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Die lustigsten deutschen Wortexporte

Bekanntlich importiert Deutschland sehr viele Wörter aus anderen Sprachen. Aber andere Sprachen übernehmen bisweilen auch deutsche Wörter – nicht immer bleiben Form und Bedeutung bestehen …

Von Stefan Brunn

Im Exportieren ist Deutschlands Wirtschaft immer noch stark – auch wenn uns die Chinesen den Weltmeistertitel abgenommen haben. Mit unseren Sprachexporten dagegen liegen wir weit hinter anderen Sprachen, vor allem natürlich hinter dem Englischen.

Das heißt aber nicht, dass unsere Sprache nicht doch im Ausland Spuren hinterlassen würde. Der Deutsche Sprachrat hat schon vor Jahren einmal unter Deutschen, die im Ausland leben, die dort verwendeten Wörter deutschen Ursprungs gesammelt und 6.000 Wörter zurückbekommen!

Das dabei am häufigsten eingereichte Wort war „Vasistas“ – so nennen die Franzosen ein kleines Oberlicht im Flur. Auf den Plätzen folgten „Kindergarten“, „Butterbrot“, „kaputt“ und „Schadenfreude.“

Spannender sind aber die selteneren Begriffe. „Vigéc“ nennen zum Beispiel die Ungarn einen Vertreter – offenbar war „Wie geht’s?“ ein beliebter Spruch vor der Haustür. In Kamerun nimmt man am „Banop“ den Zug, vermutlich, weil die Deutschen dort die Eisenbahn gebaut haben. In Russland heißt der Netzstecker auch „Stjepselj“, was wohl vom Stöpseln kommt. „Strudel“ nennen die Isaelis das @-Zeichen, wie übrigens im Hebräischen auch eine „Schlafstunde“ (realdeutsch: Siesta) bekannt ist. Die Japaner sprechen von „Orugasumusu“ und „Impotentsu“, haben aber auch das „Winaschnittsero“ übernommen.

Man wird sich jedoch schon gedacht haben, dass die deutschen Auftritte im Ausland nicht immer erfreuliche Spuren hinterlassen haben. Das Beispiel „Blitzkrieg“ ist hinlänglich bekannt. Und wenn es in Afrikaans „Aberjetze!“ heißt, kann man sich den Ursprung schon bildhaft vorstellen …

Das Kolonial- und Kriegsdeutsch stellt aber in der Masse der deutschen Sprachexporte eine verschwindend geringe Minderheit dar. Eher schon gebrauchen die anderen Nationen unsere Grübel-Wörter wie „Weltanschauung“, „Leitmotiv“, „Sehnsucht“ oder „Zeitgeist“. Die international gute „Arubeito“ (Japanisch) des Beinahe-Exportweltmeisters nicht zu vergessen. Sie wird wunderbar konterkariert durch ein nettes Wort, das eine Frau in Finnland auf der Fahrtzielanzeige eines Busses fotografiert hat: Es heißt „Kaffeepausi“.

Rede zur Ehrenrettung der Blähwörter

Alle Welt glaubt, Füll- oder Blähwörter seien schlecht. Dabei haben diese Wörter sehr oft ihre Berechtigung. Unsere 3-Minuten-Rede enthält sinnvollerweise selbst ein paar solcher Wörtchen …

Von Andrea Rayers

Sehr geehrte Damen und Herren,

„Das ist eine sehr richtige Feststellung.“ Stört Sie etwas in diesem Satz? Okay, das Wort „sehr“ braucht man eigentlich nicht. Ha, schon wieder! Auch im letzten Satz war ein Wort zu viel, nämlich „eigentlich“. Jedenfalls dann, wenn man auf die Sprachwächter hört, die schon seit langem die sogenannten „Füllwörter“ jagen. Dabei berufen sie sich gern auf eine „schwarze Liste“, die schon Goethe aufgestellt hatte. Solche Wortlisten sind aber Blödsinn, und zwar ganz uneigentlich. Denn kleine Blähungen sind nicht nur zulässig im Sprachgebrauch, sie sind sogar meist sinnvoll. Sie unterstreichen nämlich oft die Aussage eines Textes und helfen dabei, den richtigen Ton zu treffen. Und deshalb möchte ich heute ein kleines Plädoyer zur Ehrenrettung des Füllwortes halten.

