ist sehr schlicht und sie kommt auch von Perplexity – aber hier nutzt man eine völlig andere KI, nämlich die der Mutter von Facebook und WhatsApp: Sie nennt sich Llama. In der Version 3 (rechts unten anwählbar) liefert sie bei manchen Aufgaben ähnlich gute oder sogar bessere Ergebnisse als ChatGPT.


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Unsere Blutgruppen kennen sie alle!

Wie oft passiert es Dialog-KI, bei einfachen Wissensfragen falsche Antworten zu liefern? Wir haben das bei den bekanntesten KI-Chatbots anhand von 100 zeitlosen Fakten geprüft.

Von Stefan Brunn

Die Ergebnisse unseres Tests im Überblick.

Welche Dialog-KI macht die wenigsten Fehler, wenn man nach zeitlosen Fakten fragt? Das wollten wir wissen und haben deshalb einen kleinen Vergleich auf der Grundlage von 100 Fragen angestellt – solchen wie „Wie viele Rippenpaare hat der Mensch“ oder „Wer überflog als erstes den Nordpol?“ Unsere Fragen aus unterschiedlichen Wissensbereichen der Kultur- und Naturwissenschaften haben wir ausschließlich aus einem Buch geschöpft, es heißt: „Das große Humboldt-Quizbuch“. Alle 100 Fragen dokumentieren wir hier zusammen mit unserem Prompt. Unser Vergleich hält sicherlich keinen wissenschaftlichen Ansprüchen stand. Dazu hätten wir, unter anderem, jede Frage ganz oft stellen müssen. Die KI-Chatbots liefern nämlich nicht jedes Mal dasselbe Ergebnis, sondern die Ergebnisse können durchaus variieren. Trotzdem erwartet natürlich, wer diese KI nutzt, jedes Mal ein richtiges Ergebnis.

Ziel unseres Experiments war zu messen, wie viele falsche Antworten bei einfachen Wissensfragen gegeben werden. Geprüft haben wir sechs Dialog-KI: Bing, Chat-GPT (Version 4), Gemini, Llama (Version 3), Mistral und You.com. Keine Maschine lieferte alle Antworten fehlerfrei. Am Ende waren die Unterschiede aber überraschend gering: Der Sieger Llama geht mit nur 8 falschen Antworten vom Platz. Knapp dahinter folgen dann schon ChatGPT (9 Fehler) und You.Com (10). Man sieht also insgesamt, dass alle KIs bei einfachen Wissensfragen ganz gut abliefern. Vor allem bei feststehenden Fakten liefern alle ab: So nennen alle zuverlässig die vier Hauptblutgruppen des Menschen, wissen, wer „Die Buddenbrooks“ geschrieben hat und dass ein Tarockspiel 78 Karten enthält.

Bei einigen Fragen hatte man aber fast den Eindruck, hier wurden die KIs richtig kreativ: Hinter dem Begriff „Achtender“ zum Beispiel vermutete Llama einen „Jäger, der acht Hirsche erlegt hat“. Gemini wiederum nannte „Ein acht Jahre alter Rothirsch“ als Antwort. Große Schwierigkeiten hatten die KIs auch dabei, ein bestimmtes Straßenschild richtig zu benennen. Ein blaues rundes Schild mit rotem Rand und Querbalken steht natürlich für eingeschränktes Halteverbot. Die Antworten reichten hier allerdings von „Autobahn“ über „Einfahrt verboten“ bis hin zu „Vorfahrt achten“.

Eine einzige Frage konnte keine KI beantworten, nämlich: „Wie nennen Typografen Buchstaben aus einer fremden Schrift, die sich eingeschlichen haben?“ Hier reichten die Antworten von „Glyphen“ über „Fremdkörper“ bis hin zu „Bastarde“. Alles falsch! Die richtige Antwort wäre gewesen: „Zwiebelfische“. Dieses Versagen ist zugleich eine Spur, die wir bei künftigen Vergleichen weiterverfolgen wollen: Je spezieller eine Frage ist (also je weniger Trainingsdaten vorhanden), desto weniger wahrscheinlich die richtige Antwort. Fragt man nämlich andersherum: Was ist ein „Zwiebelfisch“?, kriegen alle die richtige Antwort sofort hin.


