Kategorie: Allgemein

So spricht man Fremdwörter nicht richtig aus

Bei vielen Fremdwörtern weiß man erst mal nicht, wie sie korrekt ausgesprochen werden. Wir stellen Ihnen einen Youtube-Kanal vor, der vorgibt, dabei zu helfen – und dann genau das Gegenteil tut!

Von Hannah Molderings

Auf dem Kanal „Luksan Wunder“ findet man allerhand Videos zur korrekten Aussprache von bestimmten Wörtern. Bachelor zum Beispiel oder Cashflow. Hören Sie selbst:

Genau, Sie haben es bemerkt: So spricht man Bachelor ja gar nicht aus! Es handelt sich hier um ein sehr ironisches Kunstprojekt … man könnte auch sagen: ein Quatsch-Kanal. Wir sollten uns also nicht wundern, wenn demnächst jemand statt eines Brunchs einen „Prank“ vorschlägt oder ein „Love-Bucket-Hotel“ anstelle eines Low-Budget-Hotels.

Was zum Teufel ist ein Rhema? In 3 Minuten wissen Sie’s …

Theorie klingt erst mal grau. „Theorie der Informationslinguistik“ erst recht. Aber wir machen diese interessante Thema-Rhema-Theorie gaaanz leicht verdaulich, versprochen!

Von Stefan Brunn

Kurze Wörter, kurze Sätze: So, heißt es, schreibt man stilistisch am besten. Das stimmt zwar im Großen und Ganzen, aber es stimmt natürlich nicht ganz. Der Inhalt zum Beispiel spielt ja auch noch eine Rolle. Und die Verbindung zwischen den Sätzen muss auch stimmen. Beides zusammen sind die Bausteine der sogenannten Thema-Rhema-Theorie.

Hinter dieser Theorie steckt die Annahme, dass Texte dann verständlicher sind, wenn in ihren Sätzen immer zunächst das Bekannte mitgeteilt wird, darauf aufbauend etwas Neues, was dann wiederum als Grundlage für das nächste Neue erwähnt wird.

Im folgenden Beispiel steht TH1 für das erste Thema (hier „ich“), zu dem eine Aussage erfolgt. Diese Aussage wird nun als „Rhema“ bezeichnet. „Rhema“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „das Hinzugefügte“. Manche Forscher sprechen auch von „Kommentar“ oder von einem „kommunikativen Prädikat“ oder vom „Kern der Aussage“. Hier lautet das Rhema: „lese gern Comics“.

Wie Sie sehen, wird in der Domino-Kette hier Rhema 1 zu Thema 2. Dann wird Thema 2 zu Rhema 2 und so weiter.

Warum ist das überhaupt stilistisch relevant? Nun, kurze Sätze allein machen noch keinen süffigen Stil aus. Wir müssen die Informationen dem Publikum ganz allmählich nahebringen, indem wir sie sauber einführen und miteinander verketten. Sonst stehen die Informationen und die Sätze stumpf nebeneinander – und wir überlassen die logische Arbeit dem Publikum.

Journalisten haben es übrigens oft anders gelernt: Sie ziehen in einem Satz gern das spannendste Element an den Anfang, oft ist es das Spezifische oder Neue. Man nennt dieses rhetorische Mittel „Inversion“. Es sorgt aber erstens oft für einen unschön klingenden Satz und es verstößt zweitens oft gegen das Thema-Rhema-Prinzip. In dem Buch „Die Nachricht“ von Josef Ohler und Dietz Schwiesau gibt es dafür ein recht einleuchtendes Beispiel:

„Seinen siebten Saisonsieg hat Formel-1-Weltmeister X beim Rennen auf dem Nürburgring herausgefahren.“

 
Ohler und Schwiesau bemängeln zurecht, dass dies geschraubt klingt und einer logischen Informationsweitergabe widerspricht. Besser wäre sicher: „X hat beim Formel-1-Rennen auf dem Nürburgring wieder gewonnen – in dieser Saison siegte der Weltmeister schon zum siebten Mal.“ Das allerdings klingt für Journalisten fast nicht mehr journalistisch, so verankert ist die Inversion schon im Branchenduktus.