Lassen Sie sich nicht von Leuten verunsichern, die Ihnen das Gegenteil weismachen wollen. Zwar klingt es erst mal plausibel, wenn jemand sagt: „Füllwörter blähen einen Text auf, ohne irgendeine Information oder einen Sinn beizusteuern.“ Aber ganz konkret steuern sie dann oft doch einen Sinn bei! Warum hat denn derjenige das Wort „irgendeine“ benutzt? Weil diese Wörtchen eben doch den Sinn verändern! Es ist ja nun mal ein Unterschied, ob jemand sagt: „Ich werde wohl Tickets für das Konzert bekommen“ oder ob er das relativierende „wohl“ weglässt.

Brauchen Sie noch einen guten Grund, warum Sie Blähwörter nicht pauschal verdammen sollten? Hier kommt er: Sie spielen eine wichtige Rolle im Rhythmus unserer Sätze. Zum Beispiel verdanken wir gerade die wenigen deutschen Ausdrücke, die den Ton auf der letzten Silbe tragen, den unbeliebten Füllwörtern. Zumeist, jedoch, obwohl, allerdings, nunmehr – alles Füllwörter, aber eben auch alles Wörter, die unsere Sätze besser klingen lassen.

Geradezu lächerlich wird‘s, wenn die Sprachpolizei bestimmte Wörter pauschal verbieten will. Stellen Sie sich mal vor, Sie müssten auf das Wörtchen „ja“ verzichten, das manche auf den Index setzen wollen. Wer „ja“ sagt, der will ja durchaus etwas damit ausdrücken – nur ist das eben für manche Sprachpuristen zu subtil.

Oder hier: In dem Satz „Das Schwimmbad ist doch noch geschlossen“ geben die Füllwörter gleich zwei Informationen mit. Erstens setzt das „doch“ voraus, dass allgemein bekannt ist, dass das Schwimmbad geschlossen ist. Und zweitens zeigt das „noch“ an, dass das Schwimmbad später wieder öffnen wird.

Und deshalb, meine Damen und Herren, stelle ich mich ganz klar gegen das Füllwörter-Mobbing. Deutsch ohne Blähwörter wäre kühl und herzlos. Erst wenn sich ein Text rund anfühlt, ist er ein guter Text. Und das Zünglein an der Waage zwischen einem guten und einem langweiligen Text sind nun mal oft die Füllwörter.

Lassen Sie sich also solche Wörter nicht verbieten!

Tierisch inkorrekt: Vorsicht vor animalischen Redewendungen!

Die Tierschutzorganisation „Peta“ beklagt auf ihrer Seite Redewendungen, die Tiere diskriminieren. Um diesem sogenannten „Speziesismus“ entgegenzuwirken, nennt man 10 tierfreundliche Alternativen. Entscheiden Sie selbst, wie vegan Sie sprechen wollen …

In dieser Tabelle finden Sie die 10 Redewendungen und ihre möglichen Alternativen. Was genau an den jeweiligen Formulierungen problematisch ist, erklärt „Peta“ auf ihrer Internetseite.

Redewendung Alternative
Ein Hühnchen rupfen mit jemandem eine Rechnung offen haben
Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zwei Erbsen auf eine Gabel laden
Den Stier bei den Hörnern packen eine Aufgabe so furchtlos wie eine Kuhmutter angehen
Wie ein Fisch auf dem Trockenen sich unwohl fühlen oder hilflos sein
Die Katze im Sack kaufen die Suppe in der Terrine kaufen
Krokodilstränen vergießen Menschentränen vergießen
Schwein gehabt Glück gehabt
Weder Fisch noch Fleisch eine Sache ist gut oder akzeptabel
Da steppt der Bär da wedelt der Hund mit seiner Rute
Sich zum Affen machen sich zum Deppen machen