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Download: die 7 wichtigsten Kommaregeln (PDF)

Kommas richtig zu setzen ist nicht immer ganz einfach. Deshalb haben wir uns einmal die Mühe gemacht und die 7 kniffligsten Fälle der Kommasetzung präzise und an einfachen Beispielen erklärt. Die übersichtliche PDF gibt es jetzt hier zum Download. Einfach aufs Bild klicken, dann öffnet sich die Datei.


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Wann brauchen Infinitivgruppen ein Komma?

Formulierungen, die aus „zu“ und einem Infinitiv bestehen, stellen uns immer wieder vor die gleiche Herausforderung: Muss hier ein Komma gesetzt werden oder nicht? Wir fassen die Regeln dazu verständlich zusammen.

Von Katrin Liffers

Zu keiner anderen sprachlichen Konstruktion bekommen wir so häufig Kommafragen gestellt wie zu den Infinitivgruppen. Damit sind Kombinationen aus dem Wort „zu“ und einem Infinitiv (der Verbgrundform) gemeint, wie in dem Satz: „Er liebt es, wandern zu gehen.“ Die Frage, die sich hier stellt: Muss hier ein Komma gesetzt werden oder kann man es auch weglassen?
Die kurze Antwort: Es kommt drauf an. Für die lange Antwort haben wir die die Regeln (und leider auch Ausnahmen) zu den drei Fällen zusammengefasst, die man unterscheiden kann.

Fall 1: Die Infinitivgruppe wird von einer Konjunktion eingeleitet

Regel: Wird die Infinitivgruppe mit einer Konjunktion eingeleitet, etwa „um“, „ohne“, „statt“, „anstatt“, „außer“ oder „als“, muss ein Komma zwischen Haupt- und Nebensatz gesetzt werden.

Beispiel: Sie versuchte alles, um die Kommaregeln zu verstehen.

Fall 2: Die Infinitivgruppe bezieht sich auf ein anderes Element im Satz

Regel: Ist die Infinitivgruppe von einem Substantiv oder einem anderen Bezugswort („es“, „daran“, „das“ etc.) im Satz abhängig, muss die Infinitivgruppe durch ein Komma vom Hauptsatz abgetrennt werden. Wenn die Infinitivgruppe mitten im Hauptsatz steht, muss das Komma davor und danach gesetzt werden.

Beispiel 1: Er hatte schon immer den Wunsch, die Welt zu bereisen.
→ Die Infinitivgruppe „die Welt zu bereisen“ bezieht sich auf das Substantiv „Wunsch“ im Hauptsatz.

Beispiel 2: Sie hasst es, auf den Bus zu warten.
→ Die Infinitivgruppe „auf den Bus zu warten“ bezieht sich auf das Bezugswort „es“ im Hauptsatz.

Ausnahme: Wenn bei diesem Fall die Infinitivgruppe nur aus „zu“ und einem Infinitiv besteht, kann man das Komma jedoch weglassen.

Beispiel 1: Sie hatte die Pflicht(,) zu schweigen.

Beispiel 2: Er schaffte es nicht(,) zu kündigen.

Fall 3: Die Infinitivgruppe wird nicht von einer Konjunktion eingeleitet und bezieht sich nicht auf ein Element im Hauptsatz

Regel: Infinitivgruppen, die weder mit einer Konjunktion eingeleitet werden (Fall 1) noch sich auf ein Element im Hauptsatz beziehen (Fall 2), können durch ein Komma abgegrenzt werden – müssen aber nicht. Gerade bei komplexen Satzstrukturen kann das Komma aber deutlich die Lesbarkeit des Satzes erhöhen.

Beispiel 1: Sie überlegen(,) sich ein neues Haus zu kaufen.

Beispiel 2: Du versuchst immer(,) dich aus der Verantwortung zu ziehen(,) und schiebst die Schuld deshalb auf andere.

Ausnahme: Wenn das Verb des Hauptsatzes ein Modalverb (Hilfsverb) darstellt, auf das sich die Infinitivgruppe bezieht, setzt man kein Komma. Man erkennt Modalverben daran, dass sie nicht den Sachverhalt des Satzes selbst versprachlichen, sondern die Einstellung der sprechenden Person zu dem Sachverhalt widerspiegeln. Sie machen also eine Aussage dazu, ob der Sachverhalt erwünscht, möglich etc. ist. Das kann zum Beispiel bei den Verben „haben“, „sein“, „brauchen“, „pflegen“, „scheinen“ der Fall sein.

