Kategorie: Allgemein

Wozu Akkordeons auf Webseiten gut sind

Lange Texte auf Webseiten schrecken ab. Im Internet unternimmt man deshalb einiges, um Texte kürzer und übersichtlicher zu gestalten.  Neben sogenannten Akkordeons werden dazu auch Cluster-Techniken wie das Schichtkuchen-Prinzip oder der Lazy-Load verwendet. Wir zeigen sie im Bild!

Von Hannah Molderings

Akkordeons


Akkordeons (auch Spoiler genannt) sind dazu gedacht, Informationen hinter einer Schaltfläche zu verstecken – so lange, bis Nutzer*innen sich entscheiden, diesen Text auszuklappen und lesen zu wollen. Durch sprechende Überschriften gibt man einen guten Überblick über die Themenfelder, überfrachtet die Seite aber nicht. Es muss nicht endlos gescrollt und gelesen werden – gerade für kleinere Endgeräte ein großes Plus. Nachteile: etwas mehr Arbeit und angeblich schlechtere Position der weggeklappten Texte in Suchmaschinen.

Tabs


Tabs funktionieren ganz ähnlich wie Akkordeons. Der Unterschied: Hier werden die Oberthemen nebeneinander statt untereinander angeordnet. Im Grunde sind auch die Vorteile die gleichen: leicht konsumierbare Inhalte, mundgerecht vorbereitet. Nachteil: Auf schmalen Geräten passen die einzelnen Tabs oft nicht nebeneinander und rutschen dann in die nächste Zeile – einige Plugins wandeln die Tabs aber auf mobilen Geräten in Akkordeons um.

Infokästen

Durch Infokästen werden zwar keine Inhalte versteckt – sie helfen trotzdem dabei, Informationen leichter konsumierbar zu machen. Der Clou: Bestimmte Infos werden gezielt aus dem Haupttext herausgezogen und ausgelagert. Der Kasten hebt diese Infos gestalterisch vom Rest des Textes ab. Infokästen eignen sich also vor allem für Inhalte, die inhaltlich besser nicht Teil des Haupttextes sein oder besonders hervorgehoben werden sollen.

Schichtkuchen-Prinzip

Wenn Sie den Zeilenhacker fleißig verfolgen, sind Ihnen diese bunten Kästen sicher schon aufgefallen. Häufig bauen wir unsere Artikel nach dem sogenannten Schichtkuchen-Prinzip auf. Das heißt: Infos werden in kleinere Bereiche aufgeteilt und dann Schicht für Schicht präsentiert. Häufig wird dieses Prinzip auch für FAQ-Seiten genutzt. Der Vorteil dieser kleinen Info-Häppchen:  Jede/r kann sich die Infos rauspicken, die er/sie braucht. Wichtig: Das Schichtkuchen-Prinzip bringt nur einen Vorteil, wenn man sprechende Überschriften nutzt und sich auf kurze Texte beschränkt.

Lazy-Load

 

Leider mussten wir hier einen Screenshot aus rechtlichen Gründen löschen. Zu sehen war die Seite von Tag24 mit ihrem Lazy-Load-Bereich, bei dem unten automatisch immer wieder neue Beiträge erscheinen.

Auf Nachrichtenseiten wie dieser findet man diese Technik recht häufig. Zunächst lädt die Seite nur einen Teil der Inhalte. Scrollt man dann herunter, bilden sich weitere Inhalte aus. Das mag zunächst verwirrend erscheinen: Man glaubt, dass man bereits alle Inhalte überblicken kann und plötzlich wird die Seite immer länger und scheint gar kein Ende zu haben. Man simuliert also, dass das Ende der Seite schnell erreicht ist. Und man präsentiert seine Informationen in kleinen Portionen. Haben die Leser*innen den ersten Bereich gelesen, können sie selbst entscheiden, ob sie auch die nächsten Inhalte noch lesen wollen. Genervt vom Lazy-Load sind allerdings Leute, die auf einer Seite auch gern mal ein Ende erreichen. 😉

Ich möchte im Boden versinken!

In den sozialen Medien krakeelen viele anonyme Leute, was das Zeug hält. Wenn es zu einer Anzeige kommt, ändert sich der Ton schon mal erheblich. Wir zeigen das Beispiel eines Entschuldigungsbriefs, gerichtet an einen Arzt.

