Schlagwort: Französisch

Neue Wörter: Einwechseln klappt selten!

Es gab in den letzten Jahrhunderten viele Versuche, Fremdwörter durch deutsche Begriffe zu ersetzen. Manche Vorschläge setzten sich tatsächlich durch – andere sind sang- und klanglos wieder untergegangen. Wir stellen einige lustige wie kuriose Schöpfungen vor.

Von Andrea Rayers

Hätten sich die Fremdwort-Kritiker durchgesetzt, würden wir heute wohl „Krautbeschreiber“ statt „Botaniker“ sagen oder „Spitzgebäude“ statt „Pyramide“. Um Fremdwörter wie diese aus der deutschen Sprache zu vertreiben und dafür deutsche Begriffe einzuführen, bildeten sich immer wieder eigene Sprachgesellschaften. Eine erste schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts: Die Kritiker schafften es beispielsweise, „Bücherei“ statt „Bibliothek“, „Rechtschreibung“ statt „Orthographie“ oder „Verfasser“ statt „Autor“ zu etablieren.

Auch knapp 300 Jahre später gab es eine Bewegung, die sehr erfolgreich war: Ab 1885 verbannte der „Allgemeine Deutsche Sprachverein“ viele französische Fremdwörter aus der deutschen Sprache und ersetzte sie durch Ausdrücke, die wir heute ganz selbstverständlich verwenden: Aus „Perron“ wurde der „Bahnsteig“, aus dem „Coupé“ das „Abteil“ oder aus dem „Automobil“ das „Kraftfahrzeug“.

Heute sind eher englische Ausdrücke ein Dorn im Auge von Sprachpuristen. Seit 1997 gibt es beispielsweise den „Verein Deutsche Sprache“. Er macht in seinem Anglizismen-Index Vorschläge, wie englische Fremdwörter und „denglische“ Bezeichnungen auf Deutsch ausgedrückt werden können: zum Beispiel „Prallkissen“ statt „Airbag“ oder „Nachfeier“ statt „After-Show-Party“.

Viele Wortschöpfungen der Geschichte wurden schnell verworfen: „Neupfund“ für „Kilo“ zum Beispiel, „Meuchelpuffer“ für „Pistole“ – und nicht ohne Spott vermutlich so etwas wie „Jungfernzwinger“ für „Nonnenkloster“ oder „Zeugemutter“ für „Natur“.

Sinnbildlich waren viele dieser Bildungen allemal. Denn was kann man sich noch lebhafter vorstellen als „mit Fieber auf dem Sofa“ zu liegen? „Mit Zitterweh auf dem Lotterbett“.

3 Gründe, warum Deutsch so klingt wie Gebell

Let’s face it: Wenn andere uns reden hören, klingt das für sie elegant wie Hundegebell. Natürlich sagt uns das niemand ins Gesicht. Obwohl: Der Luxemburger Sprachforscher François Conrad traut sich das. Und er kann sogar erklären, warum unsere Sprache sich anhört wie Hasso am Gartenzaun.

Von Andrea Rayers

„Warum Deutsch bellt und Französisch schnurrt“ heißt bezeichnenderweise das Buch, das François Conrad im Duden-Verlag geschrieben hat. Als Luxemburger hat er naheliegende Vergleichsmöglichkeiten, als promovierter Linguist besitzt er die notwendigen analytischen Kenntnisse. Wir listen seine drei Gründe nur auf – und betten unten einen Vortrag zum Thema ein, mit dem er Deutscher Vize-Meister im „Science Slam“ geworden ist.

Grund 1: der deutsche Knacklaut
Am Anfang der deutschen Wörter knackt’s. Conrads Beispiel: Wenn wir „Alles ist in Ordnung“ sagen, machen wir zwischen den Wörtern immer eine ganz kleine Pause. Das ist in den meisten Sprachen anders, wodurch die Wörter nicht so stark getrennt wahrgenommen werden wie im Deutschen.
Grund 2: die Auslautverhärtung
In der Entwicklung des Deutschen kam es irgendwann zur sogenannten Auslautverhärtung. Das bedeutet, dass wir Geräuschkonsonanten am Ende von Silben hart sprechen. Beispiel: Wir sagen kein weiches d bei „Hund“ (wie im Plural „Hunde“ oder wie beim englischen „dog“), sondern ein hartes t.
Grund 3: die deutschen Silbenstrukturen
Die deutschen Silben seien die komplexesten der Welt, glaubt Conrad. Sein Beispiel: „Strumpf“ bestehe aus drei Konsonanten vor einem Vokal und dann noch mal drei Konsonanten danach. Insgesamt seien das also sechs Konsonanten in einer Silbe – offenbar ein bisschen zu viel, um wohlmelodisch zu klingen …

Weitere Infos: Audio-Interview mit François Conrad im Deutschlandfunk Nova

Und hier sein preisgekrönter Vortrag zum Thema (11 Minuten):