Beispiel 1: Er scheint heute nicht zu kommen.
→ „Scheinen“ wird hier nicht in seiner Bedeutung als „Licht ausstrahlen“ verwendet, sondern modifiziert nur das Verb „kommen“ in seiner Wahrscheinlichkeit.


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Was ist warme, was kalte Sprache?

Drei US-amerikanische Marketing-Professoren haben kürzlich eine Studie vorgelegt, die einer bisherigen Annahme widerspricht: Warme Sprache wirkt nicht inkompetent, sondern steigert die Zufriedenheit von Kundinnen und Kunden. Aber was ist das überhaupt: warme Sprache?

Von Stefan Brunn

In dem wissenschaftlichen Journal of Consumer Research stellen die drei Professoren Grant Packard, Yang Li und Jonah Berger die Ergebnisse ihrer Studie „When Language Matters“ vor. Für die Studie hatten sie Hunderte von Servicegesprächen aus zwei Unternehmen untersucht. Kern der Studie: Wie wirkt es sich aus, wenn die Mitarbeitenden der Unternehmen die Kund:innen mit „warmer“ oder „kalter“ Sprache konfrontieren?

Unter „warmer Sprache“ verstehen es Marketingleute, wenn die Sprache affektive Elemente enthält. Beispiel: „Mit wem habe ich das Vergnügen?“ hat eine andere Anmutung als „Wie kann ich Ihnen helfen?“ Warme Sprache zielt darauf ab, eine positive emotionale Verbindung herzustellen, Empathie zu zeigen und ein Gefühl von Wertschätzung und Fürsorge zu vermitteln. Ähnlich hier: „Schön, dass ich Ihnen helfen konnte. Melden Sie sich wieder, wenn ich mich um etwas kümmern soll!“ Diese Formulierung ist eindeutig einladender und drückt eine fürsorglichere Haltung aus als etwa „Kein Problem. Melden Sie sich, wenn Sie wieder irgendetwas brauchen.“

Bislang galt es im Marketing als gesetzt, dass warme Sprache inkompetent wirken kann. Aber offenbar ist eine rein kognitiv-kompetenzorientierte Sprache allein nicht ideal. Unterm Strich sind Kund:innen zufriedener, wenn sie sowohl eine warme als auch eine kalte Sprache erfahren, jedoch zu spezifischen Zeiten während der Interaktion. Zu Beginn und am Ende von Gesprächen ist, so das Ergebnis der Studie, eine warme Sprache förderlich für die Zufriedenheit, während in der Mitte der Interaktion eher eine kalte Sprache bevorzugt wird – dann nämlich, wenn es um den Kern der Sache geht.

Die Professoren sehen diese Ergebnisse durch verschiedene andere Studien bestätigt. Das Ergebnis legt einen nuancierten Ansatz für effektive Kundenkommunikation nahe, bei dem eine Kombination aus warmen und kalten Formulierungen zu strategischen Zeitpunkten das Kund:innenerlebnis verbessern kann.


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Selber, selber, lachen alle Kälber!

Wann sagt man „selbst“, wann „selber“? In geschriebenen Texten sollte es fast immer „selbst“ heißen. Es gibt aber Ausnahmen.

Von Stefan Brunn

Falls Sie sich manchmal fragen, wo eigentlich der Unterschied zwischen „selbst“ oder „selber“ liegt, dann seien Sie beruhigt: Semantisch gibt es gar keinen, die Wortbedeutungen sind gleich. Allerdings finden Sie in einschlägigen Stilratgebern den Rat, schriftlich immer nur „selbst“ zu schreiben. „Selber“ klingt umgangssprachlich und kommt manchem deshalb zu informell vor.

So weit, so gut. Es gibt aber einige wenige Ausnahmen, wir nennen hier mal zwei:

1. In feststehenden Kompositionen
In einigen Kompositionen ist „selber“ geläufiger als „selbst“ – etwa beim „Selbermachen“. Warum das so ist? Keine Ahnung! Aber so wie „Selbstgemachtes“ geläufiger ist als „Selbergemachtes“, ist „Selbermachen“ einfach verbreiteter als „Selbstmachen“.
2. In Kurzantworten
Es kommt fast nur im Mündlichen vor, dass wir jemandem auf eine Bemerkung mit so etwas antworten wie „Selber“ oder „Das musst Du schon selber machen“ oder „Merkste selber, oder?“. Aber wenn uns jemand beschimpft, dann passt die Ein-Wort-Antwort „selbst“ nicht, es muss „selber“ heißen!

Kurzum: Sie machen nichts falsch, wenn Sie schriftlich immer „selbst“ schreiben. Die beiden Ausnahmen fallen Ihnen garantiert ein, wenn Sie mal zufällig im Begriff sind, jemandem patzig zu antworten. 😉


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Alles im grünen Bereich?

Mit dem Textometer hat IMKIS ein neues Tool entwickelt, das die Verständlichkeit von Texten bewertet – in Schuljahren und fünf Stufen von sehr einfach bis sehr schwierig. Das Tool kann kostenlos auf unserer Website oder lokal auf dem eigenen PC verwendet werden.

Von Hannah Molderings

Ausprobieren können Sie den Textometer direkt unter diesem Artikel oder auf textometer.de!

Möchte man die Verständlichkeit eines Textes überprüfen, kann man das unter anderem mit Verständlichkeits-Tools machen. Auf der Basis von mathematischen Formeln bewerten sie, wie (un)verständlich ein Text geschrieben ist. Der Vorteil dieser Tools: Ihre Ergebnisse sind objektiv und die Arbeit mit ihnen lässt sich ohne großen Aufwand in Arbeitsprozesse integrieren. Das hilft dabei, einen festgelegten Qualitätsstandard zu etablieren.

Bisher existierende Tools haben allerdings so ihre Schwachstellen. Manche sind nicht zuverlässig erreichbar, andere liefern unzuverlässige Verständlichkeitswerte und bei wieder anderen findet man das Eingabefeld vor lauter Werbung nicht.

Deshalb hat IMKIS in den letzten Monaten mithilfe Künstlicher Intelligenz ein eigenes Verständlichkeits-Tool entwickelt – den Textometer. Er liefert zuverlässig schlüssige Ergebnisse, ist intuitiv bedienbar und komplett werbefrei. Man kann sogar die Seite auf dem eigenen Rechner abspeichern und die Maschine lokal benutzen – das ist ein großer Vorteil für alle, die ihre Texte nicht im Internet eingeben wollen oder dürfen. Die Datenmenge des Downloads ist verschwindend gering, zuletzt lagen wir bei unter 50 Kilobyte!

Im Folgenden beantworten wir weitere wichtige Fragen:

Wie funktioniert der Textometer?
Der Textometer misst die Verständlichkeit von Texten auf der Basis einer Formel, die wir von IMKIS entwickelt haben. Ihr Ergebnis haben wir Brunn-Liffers-Index (BLIX) genannt. Die Formel selbst ähnelt klassischen Verständlichkeitsformeln, vereinfacht aber die Wortzählung (nur in Buchstaben) und bewertet lange Wörter erst ab einer Länge von 15 Buchstaben als schwer verständlich. Dieser Unterschied hat zur Folge, dass ein Text auch dann noch als einfach bewertet wird, wenn er unvermeidbar sperrige Wörter enthält. Die genaue Formel des BLIX ist kein Geheimnis – sie lautet: [Anzahl aller Wörter/Anzahl aller Sätze] + [Anzahl langer Wörter x 100/Anzahl aller Wörter]

Wie kommen die Einstufung nach Schuljahren und das beurteilte Verständlichkeitsniveau zustande?
In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen, den Benutzenden möglichst einfache Rückmeldungen zu ihren Texten zu geben. Der eine Wert, die Schuljahre, erleichtert die Zuordnung zu Niveaus aus dem realen Leben. Er gibt an, wie viele Schuljahre eine Person absolviert haben muss, damit sie den vorliegenden Text versteht. Der andere Wert, das Niveau in Worten, erleichtert es, sich selbst oder anderen Personen Zielvorgaben zu machen. Wir benutzen in unseren Seminaren sehr häufig eine der beiden Größen, um Texte besser zu machen. Zustande kommen die Rückmeldungen durch eine Einstufung nach dem gemessenen BLIX-Wert.