Von Stefan Brunn

Der Brief an ihn, den der oberbayrische Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde Dr. Christian Lübbers auf Twitter veröffentlicht hat, bedarf eigentlich keines langen Kommentars. Zum Hintergrund nur so viel: Dr. Lübbers schreibt kritisch über Aspekte der Homöopathie und der alternativen Medizin und hat bei Twitter über 70.000 Follower. Besonders viele Hassnachrichten erhält er, seitdem er Kinder gegen Covid impft und darüber auf Twitter berichtet. Den besagten Entschuldigungs-Brief kommentierte er auf Twitter nur mit den Worten: „Kaum klopft die Staatsanwaltschaft an …“

Streckverben ziehen alles in die Länge und sind schlecht. Meistens.

Der Beamte kann eine Kalkulation vornehmen – oder kalkulieren. Der Sturm kann Verwüstungen anrichten – oder verwüsten. Meist sind die längeren Konstrukte stilistischer Murks. Manchmal sind sie aber auch notwendig. Das gesteht ihnen sogar Stilpapst Wolf Schneider zu …

Von Andrea Rayers

„Wir werden es in Erwägung ziehen und Verzicht leisten müssen“ – merken Sie was? In diesem Beispiel haben es sich zwei Streckverben bequem gemacht und geben dem Satz einen umständlichen, behördlichen Klang. Dabei kann man sie doch durch viel einfachere, schönere Verben ersetzen: erwägen, verzichten.

Streng genommen ist das Streckverb auch nicht nur ein Verb – darauf lässt schon der linguistisch korrekte Ausdruck „Funktionsverbgefüge“ schließen: Es ist eine Kombination aus Substantiv und Verb. Die eigentliche Bedeutung aus dem ursprünglichen Verb („beschließen“) geht dabei auf das Substantiv über („Beschluss“), und das nachfolgende Verb trägt keine eigene Bedeutung („fassen“).

Jedes Streckverb ist also ein Gefängnis für ein Verb, das Sie nach Möglichkeit befreien sollten. Denn, da sind sich alle Deutsch-Stilistiken einig, je mehr Substantive ein Text hat, desto hölzerner und schwerer zu verstehen wird er.

Doch selbst einer der kritischsten Sprachstil-Lehrer, der nahezu hundertjährige Wolf Schneider, verteufelt nicht per se alle Streckverben. In seinem Buch „Deutsch für Profis“ ruft er zur Differenzierung auf: „Für ‚Erfolg haben‘ besitzen wir kein Verb, und ‚jemanden zur Verzweiflung bringen‘ ist etwas anderes als ‚verzweifeln‘.“ Man muss also von Fall zu Fall Überlegungen anstellen – äh, überlegen.

Gibt es einen Konjunktiv 3?

Konjunktiv I und II sollten weitgehend bekannt sein – aber wie sieht es mit dem Konjunktiv III aus? Gibt es diesen dritten Konjunktiv, und wofür soll er gut sein? Wir erklären kurz und bündig die unterschiedlichen Ansätze, die es dazu gibt.

Von Andrea Rayers

Die Idee ist folgende: Wenn Konjunktiv I und II nicht ausreichen, muss ein dritter her. So etwa, wenn Konjunktiv- und Indikativ-Form gleich sind und man nicht weiß, welche Form nun gemeint ist. Zum Beispiel in diesen Fällen:

1. Der Konjunktiv I ist nicht vom Indikativ zu unterscheiden: sie arbeiten – sie arbeiten.

2. Der Konjunktiv II ist nicht vom Präteritum zu unterscheiden: er hörte – er hörte.

Für diese Fälle müssen also Hilfskonstruktionen her, um klarzumachen, dass hier der Konjunktiv gemeint ist. Oder einfacher eben: ein Konjunktiv III. Dazu gibt es schon konkrete Ideen:

Die „Würde“-Form
„Ich würde arbeiten“: Die Umschreibung mit „würde“ ist die gängige und zulässige Konstruktion, wenn der Konjunktiv I oder II nicht klar herauszulesen ist – und wird auch hinter vorgehaltener Hand schon mal Konjunktiv III genannt. Da bei der „würde“-Form aber immer ein irgendwie plumper Umgangston mitschwingt, hat sie den Namen „Konjunktiv III“ wohl noch nie offiziell verliehen bekommen.