Auch in der folgenden Nachricht verstößt ein Satz gegen die Thema-Rhema-Reihenfolge. Erkennen Sie, welcher es ist? Die Auflösung finden Sie weiter unten auf dieser Seite …

Einige weitere Beispiele dieser Art finden Sie in dem Buch „Nachrichten – klassisch und multimedial“ von Dietz Schwiesau und Josef Ohler oder unter folgendem Link:

Wer mehr wissen will zur Theorie, dem empfehlen wir noch zwei weiterführende Aufsätze:

*Auflösung: Der Satz, der mit dem A beginnt, verstößt gegen die Thema-Rhema-Reihenfolge. Wenn man genau nach dem Thema-Rhema-Thema-Prinzip verfährt, muss es heißen: „Diese Bakterien“ sind [auch] im menschlichen Körper weit verbreitet.“

Weiß nicht: Stand heute habe ich Vertrag bis 2021. Heißt: Erst mal weitermachen!

Woher kommt dieses moderne „Kurzdeutsch“ und stimmt es, dass inzwischen auch gebildete Erwachsene so sprechen? Ein Interview im Focus deutet jedenfalls darauf hin.

Von Stefan Brunn

Als der Schauspieler Ulrich Noethen kürzlich dem Focus ein Interview zum neuen Kinofilm „Deutschstunde“ gab, verbarg sich in seinen Antworten ein sprachlicher Trend. Die Wissenschaft ist sicher, dass es diesen Trend gibt, nur über den Namen ist man sich nicht einig. Aber zunächst einmal ein paar Beispiele aus dem Interview:

[…] Oft lästig, kann aber auch Spaß machen. […]
[…] Kommt darauf an. […]
[…] Muss ja getan werden.
[…] Weiß nicht.[…]
[…] Die auch wehtun können. Auch mir selbst. […]
[…] Unbedingt. Aber nicht sofort. Erst mal runterkommen.

Ist es Ihnen aufgefallen? Noethen nimmt hier viele sprachliche Abkürzungen. Und seine Antworten liegen voll im Trend: Immer häufiger heißt es „Er hat noch Vertrag bis 2021“ statt „Er hat noch einen Vertrag bis 2021“. Kaum noch jemand spricht „Das heißt“ am Anfang eines Satzes aus. Stattdessen heißt es meist nur noch: „Heißt:“.

Ein anderes typisches Beispiel ist die Formulierung „Stand heute“. Im Handelsblatt beispielsweise war kürzlich zu lesen: „Profitieren würde von einer Senkung des Wahlalters – zumindest Stand heute – vor allem die Ökopartei selbst.“ Früher hätte man sicher ausformuliert: „nach heutigem Stand“. Aber das Handelsblatt ist nur eines von vielen Blättern, deren Autorinnen und Autoren zunehmend solche sprachlichen Abkürzungen nehmen. In den letzten Wochen konnte man die Stand-heute-Abkürzung auch im Tagesspiegel oder in der Neuen Zürcher Zeitung finden.

Der Satzverkürzungs-Trend war schon vor ein paar Jahren ein Diskussionsthema unter Germanisten und Journalisten, als die Soziolinguistin Diana Marossek mit einem Bestseller und folgenden öffentlichen Auftritten ihren Namensfavoriten „Kurzdeutsch“ etablierte. Marossek führt den Trend vor allem auf Migrationseinflüsse aus der Türkei und arabischsprachigen Ländern zurück. Am Anfang waren es wohl vor allem Jugendliche, die aus Coolness-Gründen so sprachen, auch solche mit deutscher Muttersprache. Inzwischen aber ist „Kurzdeutsch“ in allen Bevölkerungsschichten zu hören – mehr oder weniger natürlich. Das aktuelle Beispiel aus dem Noethen-Interview zur „Deutschstunde“ zeigt jedenfalls, dass dieser elliptische Stil auch bei Schauspielern und in großen Zeitschriften angekommen ist. Schlimm muss das übrigens nicht sein: Abkürzungen zu gehen ist ja in der Kommunikation immer eine Überlegung wert! ☺

Zum Thema „Kurzdeutsch“ betten wir hier ein Video vom Auftritt Diana Marosseks bei einem Science-Slam ein.