BLIX und Textometer insgesamt sind eine Gemeinschaftsentwicklung der beiden Germanisten Katrin Liffers und Stefan Brunn mit der Kognitionswissenschaftlerin Hannah Molderings und dem Datenjournalisten Sebastian Mondial.

Ausprobieren kann man den Textometer hier:


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Der Klempner und die Mimose

Zum Handwerk der Presse gehört das Rosinenpicken. In Reden, Pressemitteilungen oder Interviews ragt oft eine einzelne Formulierung heraus – genau die wird natürlich in den Medien zitiert. Neue Metaphern zum Beispiel sind oft unwiderstehlich …

Stefan Brunn

In unseren Redenschreiben-Seminaren besprechen wir mit den Teilnehmenden regelmäßig Strategien, wie man etwas im Text platziert, das beim Publikum garantiert hängen bleibt. Dazu gehören neue Metaphern. Wolfgang Bosbach zum Beispiel beherrscht es meisterhaft, solche Bilder in den Köpfen zu konstruieren. „Ich will nicht immer die Kuh sein, die quer steht im Stall“, sagte er einmal, als es darum ging, dass er im Parlament nicht mehr gegen die eigene Fraktion stimmen wolle. Natürlich griffen die Medien tags darauf diese Metapher gern auf, viele machten sie auch zur Überschrift.

Hat man diesen Mechanismus einmal kapiert, steckt man natürlich gern etwas Mühe in das Ausdenken solch rhetorischer Perlen. Am Ende sind sie es, die hängen bleiben – und eben nicht die zehn anderen Manuskriptseiten, die man sorgfältig argumentativ gegliedert und formuliert hat.

Einige im Politikbetrieb denken sich also regelmäßig schöne Sprachbilder aus, um Aufmerksamkeit für eigene Themen und Positionen zu bekommen. Aber selten ist in den letzten Jahrzehnten im Deutschen Bundestag die rhetorische Kreativität so aufgefallen wie in der vergangenen Woche bei der Generaldebatte. Für uns mit dem Blick auf Rhetorik war das natürlich außergewöhnlich spannend.

Friedrich Merz hatte zur Debatte etwa folgendes Bild mitgebracht, gerichtet an Olaf Scholz: „Wenn Sie die Jacke unten falsch einknöpfen, dann diskutieren wir nicht mit Ihnen, wie groß der Knopf im letzten Loch sein sollte.“ Scholz reagierte darauf mit einer Bemerkung, die – bewusst oder intuitiv – in der Modebranche blieb, indem er die Schuldzuweisungen von Merz als „in dieser Situation ganz kleines Karo“ bezeichnete.

Scholz hatte aber auch eigene Metaphern aus anderen Bereichen mitgebracht. Eher floral war sein inzwischen viel zitierter Satz: „Wenn Sie dann mal kritisiert werden, dann sind Sie eine Mimose.“ Rhetorisch auch nicht übel, aber aus einem ganz anderen Bereich (dem Sport) entliehen war sein Vorwurf: „Wer gerne boxt, sollte kein Glaskinn haben. Aber Sie haben ein ganz schönes Glaskinn, Herr Merz.“

In der Presse wurde nach dem Schlagabtausch gemutmaßt, Scholz habe Merz im Bundestag mit den eigenen Waffen schlagen wollen. Mutmaßlich wollte Scholz einen Konter setzen gegen Merz‘ Attacke vom November, bei der er Scholz mit einem planlosen Handwerker verglichen hatte. Bekanntlich hatte Merz seinen Kontrahenten einen „Klempner der Macht“ genannt, der „es einfach nicht könne“.

Im Nachgang des Duells fanden übrigens etliche andere Politikerinnen und Politiker ihren Spaß daran, noch Metaphern hinterherzuschieben. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr verteidigte etwa die Politik der Ampel-Koalition mit dem Hinweis darauf, dass „wir den Scherbenhaufen nicht schnell genug zusammenkehren, den Sie hinterlassen haben“. Oder Tilman Kuban, der ehemalige Vorsitzende der Jungen Union: „Olaf Scholz hat mit seinen Tricks und seinem Auftritt nicht nur das Tischtuch zerschnitten, sondern den ganzen Tisch zersägt.“

Wenn es nach uns geht, kann’s so weitergehen. Metaphern machen die Sprache schön anschaulich. Ihr Nachteil ist allerdings, dass man sich mit ihnen nicht konkret verständigt, was Deutschland vielleicht auch nicht schaden würde.