Eine ganz neue Form
Wie wäre es stattdessen mit einer ganz neuen Form, abseits des schlechten Images der „würde“-Form? Das war die Idee von Dr. Andres Löh, der von Haus aus Informatiker und Programmiersprachen-Experte ist. In seiner Vorstellung soll ein offizieller Konjunktiv III die „würde“-Form ersetzen und immer dann zum Zuge kommen, wenn Konjunktiv und Indikativ kollidieren. Löh selbst beschreibt seine Schöpfung als „ungewöhnlich, aber elegant“. Er arbeitet mit Vokalverschiebungen, so dass sich für seinen Konjunktiv III beispielsweise folgende Konstrukte ergeben:

Mit starker Verbform:
glauben > gläube, erzählen > erzöhlen, schenken > schönken

Mit schwacher Verbform, wenn es bei starken Formen wieder Verwechslungsgefahr gibt:
sagen > sagtete, zeigen > zeigtete, spielen > spieltete

Warum Fertig-Nachrufe nicht fein sind

In den Medien ist es üblich, prominenten Menschen zu runden Geburtstagen ein Porträt zu widmen. Veröffentlicht werden diese Porträts oft schon weit vor dem Geburtstag. Diese Politik kann aber nach hinten losgehen. Wir zeigen ein peinliches Beispiel.

Von Stefan Brunn

Der Grund, warum Medien den Promis oft viel zu früh gratulieren, liegt im Wettbewerb: Keine Redaktion bringt gern Inhalte, die die Konkurrenz schon Tage vorher hatte. Was also tun? Man kommt den anderen Medien zuvor! Das hat aber einige Nachteile. Der schlimmste ist gerade bei dem Künstler Jean-Jacques Sempé („Der kleine Nick“) eingetreten, dessen Geburtstag die österreichische „Kleine Zeitung“ schon einige Zeit vor seinem 90. Geburtstag feierte. Allerdings wurde Sempé nicht 90: Wenige Tage vor seinem Geburtstag ist er leider gestorben. Noch am Tag danach konnte man in der Online-Ausgabe der „Kleinen Zeitung“ seine Geburtstags-Gratulation lesen – peinlich!

Interessant ist aber auch, wie die Redaktion reagierte, als sie ihren Fehler bemerkte: Sie änderte nur das Allernotwendigste in Überschrift und Text

Vorher:

Leider mussten wir hier einen Screenshot aus rechtlichen Gründen löschen. Der Screenshot zeigte einen Artikel der KLEINEN ZEITUNG mit dem Artikel: Sempé, der Erfinder des kleinen Nick, wird 90. Zu sehen ist Jean-Jacques Sempé lächelnd in seinem Atelier.

Nachher:

Und auch diesen Screenshot mussten wir aus rechtlichen Gründen löschen. Zu sehen war ein anderer Artikel der KLEINEN ZEITUNG mit der Headline: Sempé, der Erfinder des kleinen Nick, starb mit 89 Jahren. Zu sehen war dasselbe Bild: Sempé lächelnd in seinem Atelier. Die Unterzeile unterschied sich allerdings von der obigen.

 

Kann man also ganz fix aus einer Gratulation eine Kondolation machen? Ist ein Nachruf nichts weiter als ein Geburtstagsporträt im Präteritum? Tatsächlich handhaben es sehr viele Redaktionen genau so, und zwar schon seit Jahrzehnten. Wenn jemand stirbt und man hat wenig Zeit, schnappt man sich den Text vom letzten runden Geburtstag und wandelt ihn ein bisschen ab. Aber ist das auch gut?

Nein, das ist alles andere als gut und schon gar nicht fein. Ein Nachruf ist dann ein guter Nachruf, wenn er nach dem Tod eines Menschen dessen Leben in der Rückschau angemessen rekapituliert und diesem einen Menschen dabei gerecht wird. Richtig gut wird er erst, wenn auch die Gefühle des Publikums aktiviert werden, wenn es den Wert dieses Menschen erkennt und wenn es manchmal sogar ein bisschen die Endlichkeit des Seins dabei spürt. Damit hat allerdings der Automatenjournalismus, wie er hier in aller Peinlichkeit sichtbar wurde, nicht das Geringste zu tun.

