Kann ein und derselbe Begriff gleichzeitig der schlechteste und der beste sein? Tatsächlich wurde in der Schweiz jetzt ein „Wort des Jahres“ ernannt, das vor ein paar Jahren noch „Unwort des Jahres“ war …
Herrje, das wird ja immer schlechter! Was soll man von einem Gremium halten, welches ein „Wort des Jahres“ kürt, das überhaupt keiner sagt? „Corona-Pandemie“ wurde von der Gesellschaft für deutsche Sprache zum „Wort des Jahres“ 2020 gewählt. Das ist noch blöder als die „Respektrente“ 2019 – die eindeutig zur Gruppe der Schönredner-Vokabeln gehört. 2018 wählte man „Heißzeit“. Haben Sie das schon mal gesagt?
Und jetzt kommen die Schweizer mit ihrem „Wort des Jahres“ 2020 daher: „systemrelevant“. Über diesen Begriff könnte man streiten. Aber was man nicht machen kann: Ein Wort zum „Wort des Jahres“ erklären, das man ein paar Jahre vorher zum „Unwort des Jahres“ ernannt hat. 2013 war das.
Also: Entweder ist ein Wort anstößig, weil es zum Beispiel Menschen verunglimpft oder Tatsachen verfälscht. Dann wäre es super, die Sprachgemeinschaft darauf aufmerksam zu machen. „Rentnerschwemme“ oder „Klimahysterie“ sind solche Wörter, die einen Negativ-Preis verdient haben.
Oder ein neues Wort bereichert unsere Sprache oder hat sich unheimlich schnell verbreitet. Dann kann man es auch „Wort des Jahres“ nennen. Aber „Corona-Pandemie“ sagt ja nun niemand und „systemrelevant“ ist als Wort weder eindeutig gut noch eindeutig schlecht – da kommt’s einfach auf den Zusammenhang an.
In Österreich hat man übrigens „Babyelefant“ zum „Wort des Jahres“ 2020 gekürt. Dazu muss man wissen, dass der Babyelefant bei unseren Nachbarn ein Symbol für den Corona-Sicherheitsabstand geworden ist. Immerhin: kreativ!
Auf Platz drei in Österreich landete das schöne Wort „Verblümeln“. Es bezieht sich auf Finanzminister Gernot Blümel und drückt aus, wie man die Leute mit Zahlen an der Nase herumführt. Tolle Wortschöpfung! Da muss Deutschland neidisch zum Nachbarn schauen. „Verscholzen“ hätte ja leider nicht den gleichen Witz.