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Bühne frei für die Reportage

„Live-Journalismus“ ist international groß im Kommen. Aber was genau wird da geboten? Wir haben dazu Jochen Markett befragt, der mit seiner Firma diese Shows in Deutschland voranbringt.

Bühne bei einem Reporterslam

Große Bühne: Jochen Markett als Moderator beim Jahresfinale eines Reporter Slams. Foto: Vic Harster

Wenn wir vom Live-Journalismus sprechen, kann man sich das als Abendveranstaltung vorstellen, als Alternative zu Kino, Theater oder Lesung?
Ja, das ist eine schöne Kulturalternative. Normalerweise verbindet man mit Journalismus ja eher Zeitung lesen, Fernsehen gucken, Radio hören oder Online-Medien konsumieren. Aber es gibt seit ungefähr 13 Jahren international den Trend, Journalismus auf die Bühne zu bringen. Die Amerikaner haben damit angefangen und dann sind viele europäische Länder nachgezogen, eben auch wir in Deutschland. Und es ist tatsächlich ein Kulturerlebnis im Theater oder einer sonstigen Kultur-Location. Man sitzt als Zuschauer im Publikum und sieht Journalistinnen und Journalisten auf der Bühne, die von ihren Recherchen erzählen.

Und der Begriff dafür heißt „Live-Journalismus“? Es hieß ja auch schon mal „Reporter Slam“ oder „Jive“ …
Ja, das Genre nennt sich Live-Journalismus. Der Begriff ist in Deutschland noch nicht so etabliert, wir arbeiten aber daran. International ist der englische Begriff „Livejournalism“ schon wesentlich gesetzter. Die anderen Begriffe sind unsere Shownamen, die wir nach und nach entwickelt haben. Wir haben 2016 damit begonnen, sogenannte Reporter Slams zu machen. Das ist ein Unterhaltungswettbewerb auf der Bühne. Mehrere Reporterinnen und Reporter treten gegeneinander an in einem Wettbewerb, wer am besten von einer eigenen Recherche erzählen kann. Und am Ende wählt das Publikum dann den sogenannten Slampion. International sind wir die Einzigen, die das so als Wettbewerb organisieren.

Moderator Jochen Markett bei einem Reporter-Slam auf der Bühne.

Journalist, Moderator, Unternehmer und Medientrainer in einer Person: Jochen Markett. Foto: Andi Weiland

Jochen Markett, selbst gelernter Journalist, hat mit Christine Liehr und Christoph Herms die Firma Headliner gegründet, um Live-Journalismus auf deutsche Bühnen zu bringen. Jochen Markett lebt in Potsdam und ist mit dem Zeilenhacker-Team seit vielen Jahren durch gemeinsame Seminare kollegial verbunden. Seine Spezialität ist es, Schreiben und Spaß unter einen Hut zu bringen. Das gesamte Interview mit vielen weiteren Aspekten des Live-Journalismus‘ finden Sie hier.

Sehe ich das richtig, dass die Reporter Slams den bekannteren Poetry Slams ähneln? Es tritt einer nach dem anderen auf und am Ende wird bewertet, wer den besten Auftritt hatte?
Ganz genau. Poetry Slams waren international die ersten erfolgreichen Slams. Die Autoren haben damit begonnen, eben nicht nur Gedichte, sondern auch Prosa auf die Bühne zu bringen. Dieses Format ist ja seit vielen Jahren weltweit erfolgreich. Dann sind andere Berufsgruppen nachgezogen bei diesem Erfolgsmodell, vor allen Dingen Wissenschaftler. Wir haben gedacht, wenn Wissenschaftler es schaffen, unterhaltsam von ihren Forschungen zu berichten, dann müssten es doch Reporter auch schaffen, unterhaltsam von ihren Recherchen zu erzählen. Und das gab es aber irgendwie nicht. So haben wir also die Marktlücke entdeckt und dann in einem Coworking-Café in Neukölln zum ersten Mal einen eigenen Reporter Slam angeboten – der war dann direkt ausverkauft mit 170 Zuschauern. Und da haben wir gesehen: Das funktioniert, das Feedback war sehr positiv. Und so haben wir das dann regelmäßig fortgesetzt. Bis heute haben wir etwa 60 Slams gemacht, bundesweit und inzwischen auch in sechs Länder exportiert.