Voller, gleicher, richtiger!

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat kürzlich einen Journalisten belehrt, das Adjektiv „voll“ könne man nicht steigern. Ist das richtig? Wir finden, es gibt eine richtigere Sichtweise!

Von Stefan Brunn

Der Zusammenhang war, kurz gesagt, wie folgt: Kretschmann sprach seinem Innenminister in einer Affäre sein „volles Vertrauen“ aus. Ein Journalist fragte, warum er ihm nicht sein „vollstes Vertrauen“ ausspreche, woraufhin Kretschmann nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur antwortete: „Voll, voller, am vollsten gibt’s nicht.“

Tatsächlich zählt „voll“ zu den sogenannten Absolutadjektiven, die man zwar grammatikalisch, aber auf der einfachen semantischen Ebene nicht steigern kann: Entweder ist etwas voll oder nicht. Als Beispiel für diese Gruppe wird meistens „schwanger“ herangezogen mit dem Spruch: „Ein bisschen schwanger gibt’s nicht!“ Andere bekannte Absolutadjektive sind absolut, einzig, fertig, ganz, gleich, lebendig, leer, optimal und dergleichen.

Nun weiß man aber ja schon aus der Zeugnissprache, dass jemand eine Tätigkeit oft zur „vollsten Zufriedenheit“ der Vorgesetzten ausgeübt hat – offenbar kann man das Adjektiv also doch steigern. Und genau so war vermutlich auch die Frage des Journalisten gemeint und deshalb auch absolut berechtigt.

Es gibt also auch bei solchen Adjektiven grammatikalisch (es funktioniert) und semantisch (es bedeutet etwas anderes) eine Steigerung. Das kennt man ja aus Sprüchen wie „Manche sind halt gleicher als andere“ oder „Das kommt mir richtiger vor“. Mal ganz zu schweigen von ironischen Äußerungen wie „Das finde ich sogar noch optimaler!“ oder „Sie ist von allen eindeutig am schwangersten!“

Sprache ist so facettenreich und subtil, dass man mit Absolutheitsansprüchen oft scheitert. Unser Paradebeispiel für dieses Scheitern heißt: „leckere Rezepte“. Grammar-Nazis empfinden diesen Ausdruck als falsch, denn nicht die Rezepte selbst sind lecker. Aber jeder versteht doch, was gemeint ist. Und war nicht die Sprache vor allem dazu da, dass wir uns genau verstehen? Der spitzfindige Journalist, der auf den Unterschied zwischen „vollem Vertrauen“ und „vollstem Vertrauen“ aufmerksam machte, hatte genau das versucht: herauszufinden, ob der Ministerpräsident nicht ganz bewusst die mögliche Steigerung unterlassen hatte …

Neue Wörter: Einwechseln klappt selten!

Es gab in den letzten Jahrhunderten viele Versuche, Fremdwörter durch deutsche Begriffe zu ersetzen. Manche Vorschläge setzten sich tatsächlich durch – andere sind sang- und klanglos wieder untergegangen. Wir stellen einige lustige wie kuriose Schöpfungen vor.

Von Andrea Rayers

Hätten sich die Fremdwort-Kritiker durchgesetzt, würden wir heute wohl „Krautbeschreiber“ statt „Botaniker“ sagen oder „Spitzgebäude“ statt „Pyramide“. Um Fremdwörter wie diese aus der deutschen Sprache zu vertreiben und dafür deutsche Begriffe einzuführen, bildeten sich immer wieder eigene Sprachgesellschaften. Eine erste schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts: Die Kritiker schafften es beispielsweise, „Bücherei“ statt „Bibliothek“, „Rechtschreibung“ statt „Orthographie“ oder „Verfasser“ statt „Autor“ zu etablieren.

Auch knapp 300 Jahre später gab es eine Bewegung, die sehr erfolgreich war: Ab 1885 verbannte der „Allgemeine Deutsche Sprachverein“ viele französische Fremdwörter aus der deutschen Sprache und ersetzte sie durch Ausdrücke, die wir heute ganz selbstverständlich verwenden: Aus „Perron“ wurde der „Bahnsteig“, aus dem „Coupé“ das „Abteil“ oder aus dem „Automobil“ das „Kraftfahrzeug“.

