„Deutsch für alle“ von Abbas Khider ist ein Bestseller – und ein Aufreger. Dabei gibt’s zur Aufregung überhaupt keinen Anlass und schon gar nicht für Hassbekundungen. Khider stellt einfach auf lustige Weise dar, wie unpraktisch unsere Sprache eigentlich ist.
Von Stefan Brunn
Wer das Buch schon kennt oder viel darüber gelesen hat, möge jetzt gern zum Video springen und sich den Autor direkt anhören. Für alle anderen fassen wir noch mal kurz zusammen, worum es in „Deutsch für alle“ eigentlich geht:
Der Immigrant Abbas Khider, Schriftsteller von Beruf, hat ein Buch über die deutsche Sprache geschrieben. Genauer: von den Schwierigkeiten, diese Sprache zu erlernen und ihre Regeln anzuwenden. Außerdem schlägt er eine starke Vereinfachung dieser Regeln vor, zum Beispiel nur noch einen Artikel zu verwenden (nämlich „de“) und alle Verben regelmäßig zu konjugieren (schwimmt, schwimmte, geschwimmt).
Das Buch hat er zwar mit viel und unübersehbarer Ironie geschrieben (schon im Vorwort spricht er von „ernsthaftem sprachwissenschaftlichen Schwachsinn“). Aber das hat viele Leute nicht davon abgehalten, ihn trotzdem misszuverstehen, hässliche Dinge über ihn und sein Buch zu schreiben und ihm über die sozialen Netzwerke ihren Hass kundzutun. Gleichwohl ist das Buch ein Verkaufsschlager geworden – offenbar macht seine Perspektive aufs Deutsche einfach vielen Spaß. Außerdem ist es als Trostbuch für alle Deutschlernenden und deren Angehörige gedacht.
Abbas Khider wurde 1973 in Bagdad geboren. Mit 19 Jahren wurde er wegen politischer Aktivitäten verhaftet. Nach der Entlassung floh er 1996 aus dem Irak und hielt sich als Flüchtling in verschiedenen Ländern auf. Seit 2000 lebt er in Deutschland, derzeit in Berlin. Er hat Literatur und Philosophie in München und Potsdam studiert. Er hat mehrere Romane veröffentlicht und dafür verschiedene Auszeichnungen erhalten.
Abbas Khider: Deutsch für alle. Das endgültige Lehrbuch. Carl-Hanser-Verlag, 2019. 128 Seiten; 14,00 €. ISBN: 978-3-446-26170-9.
Im ARD-Forum auf der Leipziger Buchmesse stellte Abbas Khider in 24 Minuten sein ironisches Konzept zu „Deutsch für alle“ vor.
https://www.youtube.com/watch?v=SShB4cN7q1k&feature=emb_title


Einfach Lebenswert. So heißt es am Ortseingang der Gemeinde Kerken am Niederrhein. Und zwar mit großem L, denn offenbar wird das Lebenswerte hier wirklich IMMER großgeschrieben. Adjektive allerdings müssen im Deutschen klein geschrieben werden. Andernfalls sieht’s einfach provinziell aus, vor allem, wenn man „gemeinde“ auch noch klein schreibt …
Herzlich Willkommen in Nütterden, dem Sieben Quellen Dorf. Alle Achtung, sieben Quellen! Aber für zwei Bindestriche für die Wortkopplung hat’s nicht mehr gereicht, was? Das große W beim Willkommen ist auch falsch. Und wo wir schon mal am Nörgeln sind: Die führende Null bei alphanumerischen Datumsangaben ist nicht angesagt. Aber Schwamm drüber: Wer so ein tolles Foto aufs Ortseingangsschild setzt, der muss sich nicht auch noch um Zeichensetzung kümmern!
Quellen für’s Ich. Anders als Kerken und Nütterden hat Bad Aibling einen einmal gemachten Fehler korrigiert: den Apostroph weggelassen. Das „für’s“ wird natürlich nicht mit Apostroph geschrieben! Die Regel lautet: Präposition mit bestimmtem Artikel = kein Apostroph! Wer sich eine ganz einfache Daumenregel merken will: Man kann immer nur einen Buchstaben durch einen Apostroph ersetzen, nie zwei. Diese Regel ist aber sehr unzuverlässig, so dass wir die Quelle lieber geheim halten, die möchte auch lieber für s’ich bleiben. ☺ 




Als grafisch ausgefuchst (man beachte „Bitte“ und „Danke“ in Rot), aber inhaltlich unfreiwillig komisch empfanden wir die Variante, die Sie hier im Bild sehen: „Bitte verlassen Sie die Toilette in einem sauberen Zustand. Danke“. Zwar ist es sicher auch im Interesse des Dienstherrn, dass alle Mitarbeiter nach einem Toilettenbesuch in sauberem Zustand an ihre Arbeitsplätze zurückkommen. Wenn daran jedoch ernsthafte Zweifel bestehen, dann reichen sanfte Hinweise ganz sicher nicht mehr aus.
Das Foto dieser Schautafel am Bopparder Römerkastell verdanken wir unserem lieben Leser Silvio – er hat diese „administrative art“ entdeckt, fotografiert und uns freundlicherweise überlassen. Weil die Schautafel von Schmierfinken besprüht worden und damit schwer lesbar geworden ist, haben wir den Text für die Nachwelt transkribiert:

