Konjunktiv I und II sollten weitgehend bekannt sein – aber wie sieht es mit dem Konjunktiv III aus? Gibt es diesen dritten Konjunktiv, und wofür soll er gut sein? Wir erklären kurz und bündig die unterschiedlichen Ansätze, die es dazu gibt.
Von Andrea Rayers
Die Idee ist folgende: Wenn Konjunktiv I und II nicht ausreichen, muss ein dritter her. So etwa, wenn Konjunktiv- und Indikativ-Form gleich sind und man nicht weiß, welche Form nun gemeint ist. Zum Beispiel in diesen Fällen:
1. Der Konjunktiv I ist nicht vom Indikativ zu unterscheiden: sie arbeiten – sie arbeiten.
2. Der Konjunktiv II ist nicht vom Präteritum zu unterscheiden: er hörte – er hörte.
Für diese Fälle müssen also Hilfskonstruktionen her, um klarzumachen, dass hier der Konjunktiv gemeint ist. Oder einfacher eben: ein Konjunktiv III. Dazu gibt es schon konkrete Ideen:
Die „Würde“-Form
„Ich würde arbeiten“: Die Umschreibung mit „würde“ ist die gängige und zulässige Konstruktion, wenn der Konjunktiv I oder II nicht klar herauszulesen ist – und wird auch hinter vorgehaltener Hand schon mal Konjunktiv III genannt. Da bei der „würde“-Form aber immer ein irgendwie plumper Umgangston mitschwingt, hat sie den Namen „Konjunktiv III“ wohl noch nie offiziell verliehen bekommen.
Eine ganz neue Form
Wie wäre es stattdessen mit einer ganz neuen Form, abseits des schlechten Images der „würde“-Form? Das war die Idee von Dr. Andres Löh, der von Haus aus Informatiker und Programmiersprachen-Experte ist. In seiner Vorstellung soll ein offizieller Konjunktiv III die „würde“-Form ersetzen und immer dann zum Zuge kommen, wenn Konjunktiv und Indikativ kollidieren. Löh selbst beschreibt seine Schöpfung als „ungewöhnlich, aber elegant“. Er arbeitet mit Vokalverschiebungen, so dass sich für seinen Konjunktiv III beispielsweise folgende Konstrukte ergeben:
Mit starker Verbform:
glauben > gläube, erzählen > erzöhlen, schenken > schönken
Mit schwacher Verbform, wenn es bei starken Formen wieder Verwechslungsgefahr gibt:
sagen > sagtete, zeigen > zeigtete, spielen > spieltete