Heute sind eher englische Ausdrücke ein Dorn im Auge von Sprachpuristen. Seit 1997 gibt es beispielsweise den „Verein Deutsche Sprache“. Er macht in seinem Anglizismen-Index Vorschläge, wie englische Fremdwörter und „denglische“ Bezeichnungen auf Deutsch ausgedrückt werden können: zum Beispiel „Prallkissen“ statt „Airbag“ oder „Nachfeier“ statt „After-Show-Party“.

Viele Wortschöpfungen der Geschichte wurden schnell verworfen: „Neupfund“ für „Kilo“ zum Beispiel, „Meuchelpuffer“ für „Pistole“ – und nicht ohne Spott vermutlich so etwas wie „Jungfernzwinger“ für „Nonnenkloster“ oder „Zeugemutter“ für „Natur“.

Sinnbildlich waren viele dieser Bildungen allemal. Denn was kann man sich noch lebhafter vorstellen als „mit Fieber auf dem Sofa“ zu liegen? „Mit Zitterweh auf dem Lotterbett“.

Das Buchstabieren wird einfacher

Salzwedel, Chemnitz, Hamburg, Offenbach, Leipzig, Zwickau – so buchstabiert man neuerdings den Namen des deutschen Bundeskanzlers. Das Deutsche Institut für Normung (DIN) hat die deutsche Buchstabiertafel nämlich ganz neu gestaltet. Man richtet sich jetzt nach Städten bzw. deren Autokennzeichen. Aber ganz einheitlich ist es nicht, leider.

Von Stefan Brunn

Die neue Buchstabiertafel ersetzt die bisherigen Vornamen durch Städtenamen, die sich überwiegend an Autokennzeichen orientieren:

Warum hat das DIN die Tafel überhaupt erneuert? Der Antisemitismusbeauftragte von Baden-Württemberg hatte darauf hingewiesen, dass in der Zeit des Nationalsozialismus alle jüdischen Namen in der Tafel ersetzt worden waren. Der DIN-Arbeitsausschuss suchte nach einer besseren Alternative und entschied sich letztlich für eine Städtenamentafel. Damit, so das DIN, hätten auch andere europäische Länder gute Erfahrungen gemacht: Städtenamen seien sehr eingängig und, anders als Vornamen, keinen Moden unterworfen.

In den meisten Fällen wählte das DIN-Gremium die größte oder bekannteste Stadt – eine einleuchtende Logik. Bei „Hamburg“ allerdings entfernte man sich damit von der Regel, die Autokennzeichen zu nehmen – so war Hannover aus dem Rennen. Bei „Stuttgart“ bevorzugte man Salzwedel, weil man in der Aussprache kein „ST“ wollte – mit dem Nachteil, dass den wenigsten beim spontanen Nachdenken „Salzwedel“ einfallen wird. Ähnlich beim kleinen „Ingelheim“ gegenüber „Ingolstadt“. Allerdings ist die Buchstabiertafel kein verpflichtendes Instrument: Wer also nun „Ingolstadt“ oder „Stuttgart“ durchgibt, macht auch nichts falsch.

Bei den Umlauten (Ä, Ö, Ü) waren mögliche Städte zu unbekannt oder es gab sie nicht. Deshalb wird nun das Ansagewort des Grundbuchstabens für die Ansage der Umlaute verwendet – beispielsweise „Umlaut Unna“ für „Ü“.

Der eigene Name unter fremden Sätzen – in der Presse ganz normal!

Wenn Pressestellen gut arbeiten, übernehmen Redaktionen die Texte manchmal komplett. Oft schreibt auch ein Redakteur ein bisschen was dazu – und setzt seinen eigenen Namen drunter, ohne der Leserschaft die Quelle der Informationen zu nennen. Die wenigsten Journalisten wissen, dass das gegen den Pressekodex verstößt und auch teuer werden kann …

Von Stefan Brunn

Oft fehlt einfach die Zeit: Anstatt eine Sache selbst zu recherchieren, hievt die Redaktion eine gute Pressemitteilung ins Blatt. Hier zum Beispiel die „Niederrhein-Nachrichten“ den Zweispalter rechts oben:

Der Text kam, praktisch wortgleich, von der Pressestelle des Landkreises. Das ist ein absolut normaler Vorgang bei Wochenblättchen und inzwischen selbst bei Tageszeitungen. Ein Redakteur der lokalen Tageszeitung „Rheinische Post“ entlieh sich vom Text einige Sätze und Zitate und setzte seinen Namen als Autor darunter. Auch das ist keineswegs ungewöhnlich und auch nicht verboten.