Nach welchen Kriterien wählt ihr die Reporter:innen aus?
Da haben wir unterschiedliche Wege gefunden. In den ersten Jahren haben wir einfach geguckt, welche lustigen Reporter wir kennen, auf welche lustigen Themen sind wir zuletzt gestoßen. Dann sind aber zunehmend auch Redaktionen an uns herangetreten, haben selbst Leute empfohlen. Und es gab und gibt auch Reporter, die sich selbst ins Gespräch gebracht haben. So war das auch mal bei einer Jahressiegerin, die vorher bei uns im Publikum saß, begeistert war von dem Format und sich dann eben selbst angeboten hat. Das war eine Sportreporterin, die über den ältesten Fan von Hertha BSC Berlin eine sehr rührende Geschichte erzählt hat.

Die Journalisten stellen ihre Recherchen mit Bildern, Videos und anderen Elementen vor – so unterhaltsam wie möglich, aber inhaltlich möglichst auch substanziell. Hier stellt Lorin Kadiu gerade seine Recherche vor, in der er die Baupolitik in der albanischen Hauptstadt Tirana als skandalös und verlogen entlarvt. Foto: Vic Harster

Kannst du mal eine beispielhafte Recherche schildern, die ihr auf die Bühne geholt habt?
Ja, vielleicht das Beispiel des letzten Jahresfinals, wo es eine für uns überraschende Siegerin gab. Sie heißt Kathleen Kröger und ist Lokalreporterin in Erfurt für die Thüringer Allgemeine. Ihr war beim Spazieren durch Erfurt aufgefallen, dass es dort an alten DDR-Schulgebäuden so ein Dekorationselement gibt, das aussieht wie ein Fisch. Und da hat sie sich gedacht: Soll das wirklich ein Fisch sein? Und warum? Sie hat das dann auf Twitter gestellt, wo sie gar nicht so viele Follower hatte. Aber als sie ihren Account danach wieder öffnete, hatte sie hunderte Kommentare und merkte, wow, dieses Thema beschäftigt viele Menschen, die dann darüber spekuliert und diskutiert haben, ob das jetzt Fische sind oder nicht. Und dann hat sie den Architekten aufgetrieben, der damals diese Dekorationselemente geplant hat. Der hat darin gar nicht unbedingt Fische gesehen, wusste aber, dass viele darin einen Fisch sehen. Dieses kleine Nischenthema hat sie so skurril und liebevoll und unterhaltsam vorgestellt, dass sie damit unser Jahresfinale gewonnen hat. Für mich ist das ein schönes Beispiel dafür, dass auch der gute alte Lokaljournalismus auf der großen Bühne reüssieren kann. Es muss einfach eine gute Story geben und Überraschungselemente, es muss liebevoll erzählt sein, die richtigen Zutaten enthalten und damit das Publikum begeistern. Insofern eignet sich jede Geschichte, wenn sie nur richtig erzählt ist.

Wie messt ihr das Gefallen des Publikums und bestimmt den Sieger?
Das entscheiden wir je nach Show. Beim Jahresfinale entscheiden wir immer mit Online-Voting. Da kann man sich dann auf einer Seite einloggen und seinen Favoriten wählen. So können auch die Zuschauer an den Bildschirmen mitentscheiden. Bei den nicht live übertragenen Slams machen wir meistens eine Abstimmung per Applausometer. Da gewinnt also der- oder diejenige, die den lautesten Applaus bekommt im Saal, nicht den längsten, sondern den mit dem größten Dezibel-Ausschlag. Der Nachteil ist, wenn man vorne Jubelperser platziert hat und die schreien dann laut beim Schlussapplaus, dann zieht das den Dezibel-Ausschlag nach oben und kann die Abstimmung verzerren. Da gibt es dann schon mal Diskussionen am Ende, ob das jetzt eine faire Entscheidung war oder nicht. Der Vorteil des Applausometers ist, dass man am Ende noch mal einen tobenden Saal hat und bei der Schlussabstimmung jeder noch mal einen großen, lauten Applaus bekommt. Das ist dann einfach ein fantastisches Stimmungsfinale. Das fehlt etwas, wenn man diese stille Online-Abstimmung hat. Insofern bin ich auch selbst immer hin- und hergerissen, was jetzt die bessere Abstimmungsmethode ist.

