Kategorie: Allgemein

Die Firma, die in Handschrift übersetzt

Ja, das gibt’s wirklich: eine Firma, die im Kundenauftrag Texte von Hand abschreibt – und zwar in Schönschrift. „Manufaktur für handgeschriebene Kommunikation“ definiert Inhaber Thorsten Petzold seine „Schreibstatt“. Wir haben ihn dazu interviewt.

Herr Petzold, 90 Prozent Ihrer Kunden, die etwas in schöner Handschrift geschrieben haben möchten, sind Unternehmen, 10 Prozent Privatpersonen. Was möchten diese beide Parteien überwiegend in Schönschrift verfasst haben?
Bei den Unternehmen ist das dreigeteilt. Sie möchten entweder Paket-Beileger, Einladungen oder Akquise-Briefe haben. Mit Paket-Beilegern sind Karten gemeint, die Online-Shops mit einer Bestellung verschicken. Dort steht dann zum Beispiel drauf: „Vielen Dank für Ihre Bestellung“. Davon verfassen unsere 80 Mitarbeiter rund 30.000 Stück im Monat – auch in verschiedenen Sprachen, neben Deutsch in Englisch und Französisch. Manche Unternehmen möchten Einladungen personalisiert haben, zum Beispiel für Firmenevents. Der Text ist also schon fertig, wir tragen aber handschriftlich die Namen ein. Das können auch schon mal 5.000 Stück sein.

Wie sieht’s bei den Akquise-Briefen aus?
Normale Akquise-Briefe für Neukunden landen ja oft im Müll. Wenn Kunden aber einen handgeschriebenen Brief bekommen, kommt die Besonderheit des Handgeschriebenen zum Tragen. Es wird wertgeschätzt, dass jemand sich Zeit genommen hat. Und wenn man Kunden Wertschätzung entgegenbringt, kommt diese in der Regel zurück.

Was geben denn Privatpersonen bei Ihnen in Auftrag?
Hauptsächlich Liebesbriefe, Verzeih-mir-Briefe und Glückwunschkarten zum Muttertag oder auch Karten zum Valentinstag. Einmal kam ein 17-Jähriger zu uns. Er hatte in der Disco eine junge Frau kennengelernt, wollte ihr seine Daten übergeben und ihr sagen, wie toll er sie findet.

Nutzen viele Jüngere Ihren Service?
Man denkt es nicht, aber es kommen viele Jüngere zu uns, gerade in ihren Zwanzigern. Viele können nämlich nicht mehr schön schreiben, weil sie das nur noch an der Computertastatur oder auf ihrem Handy machen, also E-Mails verfassen oder per WhatsApp kommunizieren. Das Schreiben mit der Hand haben sie also quasi verlernt. Trotzdem schätzen sie eine schöne Handschrift noch sehr. Wir haben aber auch ältere Kunden, die können zwar in der Regel noch ordentlich schreiben, möchten aber was Besonderes. Junge und alte Kunden halten sich ungefähr die Waage.

Wie stellen Sie sicher, dass dem Empfänger nicht auffällt, dass der Absender den Brief gar nicht selbst verfasst hat?
Auf unserer Internetseite haben wir „Das kleine Buch schöner Handschriften“ bereitgestellt. Das kann man online durchblättern und sich aussuchen, in welche Richtung die Handschrift gehen soll. Wenn ein Mann etwas geschrieben haben möchte, empfehlen wir eher eine sachlichere Schrift; die Ober- und Unterlängen der Buchstaben sind dann nicht so lang, das heißt, die Buchstaben sind nicht so ausgeprägt wie bei einer Frauenhandschrift. Wenn Sie aber jemandem schreiben, den Sie gut kennen, wird derjenige natürlich trotzdem wissen, dass es nicht Ihre Handschrift ist. Oder nehmen wir das Beispiel des jungen Mannes, der den Kennenlern-Brief geschrieben hat: Spätestens, wenn er diejenige besser kennenlernt, wird sie erfahren, dass es nicht seine eigentliche Handschrift war.

Was kostet mich denn so ein Brief in Schönschrift?
Ein Brief mit 100 Wörtern kostet für Privatpersonen 16,99 Euro, inklusive des Papiers und eines schönen Kuverts. Unternehmen zahlen für einen Brief mit 100 Wörtern 5,95 Euro. Da geht es dann aber natürlich auch um die Masse. Außerdem stellen die Unternehmen das Papier selbst.

Wie lange braucht ein Schönschreiber für einen Brief?
Zwanzig Minuten für 100 Wörter. Meine Mitarbeiter, 78 Frauen und 2 Männer, arbeiten circa zwei Stunden am Tag und können sich die Zeit frei einteilen.

Sie beschäftigen Schönschreiber und Kalligraphen. Wo liegt da der Unterschied?
Schönschreiber arbeiten in der Regel mit Füllern und benutzen die eigene Handschrift. Kalligraphen dagegen arbeiten mit Schreibfedern oder Pinseln und benutzen in der Regel feste Schriften wie zum Beispiel die „Copperfield“ oder die „Gothic Faktura“. Und Kalligraphen beherrschen die Schriften, die sie eingeübt haben. In der Regel zeichnen Kalligraphen – oben an den Buchstaben finden sich dann eher dünne Strichstärken und unten dicke. Außerdem brauchen Kalligraphen in der Regel das Fünffache an Zeit wie die Schönschreiber. Unsere Kunden möchten übrigens eher Schönschrift als Kalligraphie, aber auch Kalligraphie-Anfragen haben wir regelmäßig. Deswegen suchen wir auch immer wieder Schönschreiber und Kalligraphen. Die Schönschreiber müssen allerdings aus Berlin kommen, da es oft schnell gehen muss und die Briefe nicht erst noch lange verschickt werden können. Kalligraphen suchen wir aber aus ganz Deutschland.

Wie bewirbt man sich bei Ihnen?
Jobs sind auf unserer Internetseite www.schreibstatt.de aufgeführt. Dort finden die Bewerber ein Gedicht von Hermann Hesse, das sie abschreiben und an uns schicken müssen. Anhand dessen gucke ich, ob es passen könnte, ob beispielsweise die Feder locker fließt.

Korrigieren Ihre Schönschreiber eigentlich auch Fehler?
Bei uns gilt bei jedem Brief das Vier-Augen-Prinzip: Einer schreibt, einer redigiert und schaut, ob optisch alles stimmt und alles korrekt ist. Es geht darum, eigene Fehler zu vermeiden – oft finden wir aber auch welche in den Unternehmensdatenbanken, wenn zum Beispiel eine Frau versehentlich mit „Herr“ aufgeführt wurde. Sowas korrigieren wir natürlich auch. Bei Privatleuten sind es aber eher die Rechtschreibfehler …

Mehr Infos: www.schreibstatt.de.

Pronomen: Wann heißt es was und wann heißt es das?

Welche der folgenden Formulierungen ist richtig? „Es gibt vieles, was ich gerne mag.“ Oder: „Es gibt vieles, das ich gerne mag.“ Ist der Unterschied nur eine Frage des Sprachgefühls oder ist es sogar egal, ob man „was“ oder „das“ benutzt? Nein: Für diese Pronomen gibt es glasklare Regeln!

Von Hannah Molderings

Das wird gebraucht, wenn das Bezugswort ein Substantiv im Neutrum ist.

Beispiele:
Das ist ein Gericht, das ich gerne mag.
Ich komme mit dem Auto, das ich mir heute gekauft habe.

Was verwendet man, wenn das Bezugswort ein substantiviertes Adjektiv (Partizip) ist, das etwas Allgemeines, Unbestimmtes oder Abstraktes bezeichnet.

Beispiele:

Es gibt vieles, was ich gerne mag.
Das ist das Einzige, was noch zu tun ist.

Auch wenn das Bezugswort ein Indefinitpronomen, Zahlwort oder ein substantivierter Superlativ ist, nutzt man was.

Beispiele:

Du bist das Beste, was mir je passiert ist.
Das ist das Erste, was ich von ihm höre.

E-Mails: Heute ist NICHT der beste Tag!

Wann erreichen E-Mails ihre Empfänger am besten? Zu dieser Frage gibt es eine große neue Studie. Den Ergebnissen dieser Studie zufolge schicken wir Ihnen unseren ZEILEN|HACKER weder am richtigen Tag noch im richtigen Moment – weil wir das sogenannte „Perfect Timing“ noch nicht aktiviert haben …

Von Stefan Brunn

Mehrere Milliarden E-Mails aus 126 Ländern hat der weltweit operierende Marketing-Dienstleister Getresponse.com für die Frage nach dem optimalen Versandzeitpunkt ausgewertet. Was kam bei der Studie heraus?

Der richtige Tag
Montag und Dienstag erwiesen sich als die erfolgversprechendsten Tage. Aber: Die Unterschiede zu Mittwoch, Donnerstag und Freitag sind gering. Der Freitag lag bei einer früheren Studie sogar einmal auf dem ersten Platz. Die Hauptsache ist, E-Mails nicht am Wochenende zu schicken. Oft werden sie dann erst am Montag gelesen – und dann liegen sie alt und versteckt inmitten vieler frischerer Nachrichten.

Der richtige Moment
Zwei Zeitfenster scheinen am meisten Erfolg zu versprechen: vormittags ab 10 Uhr und nachmittags ab 14 Uhr. Das gilt aber nur für das Öffnen der Mails. Erstaunlicherweise klicken die Leute die Links oft erst später an, nämlich signifikant häufiger nach 17 Uhr. Das liegt vermutlich daran, dass sie manche Dinge aus der Kernarbeitszeit heraushalten – sie tun es lieber erst nach 17 Uhr. Wer also wie wir seine E-Mails an einem Donnerstag gegen 16 Uhr schickt, macht einerseits nichts ganz ideal, aber andererseits auch vieles richtig. ☺

Auto-Timing
Anbieter wie Getresponse werben übrigens damit, jeden einzelnen Empfänger auf Grundlage seines bisherigen Öffnungsverhaltens automatisch zum idealen Zeitpunkt zu beliefern. Monika Mustermann wird also am Mittwoch um 15 Uhr beliefert, weil sie die letzten E-Mails zu diesem Zeitpunkt verarbeitet hat. „Perfect Timing“ nennt sich dieser Service, der für naive Gemüter fast ein bisschen gespenstisch daherkommt. Andererseits ist das „Perfect Timing“ ja für beide Seiten eine sinnvolle Anwendung von Künstlicher Intelligenz und Big Data. Getresponse sieht darin sogar einen „Game-Changer“: Die Öffnungsraten könne man damit um 23, die Klickraten um immerhin 20 Prozent steigern.

Vielleicht erhalten Sie irgendwann auch unseren ZEILEN|HACKER nicht mehr zur gleichen Zeit wie alle anderen Empfänger, sondern zu dem Zeitpunkt, der am besten in Ihren Tag passt.

Raus mit Euch! Diese Wörter gebraucht keiner mehr.

Der Duden hat den Anspruch, die Gegenwartssprache abzubilden. Deshalb werden immer wieder Wörter aus dem Duden gestrichen, die niemand mehr benutzt. Wissen Sie noch, was diese veralteten Wörter bedeuten?

Von Hannah Molderings

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Doppelte Verneinungen im Satzbau sind nicht gerade unkompliziert!

Doppelte Verneinungen, kombiniert mit Passiv, Konjunktiv und abstrakten Vokabeln – um den Sinn derartiger Sätze zu entschlüsseln, braucht’s ganz schön Grips. Testen Sie sich selbst: Was will uns der Autor wohl damit sagen …?

Von Hannah Molderings

Natürlich ist es in der Sprache nicht wie in der Mathematik: Eine Negation kehrt einen Begriff nicht in sein Gegenteil um. „Falsche Bescheidenheit“ bedeutet, wenn wir eine Negation hinzufügen, weder „richtige Bescheidenheit“ noch Unbescheidenheit. Das aber macht Negationen nicht besser, sondern schlechter: Die Auflösung fällt dem Publikum noch schwerer. Aber probieren Sie in unserem 7-Beispiele-Quiz doch einmal aus, wie leicht Ihnen das sprachliche Auskürzen fällt. Mit den Botschaften, die dabei herauskommen, haben wir vom ZEILEN|HACKER übrigens nix am Hut!

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Wer knappert an meinem Häuschen?

Grundschule, dritte Klasse: Da ist es normal, dass Rechtschreibfehler vorkommen. Wenn aber das Aufgabenblatt selbst schon mit Fehlern gespickt ist, überrascht es die Eltern doch. Wir zeigen ein haarsträubendes Beispiel …

Zuerst fiel Papa das fehlende Komma nach dem fünften Wort in der ersten Zeile auf. Dann das fehlende s im „dass“ dahinter. Und auch in der vorletzten Zeile fanden die Eltern noch einen Klops: Aus „und“ war „uns“ geworden. Die Schülerin selbst hatte inzwischen den Verdacht, dass das Finden von Fehlern mit zur Aufgabe gehörte. Der übelste Klops fand sich aber erst noch unter Punkt 3: „Knusper, knusper, knäuschen, wer knappert an meinem Häuschen?“

Dass die Schulaufgaben in Nordrhein-Westfalen inzwischen aus Kostengründen in Pakistan bestellt werden (Übersetzungen aus dem Chinesischen), ist natürlich nicht wahr. Wahr ist aber ganz offenbar, dass sie von Leuten angefertigt werden, die selbst noch mal ein Rechtschreib-Seminar besuchen sollten …

Der Rechtschreibrat – ein unbekanntes Wesen!

Wer macht unsere Rechtschreib-Regeln? Es ist schon seit langem nicht mehr der Duden, sondern der Rechtschreibrat, den kaum einer kennt. Aber was macht der eigentlich? Wir haben es in sieben Punkten für Sie zusammengefasst.

Von Stefan Brunn

1. Was ist der Rat für deutsche Rechtschreibung?
Der Rat für deutsche Rechtschreibung (auch Rechtschreibrat) ist ein zwischenstaatliches Gremium, das unter anderem die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum bewahren soll. Außerdem ist der Rechtschreibrat für die Klärung von Zweifelsfällen der deutschen Rechtschreibung zuständig. Er hat das letzte Wort in Rechtschreibfragen, zu denen er auch Regelwerke veröffentlicht. Verlage wie der Duden interpretieren diese Regeln dann und publizieren ihre Auslegungen.

2. Wann wurde der Rechtschreibrat gegründet?
Der Rechtschreibrat wurde 2004 gegründet. Er ist der Nachfolger der „Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung“. Diese war von 1997 bis 2004 mit der Umsetzung der Rechtschreibreform beauftragt.

3. Seit wann hat der Duden in Rechtschreibfragen nichts mehr zu sagen?
Der Duden war bis 1996 maßgebend für die amtliche Schreibung in Deutschland. Daher resultiert noch die weitverbreitete (aber falsche) Annahme, dass der Duden auch heute noch das letzte Wort in Sachen Rechtschreibung habe.

4. Wer sitzt im Rat für deutsche Rechtschreibung?
41 Mitglieder aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Liechtenstein, Südtirol und Belgien. Dabei handelt es sich um Wissenschaftler und Funktionäre. Aus Deutschland sitzen 18 Mitglieder im Rat. Die Funktionäre gehören zum Beispiel dem Deutschen Journalisten-Verband an, dem Börsenverein des deutschen Buchhandels, dem Bundesverband deutscher Zeitungsverleger oder der Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen. Wer genau alles im Rat für deutsche Rechtschreibung sitzt, kann man auch auf einer Liste einsehen.

5. Wie beobachtet der Rechtschreibrat aktuelle Entwicklungen der Rechtschreibung?
Die Basis sind elektronische Textsammlungen, die neben Texten aus Zeitungen und Zeitschriften auch Texte informellen Schreibens wie zum Beispiel Forenbeiträge enthalten. Außerdem führt der Rat Fallstudien durch. Die Ergebnisse hält er in periodisch erscheinenden Berichten alle fünf Jahre fest.

6. Welche Änderungen unserer Rechtschreib-Regeln wurden in der letzten Zeit vom Rechtschreibrat vorgenommen?
Der Rechtschreibrat hat zum Beispiel die Großschreibung von Adjektiven geändert. Er lässt jetzt mehr Freiheiten (wie in vielen anderen Fällen auch). Adjektive bei Funktionsbezeichnungen zum Beispiel können jetzt groß oder klein geschrieben werden: „erste Vorsitzende“ oder „Erste Vorsitzende“, „technischer Direktor“ oder „Technischer Direktor“, „goldene Hochzeit“ oder „Goldene Hochzeit“. Ein anderes Beispiel mit hoher öffentlicher Aufmerksamkeit war das großgeschriebene „ẞ“, das der Rechtschreibrat 2017 erlaubte.

7. Was sagt der „Rat für deutsche Rechtschreibung“ zum Gendern?
Im letzten Jahr ist der Rat in der Frage des Gender-Sternchens kurzfristig in vielen Medien aufgetaucht, weil er sich dazu beriet. Allerdings mochte er sich zum gendergerechten Schreiben letztlich dann doch nicht festlegen. Er wolle die Entwicklung „nicht durch vorzeitige Empfehlungen und Festlegungen beeinflussen“, ließ er öffentlich verlauten.

Weitere Infos: www.rechtschreibrat.com

Wann nehme ich „wieder“ und wann „wider“?

Die Wörtchen „wieder“ und „wider“ werden häufig falsch geschrieben – es ist ja auch knifflig. Durch unser Quiz müssen Sie aber durch – Wi(e)derstand zwecklos ☺!

Von Hannah Molderings

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Die Hüter des deutschen Wortschatzes

Das Zentrum für digitale Lexikographie der deutschen Sprache nimmt in diesen Tagen seine Arbeit auf: Es sammelt Informationen zu deutschen Wörtern. Wir haben kurz vor der Auftaktveranstaltung in Berlin mit Alexander Geyken, einem der wissenschaftlichen Leiter, über den praktischen Nutzen des Dienstes gesprochen.

Wer sich für die Geschichte der deutschen Sprache interessiert, konnte und kann dazu bis jetzt im „Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache“ (DWDS) recherchieren: Auf dessen Internetseite www.dwds.de erfährt man Hintergründe zu einzelnen Wörtern. Die Infos beruhen auf dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und auf Teilen des Großen Wörterbuchs der deutschen Sprache. Zur Seite gehören praktischerweise auch Wortverlaufskurven, die anzeigen, wie häufig ein Wort im Zeitverlauf in Publikationen benutzt wurde.

Das DWDS ist ein Projekt der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Es wird in diesen Tagen durch das Zentrum für digitale Lexikographie der deutschen Sprache (ZDL) erweitert. Ziel dieses Instituts ist es, ein neues, digitales Wörterbuch zu entwickeln und zu betreiben, das den deutschen Wortschatz und seine Veränderungen noch umfassender beschreibt als das DWDS. Zeilenhacker-Redakteurin Maren Tönisen hatte vorab die Gelegenheit, mit Alexander Geyken, einem der wissenschaftlichen Leiter des ZDL, zu sprechen.

Herr Geyken, was ist die Aufgabe des neuen Zentrums für digitale Lexikographie der deutschen Sprache?
Das ZDL ist eigentlich das „Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache“, also das DWDS – nur in viel größer. Alles, was wir beim DWDS im Angebot haben – Wörterbücher, Textkorpora und statistische Auswertungen – soll ausgebaut und verbessert werden, sowohl von der Menge als auch von der historischen Tiefe her.

Wieso?
Die Textkorpora des DWDS setzen sich zu über 90 Prozent aus Zeitungsartikeln zusammen. Unsere Sprache wird also nur unzureichend abgebildet. Bei Belletristik, Sachbüchern und Ratgebern verfügt das DWDS nur über kleinere Sammlungen, die für statistische Auswertungszwecke nicht ausreichen.

Welche weiteren Ziele verfolgen Sie mit dem ZDL?
Wir planen zum Beispiel die Einrichtung einer Facebook-Seite und eines Blogs. Dort werden unsere Lexikografen über interessante Wörter schreiben, die dem Sprachwandel unterliegen. Die Bedeutung des Wortes „Ehe“ zum Beispiel: Früher ist damit lediglich die Ehe zwischen Frauen und Männern bezeichnet worden. Heute kann damit auch eine gleichgeschlechtliche Ehe gemeint sein. Das Wort „Ehe“ muss also anders beschrieben werden als noch vor einigen Jahren. Wir befassen uns aber sowohl mit der Gegenwart des Wortes als auch mit seiner Wortgeschichte.

Wird die bestehende DWDS-Webseite ausgebaut werden oder wird es eine neue ZDL-Webseite geben?
Es wird eine neue Webseite geben. Sie wird wohl gegen Ende des Jahres veröffentlicht.

Wie viele Wörter werden am Ende auf der ZDL-Webseite zu lesen sein?
Das Wörterbuch soll, wenn es fertig ist, etwa eine Million Wörter umfassen.

Woher stammen die Wörter, die ins neue digitale Wörterbuch kommen?
Entweder geschieht das halbautomatisch über eine morphologische Textanalyse, die Wörter aus bestehenden Texten zieht, sie zerlegt und alles Unbekannte herausfiltert. Die unbekannten Wörter landen dann auf dem Tisch unserer Lexikografen. Sie schauen, ob es sich eventuell nur um einen Eigennamen handelt oder ob doch etwas Interessantes dahintersteckt. Oft fallen uns Wörter aber auch selbst auf – oder aber anderen. Die Stärke des neuen Zentrums wird es auch sein, dass wir uns mehr Tipps von außen holen können. Das ZDL fragt sich: Wie können Personen wie Sprachprofis oder Sprachliebhaber etwas zum Wörterbuch beitragen? Ein Beispiel: Im Duden ist „Bedarfe“ als fachsprachlich eingetragen. Aber in welchen Bereichen wird das Wort verwendet und seit wann gibt es das Wort im Plural eigentlich?

Kann man Sie also einfach anrufen und Ihnen Hinweise zu einzelnen Wörtern geben?
Nein. Aber wir bieten ein Webformular mit der Möglichkeit, uns Anregungen zu schicken. Diese werden an die jeweiligen Expertinnen und Experten weitergeleitet und von ihnen bearbeitet.

An wen richtet sich das ZDL?
Das ZDL richtet sich zunächst an alle Personen, die professionell mit Sprache umgehen oder Sprachwissen vermitteln – also etwa an Wissenschaftler, Literaturübersetzer, Journalisten und Lehrer. Darüber hinaus will es aber für alle zugänglich und offen sein, die sich für die deutsche Sprache interessieren.

Das ZDL
Das ZDL wird getragen von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz sowie der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Darüber hinaus hat das ZDL zwei Kooperationspartner: das Institut für Deutsche Sprache sowie das Goethe-Institut. Gefördert wird das ZDL für acht Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Vorgestellt wird das ZDL bei einer Auftaktveranstaltung am Dienstag, 29. Januar, 14 Uhr. Jeder, der sich für Sprache interessiert, ist an diesem Tag eingeladen, zum Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Leibniz-Saal, Markgrafenstraße 38, in Berlin zu kommen. Anmeldungen bis Mittwoch, 23. Januar, erbeten: https://www2.bbaw.de/anmeldung-zdl

Wann wird ein Herr gebeugt?

Dieser Fehler läuft uns immer wieder über den Weg: die fehlende oder falsche Beugung des Wörtchens „Herr“. Eine Politikerin hat es kürzlich gleich mehrfach falsch gemacht, als sie im Fernsehen über Herr X sprach. Können Sie es besser? Testen Sie es in unserem Quiz!

Von Hannah Molderings

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