5 Gründe, warum man englische Texte leichter versteht

Wie kann es sein, dass man oft fremdsprachliche Fachbücher leichter liest als deutsche? Gerade Bücher aus den USA versteht man schneller als solche in der eigenen Muttersprache. Fünf Thesen dazu nageln wir mal an unseren virtuellen Bücherschrank. 😉

Von Stefan Brunn

1. These: Wir haben die längeren Wörter!
Es ist unter Sprachwissenschaftler*innen unumstritten, dass man Texte mit kürzeren Wörtern leichter liest als solche mit längeren. Anders als etwa im Englischen kann man im Deutschen Wörter fast beliebig zusammenfügen, nicht zum Vorteil der leichten Lektüre. Ich sage nur: Pflanzenschutzmittelrückstandshöchstgehaltsüberschreitungen!

2. These: Wir haben die komplizierteren Sätze!
In anderen Sprachen stehen Subjekt und Prädikat immer zusammen. Im Deutschen können wir sie beliebig weit auseinanderziehen – und wenn am Ende das auflösende Verb folgt, weiß man oft schon nicht mehr, was vorn im Satz stand: „Am Nachmittag wird die Beamtin den Konferenzraum für die Abgeordneten des Parlaments für mindestens zwei Stunden …“ Ja, was nun? Aufschließen? Abschließen? Durchlüften? Im Englischen wüsste man es schon lange!

3. These: Wir haben mehr Fremdwörter!
Unsere Sätze enthalten schlicht mehr Fremdwörter als englische. Während die angelsächsischen Länder gefühlt alle 50 Jahre mal ein deutsches Wort einbürgern, tun wir das umgekehrt gefühlt alle 5 Tage. Das bereichert zwar unsere Sprache. Aber das macht es auch schwerer, alles zu verstehen. Da muss man schon ganz schön woke sein!

4. These: Wir treten weniger für verständliche Texte ein!
Besonders in den USA verfolgt man das Ziel, dass sich alle verständlich ausdrücken, viel vehementer. Der „plain language act“ von Barack Obama hat dieses Ziel auch formell verankert: Es gibt Behörden, die prüfen, ob die Texte anderer Behörden bürgerfreundlich formuliert sind. Bürgerinnen und Bürger haben einen Anspruch darauf! In Deutschland setzt man hingegen nicht auf eine verbindlich einfache Sprache für alle, sondern auf die sogenannte „Leichte Sprache“ für eine eng umrissene Zielgruppe – und nur für ganz wenige Texte.

5. These: Wir haben Angst, selbst zu einfach zu schreiben!
Viel mehr als alle vorgenannten Punkte schlägt aber etwas anderes durch: In Deutschland schrecken die Leute davor zurück, sich einfach auszudrücken. Dahinter stehen diverse Motive, die zu diskutieren hier zu weit führen würde. Aber eines wollen wir hier doch geraderücken:  Wer schwer verständliche Texte schreibt, den hält man eher nicht für intelligent. Diese Erkenntnis aus der Psychologie stammt allerdings – Sie haben es sicher vermutet – aus den USA. Daniel Oppenheimer hat dafür einen alternativen Nobelpreis gewonnen. Seine Forschungsarbeit (PDF) ist übrigens sehr witzig und liest sich ziemlich leicht …

3 Faktoren, die Texte gut aussehen lassen

Es geht verdammt schnell, ein Design als gut oder schlecht zu beurteilen. Aber auf welchen Kriterien basieren unsere ersten Urteile? Ein weltweit führendes Forschungsinstitut hat das analysiert – und wir erläutern die Ergebnisse in aller Kürze.

Von Hannah Molderings

Die Expert*innen der NN-Group kommen in ihrem Artikel „Why Does a Design Look Good?“ auf folgende drei Kriterien:

  1. Seitenraster, Typografie und Abstand
  2. Hierarchie und Farbe
  3. Konsistenz

1. Seitenraster, Typografie und Abstand

 

Beispiel aus dem IHK-Magazin WIM (wim-magazin.de)

Seitenraster: Richten Sie anfangs ein Spaltenraster ein und halten Sie die Ausrichtung der verschiedenen Elemente an diesen Linien konsequent durch. In unserem Beispiel liegt die Überschrift auf einer vertikalen Linie mit dem Fließtext. Die Zusatzinformationen in der linken Randspalte sind linksbündig am Fließtext ausgerichtet. Das Bild wiederum schließt genau mit dem rechten Rand der linken Spalte ab.

Typografie: Setzen Sie verschiedene Schriftarten und Hervorhebungen (fett, kursiv, versal …) sparsam ein – seien Sie dabei aber konsequent! Nutzen Sie immer dieselbe Hervorhebung für denselben Zweck. In unserem Beispiel werden nur wenige verschiedene Schriftstile genutzt, sie bleiben aber innerhalb der selben Schriftfamilie. Die Dachzeile über der Überschrift wird abgesetzt durch Versalsatz, die Überschrift wiederum setzt sich durch ihre Größe ab. Die Fettung in der Bildzeile hebt wichtige Informationen hervor.

Abstand: Scheuen Sie sich nicht, Ihrem Text viel Luft zum Atmen zu geben. Die einzelnen Abätze sollten sich durch einen erhöhten Zeilenabstand gut voneinander absetzen. Auch zwischen den Zeilen des Fließtexts sollte ausreichend Luft sein. Ein größerer Zeilenabstand (etwa das 1,5-Fache der Schriftgröße) sorgt dafür, dass Texte viel leichter lesbar sind. Aber auch über, unter und neben Ihrem Text sollten Sie ausreichend Leerraum lassen – so erschlägt Ihr Text die Leser*innen nicht gleich und wird viel lieber gelesen.

2. Hierarchie und Farbe

 

Beispiel aus dem IHK-Magazin WIM (wim-magazin.de)

Hierarchie: Hier handelt sich um ein ganz simples, aber sehr wirksames Mittel: Wichtige Elemente werden größer dargestellt als unwichtigere. In unserem Beispiel bedeutet das: Der Blick wird zunächst auf die Bilder gelenkt, danach auf die Überschriften der einzelnen Rubriken und abschließend auf die Details des Inhaltsverzeichnisses. Achten Sie darauf, dass die Größenabstufungen immer deutlich sind – sonst verfehlen sie ihre Wirkung.

Farbe: Achten Sie darauf, farbliche Hervorhebungen nur ganz sparsam einzusetzen. Nur dann erreichen Sie die gewünschte Wirkung. Zu Beginn sollten Sie maximal zwei Farben auswählen, die Sie in Ihrem Layout verwenden. In unserem Beispiel wird Farbe genutzt, um bestimmte Seitenzahlen von den anderen abzuheben.

3. Konsistenz

Beispiel aus dem IHK-Magazin WIM (wim-magazin.de)

Konsistenz: In diesem Beispiel wird in jedem Absatz der erste Begriff gefettet. Man erkennt also sofort, worum es in dem jeweiligen Abschnitt geht. Noch wichtiger: Das Hervorhebungsmittel wird sparsam genutzt und streng durchgezogen. Damit sind wir bei der letzten Regel: Bleiben Sie konsistent! Definieren Sie für alle Elemente der Seite anfangs klare visuelle Regeln (Seitenraster, Schriften, Größenverhältnisse, Hervorhebungen, Farben …) und wenden Sie diese immer einheitlich an.

Exklusiv: Mit diesen Wörtern laufen Ihnen alle in die Falle

Wann werden Meldungen am meisten gelesen? Wenn sie auffallen, viel versprechen und der Inhalt leicht zugänglich erscheint. Am Anfang stehen dabei am besten Reizwörter. Wir haben auf einschlägigen News-Portalen einen ganzen Haufen davon gesammelt und systematisiert.

Bitte beachten: Die folgende Liste hat keineswegs abschließenden Charakter und die Kategorien der Nachrichtenfaktoren sind auch nicht idealtypisch trennscharf. Und übrigens raten wir Ihnen, auch wieder nicht zu viele Reizwörter zu benutzen – Sie wollen ja sicher kein Clickbaiting betreiben …

Aktualität:
Neu, überraschend, sensationell, skandalös, ungewöhnlich, bemerkenswert, eklatant, anders, brisant, grandios, brillant, phänomenal, überwältigend, beispiellos, umwerfend, endlich, Entdeckung, aufgedeckt …

Dramatik:
Blutbad, brutal, Hölle, Gier, Mord, Leiche, schockierend, Wahnsinn, Gefahr, erschreckend, Vorsicht, Katastrophe, Warnung, kriminell, traurig, schlimm, tragisch, Horror, vermisst, heftig, abenteuerlich …

Konflikt:
Entlarvt, knüppeln, brüllen, stinksauer, Falle, schmutzig, Tricks, Achtung, Ausraster, drastisch, massiv, attackieren, mysteriös, Skandal, Härtetest, gewaltig, Zoff, Schlammschlacht, eskaliert …

Kuriosität/Humor:
Gaga, skurril, ungewöhnlich, peinlich, verrückt, extravagant, Panne, auffallend, frappant, schillernd, originell, ulkig, sonderbar, spinnert, schrullig, wunderlich, mysteriös, putzig, seltsam, verschroben, ominös …

Bedeutung/Ausmaß:
Milliarden, Millionen, Riesensumme, spektakulär, atemberaubend, krass, extrem, stattlich, eminent, enorm, herausragend, imposant …

Erotik:
Sex, sexy, nackt, heiß, Brüste, pikant, erotisch, obszön, vulgär, hemmungslos, zügellos, animalisch, triebhaft, wollüstig, sinnlich, verführerisch, begehrenswert, anmutig, attraktiv, fesselnd, scharf, heiß, unwiderstehlich, hinreißend, bezaubernd, berauschend, kurvig, entzückend, bildschön, aufreizend, betörend …

Nutzen:
Erfolg, Garantie, billig, geprüft, kostenlos, mehr, günstig, einfach, schnell, riesig, garantiert, exklusiv, Trick, sparen, praktisch …

Wir lassen uns nicht verblümeln!

Kann ein und derselbe Begriff gleichzeitig der schlechteste und der beste sein? Tatsächlich wurde in der Schweiz jetzt ein „Wort des Jahres“ ernannt, das vor ein paar Jahren noch „Unwort des Jahres“ war … 

Herrje, das wird ja immer schlechter! Was soll man von einem Gremium halten, welches ein „Wort des Jahres“ kürt, das überhaupt keiner sagt? „Corona-Pandemie“ wurde von der Gesellschaft für deutsche Sprache zum „Wort des Jahres“ 2020 gewählt. Das ist noch blöder als die „Respektrente“ 2019 – die eindeutig zur Gruppe der Schönredner-Vokabeln gehört. 2018 wählte man „Heißzeit“. Haben Sie das schon mal gesagt?

Und jetzt kommen die Schweizer mit ihrem „Wort des Jahres“ 2020 daher: „systemrelevant“. Über diesen Begriff könnte man streiten. Aber was man nicht machen kann: Ein Wort zum „Wort des Jahres“ erklären, das man ein paar Jahre vorher zum „Unwort des Jahres“ ernannt hat. 2013 war das.

Also: Entweder ist ein Wort anstößig, weil es zum Beispiel Menschen verunglimpft oder Tatsachen verfälscht. Dann wäre es super, die Sprachgemeinschaft darauf aufmerksam zu machen. „Rentnerschwemme“ oder „Klimahysterie“ sind solche Wörter, die einen Negativ-Preis verdient haben.

Oder ein neues Wort bereichert unsere Sprache oder hat sich unheimlich schnell verbreitet. Dann kann man es auch „Wort des Jahres“ nennen. Aber „Corona-Pandemie“ sagt ja nun niemand und „systemrelevant“ ist als Wort weder eindeutig gut noch eindeutig schlecht – da kommt’s einfach auf den Zusammenhang an.

In Österreich hat man übrigens „Babyelefant“ zum „Wort des Jahres“ 2020 gekürt. Dazu muss man wissen, dass der Babyelefant bei unseren Nachbarn ein Symbol für den Corona-Sicherheitsabstand geworden ist. Immerhin: kreativ!

Auf Platz drei in Österreich landete das schöne Wort „Verblümeln“. Es bezieht sich auf Finanzminister Gernot Blümel und drückt aus, wie man die Leute mit Zahlen an der Nase herumführt. Tolle Wortschöpfung! Da muss Deutschland neidisch zum Nachbarn schauen. „Verscholzen“ hätte ja leider nicht den gleichen Witz.

Sicherer schreiben mit der Sicherheitskarte

Sie kennen Sicherheitskarten vom Flugzeugsitz: Da sind die „Safety Cards“ schnell zur Hand. Aber wo ist so ein Ding auf dem Schreibtisch, wenn ein Schreibauftrag brennt? Wir haben jetzt die „Sicherheitskarte für Sachtexte“ erfunden. Sie zeigt Ihnen leicht verständlich, was Sie im Notfall tun und lassen sollten!

Hier gibt’s die Sicherheitskarte zum kostenlosen Download. (PDF, 352 KB)

Warum verwenden die Medien keine Prozentzeichen?

Es gibt kein Regelwerk, das die Schreibweisen deutscher Medien festlegen würde. Klar, im Prinzip richten sich alle nach dem Duden, aber der lässt vieles unentschieden. Warum etwa sieht man in der Zeitung nie Prozentzeichen, warum schreiben die Medien „zum Beispiel“ aus und wer bestimmt darüber?

Der Grund, warum die allermeisten Medien in Deutschland in ihren Schreibweisen so einheitlich sind, ist ein ökonomischer: Der Austausch von Texten ist dadurch viel billiger. Man stelle sich vor, der „Hinterwäldler-Bote“ würde immer Prozentzeichen in seinen Texten verwenden – die Redakteur*innen müssten alle Nachrichtenagentur-Texte umarbeiten. Mal abgesehen davon, dass man auch nicht unbesehen die Texte anderer Redaktionen der gleichen Verlagsgruppe verwenden könnte. Dazu kommt: Indem alle die gleichen Schreibweisen irgendwann verinnerlicht haben, kann auch das Personal leichter wechseln.

Die Einheitlichkeit führt also zu vielen arbeitsökonomischen Vorteilen. Aber wie stellt man die Einheitlichkeit her und wie sichert man sie? Eine allgemein zugängliche Internet-Datenbank wäre am besten, weil sie sich immer wieder aktualisieren ließe. Aktuelle Schreibweisen (Robert-Koch-Institut oder Robert Koch Institut) könnten dort laufend eingepflegt werden. Nur: Diese Datenbank gibt es nicht.

Zwar gibt es eine Seite die-nachrichtenagenturen.de, die sogar Regeln und Wortlisten enthält – allerdings sind die hoffnungslos veraltet. Dasselbe gilt für das dpa-Handbuch „Alles über die Nachricht“, das auf 275 Seiten versuchte, diese Schreibweisen auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In der letzten gedruckten Ausgabe von 1998 wurde allerdings noch die alte Rechtschreibung verwendet – und ein Wort wie „Zigeuner“ als okay eingestuft. Zu guter Letzt gibt es bei der dpa sogar eine Wissensdatenbank (Wiki), in der man allerlei Schreibweisen nachschlagen kann. Jedoch ist die wiederum nur dpa-Mitarbeitern zugänglich.

Pressestellen müssen sich notgedrungen an den einzelnen Nachrichten der Agenturen orientieren. Das macht man zum Beispiel, indem man einem veröffentlichten dpa-Ticker folgt, etwa dem der Rhein-Zeitung.

In einigen eher unwesentlichen Details liegen übrigens auch die Agenturen, der Duden und andere Normen wie die DIN manchmal auseinander. Am Beispiel des Zahlentrennpunkts haben wir einen solchen Unterschied mal im Detail nachgezeichnet.