Die wenigsten Journalistinnen und Journalisten wissen allerdings, dass sie damit gegen die Richtlinien des Deutschen Presserats verstoßen. Darin heißt es unter Ziffer 1.3.:

Pressemitteilungen müssen als solche gekennzeichnet werden, wenn sie ohne Bearbeitung durch die Redaktion veröffentlicht werden.

Bei dem Wochenblättchen wäre das also eindeutig ein Verstoß, denn es wird nirgendwo erwähnt, dass der komplette Text eine Pressemitteilung der Behörde ist. Aber selbst das Vermischen von selbstgeschriebenen Sätzen und Teilen der PM ist nicht legitim, wenn man nur den eigenen Namen nennt und die ursprüngliche Quelle verschweigt.

Um das klarzustellen, hat jüngst die Vereinigung der Medien-Ombudsleute (VDMO) einen „Leitfaden für den redaktionellen Umgang mit Pressemitteilungen“ herausgegeben. Darin sieht man auch, welche durchaus gravierenden Probleme für die Redaktion entstehen können, wenn Quellen verschwiegen werden. Werden nämlich Inhalte von Pressemitteilungen ungeprüft übernommen und erweisen sie sich nachträglich als falsch, können Journalist:innen dafür haftbar gemacht werden, heißt es in dem Leitfaden. Das Stichwort dazu lautet „Verbreiterhaftung“: Wer verbreitet, der haftet.

Urheberrechtlich sind Zitate aus Pressemitteilungen natürlich erlaubt, so der Leitfaden, allerdings nur dann, wenn die Quelle angegeben wird. Anderenfalls muss man darauf hoffen, dass die ursprünglichen Verfasser ihr Recht nicht einklagen – immerhin dürfte diese Hoffnung in den allermeisten Fällen berechtigt sein.

Die Spruchpraxis des Deutschen Presserats ist jedenfalls eindeutig: Es muss immer klar werden, woher die Informationen stammen – und zwar bei jeder einzelnen Information im Text. So lästig das auch ist.

Laptop oder Notebook: Welches Wort wird häufiger benutzt?

Wann kam welches Wort im Deutschen auf? Wie schreiben die meisten Leute dieses oder jenes Wort meistens? Um so etwas herausfinden, nimmt man am besten ein recht unbekanntes Google-Tool: den Ngram-Viewer. Wir zeigen kurz und klar, wie man ihn bedient.

Von Hannah Molderings

Der Ngram-Viewer ist mit der riesigen Bücherdatenbank „Google Books“ verknüpft. Ausgangspunkt für die Auswertung ist also die Verwendung der einzelnen Wörter in gedruckten Büchern der letzten 200 Jahre. Anhand dieser Statistiken kann man gut ableiten, wie sich die Sprache in den letzten Jahren entwickelt hat.

Das Ganze funktioniert so: Zunächst gibt man einen oder mehrere Suchbegriffe ein. Möchte man mehrere Begriffe miteinander vergleichen, trennt man diese mit Kommas voneinander ab. Zusätzlich kann man den durchsuchten Zeitraum sowie die Sprache bestimmen. Anschließend spuckt die Maschine einen Zeitstrahl aus, auf dem man genau sehen kann, zu welcher Zeit welche Wörter am häufigsten verwendet wurden. Wie oft ein Wort verwendet worden ist, lässt sich anhand der Diagramme leider nicht herausfinden, Google gibt die Ergebnisse lediglich in Prozent an.

Wir haben das Ganze mal an einem Beispiel durchgespielt: Laptop oder Notebook, wann kam welches Wort auf und wie häufig werden die beiden Begriffe im Schnitt genutzt? Heraus kam dieser Graph:

Es fällt auf: Der Begriff Notebook kam zuerst auf und nahm in den 1980ern Jahren langsam an Häufigkeit zu. Der Laptop hingegen stieg erst etwas später richtig an, ist aber mittlerweile weit vor dem Begriff des Notebooks.

Unter https://books.google.com/ngrams können Sie den Ngram-Viewer selbst einmal ausprobieren.