Du hast erwähnt, dass jemand, der etwas Lustiges oder Rührendes gemacht hat, gewonnen hat – sind das die Erfolgskriterien im Wettbewerb?
Man muss nicht nur lustig sein beim Reporter Slam, aber am Ende war es meist der Unterhaltungswert, der beim Jahresfinale gezählt hat. Und es muss auch nicht der gesamte Vortrag lustig sein, das ist vielleicht anders als bei Comedy, wo man idealerweise alle 20 oder 30 Sekunden die nächste Pointe hat. Man kann bei uns auch eine Geschichte entwickeln und dann an den richtigen Stellen eine Pointe setzen, ohne das zu überfrachten.

Wie viele Shows macht ihr übers Jahr?
Unser Jahresplan sieht für die nächsten Jahre vor, dass wir sechs Slams machen, davon vier in Deutschland und zwei im Ausland, idealerweise regional verteilt, also einmal Nord, Süd, Ost und West. So hätte also jeder die Chance, unseren Reporter Slam zu sehen, ohne weit reisen zu müssen. Der siebte Slam ist dann immer das Jahresfinale in Berlin, meistens im Januar.

Gibt es auch Re-Lives, dass man sich also eure Show bei YouTube im Nachhinein angucken kann?
Ja, zum Beispiel kann man sich das letzte Jahresfinale noch angucken, in sehr guter Qualität übrigens, weil es von dem TV-Sender Alex Berlin übertragen wurde. Man findet auch die früheren Jahresfinale noch im Netz. Und wenn einem das zu lang ist mit zwei Stunden, dann kann man sich auch nur die einzelnen Siegervorträge anschauen. Die sind ja in der Regel nur zehn Minuten lang. Aber grundsätzlich wollen wir die Leute natürlich in den Saal locken, das unmittelbare Live-Erlebnis ist ja gerade die Stärke des Live-Journalismus.

Jochen Markett mit Kolleg:innen bei der Vorbereitung einer Show.

In der Show selbst soll alles locker wirken – aber im Vorfeld kommt’s darauf an, alles penibel vorzubereiten. Foto: Jörg Farys

Wie hoch sind die Eintrittspreise für eure Veranstaltungen?
Das kommt aufs Format an. Bei den Slams liegen wir meist zwischen 10 und 15 Euro.

Seid ihr eigentlich die einzige Firma, die solche Formate anbietet in Deutschland – oder habt ihr auch Wettbewerber?
Am Anfang hatten wir Wettbewerber in Berlin. Die haben eine Show namens „Journalism on Stage“ gemacht. Die haben das relativ kurz nach unseren Reporter Slams begonnen, waren auch in größeren Locations, hatten aber nicht den Wettbewerbscharakter, sondern einfach nur mehrere Reporter, die nacheinander von ihren Recherchen erzählt haben und dann vom Publikum befragt werden konnten. Die haben aber dann nach ein paar Ausgaben aufgegeben, aus unterschiedlichen Gründen, zum Beispiel ist einer ins Ausland gezogen. Heute sind wir nach unserem Wissen die einzige Agentur in Deutschland mit diesen Formaten.

Wenn du nach vorne guckst für diese Art von Veranstaltungen, wie siehst du da die Zukunft? Besteht in Deutschland auch so ein Potenzial wie in anderen Ländern, dass der Live-Journalismus eine verbreitete Abendalternative wird?
Ja, das ist unsere Hoffnung und unsere Vision, dass wir damit auch noch viel größere Säle füllen. Ich bin davon überzeugt, dass Menschen in aller Welt einfach gute Geschichten lieben. Das war schon immer so und wird immer so sein. Und das, was die Franzosen vormachen oder die Finnen in ihrem großen Nationaltheater, das sollte doch auch in Deutschland möglich sein.

Die Musiker Bommi und Brummi auf der Bühne beim Reporter-Slam-Jahresfinale.

Musik gehört dazu: Bei den Reporter Slams lockern Bommi und Brummi zwischendurch die Show mit Liedern auf – natürlich zu Journalismus-Themen. Foto: Vic Harster

Das Interview führte Stefan Brunn.


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