10 Headlines, die Du nie im Leben zuordnen kannst!

Am Anfang war Buzzfeed. Das Portal mit seinen reißerischen Titeln („11 Gründe, warum Du immer Wurst dabei haben solltest“) hat viele Nachahmer gefunden und die Sprache seriöser Nachrichtenmedien verändert. Erkennen Sie noch, welche Schlagzeilen aus seriösen Verlagshäusern und welche vom Boulevard stammen?

Von Hannah Molderings

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Modernes Ernährungsdeutsch – verstehen Sie es richtig?

Wenn sich irgendwo ein Trend auftut, schleichen sich auch immer neue Begriffe in unseren Sprachgebrauch ein. Wir haben einmal zehn solcher Ernährungs-Termini zusammengetragen – wissen Sie, was sie bedeuten?

Von Hannah Molderings

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Nicht mal richtig Lesen und Schreiben!

Finden Sie auch klare Kante gut? Es ist doch nichts fader als Kommentare, die herumeiern! Das dachte sich auch ein Kommentator der Rheinischen Post, der kürzlich sprachgewaltig die Wirtschaftsprobleme seines Landes auf den Punkt brachte. Die Rechtschreibung war auch dabei …

Es stimmt natürlich, dass sich NRW in der Bildungspolitik seit Jahrzehnten gegenüber anderen Bundesländern schlechter stellt. Und dass viele Schulabgänger in Rechtschreibung derart schlecht sind, kann für die Wirtschaft nicht gut sein. Wenn sich aber in einer der größten Regionalzeitungen des Landes keiner findet, der solche Rechtschreibfehler verbessert, finden wir das auch kein gutes Zeichen.

Um es noch mal ganz ironiefrei zu sagen: Wenn jemand nicht lesen und schreiben kann, dann ist das eindeutig kein substantivierter Gebrauch des Lesens und Schreibens (wie hier am Ende des Satzes). Die beiden Wörter müssen also klein geschrieben werden.

„Zehntausende Schulabgänger“ ist übrigens nicht falsch: Seit der Rechtschreibreform kann man unbestimmte Zahlwörter sowohl klein als auch groß schreiben.

Regelmäßig liefern wir in unserem Newsletter ZEILEN|HACKER einen „Murx des Monats“ aus. Oft geht es um lustige Rechtschreibfehler, manchmal um Stilblüten oder auch um besonders dämliche Texte. Der Stoff dafür geht uns nie aus! Und ja: Wir wissen, dass man Murks nicht mit X schreibt!

Warum schreiben plötzlich alle Caffè?

Der Kaffee wurde ja schon immer gern falsch geschrieben. „Kaffee am Rathausplatz“ zum Beispiel. Oder „entkoffeinierter Café“. Jetzt aber schreiben immer mehr Cafés auf ihre Schilder und Getränkekarten „Caffè“. Dürfen die das?

Natürlich dürfen Gaststätten sich auch italienische Namen geben und unter allen möglichen Namen Kaffeezubereitungen verkaufen. Wir sind ein freies Land, und auch unsere Schreibung ist frei! Ja, wirklich: Die Normen des Rates für deutsche Rechtschreibung oder des Duden haben ja (mit ganz wenigen Ausnahmen) keine Rechtskraft oder ähnliches. Insofern steht es jedem frei, zum Beispiel ein „Kahve“ (Türkisch) am Marktplatz zu eröffnen und dort „Kahvi“ (Finnisch) auszuschenken.

Wer aber gern geregelt schreibt, möchte vielleicht trotzdem wissen, wie es der Duden mit den Kaffee-Café-Schreibweisen hält. Wir gehen also die drei verbreitetsten Schreibweisen im Folgenden strukturiert durch:

Kaffee:
Wenn mit Kaffee das Heißgetränk gemeint ist, gibt es laut Duden nur eine korrekte Schreibweise: „Kaffee“. In dieser Weise schreibt man auch „Kaffeebohnen“ oder „Kaffeestrauch“.
Café:
Mit dem Wort „Café“ wird laut Duden „eine Gaststätte bezeichnet, die in erster Linie Kaffee und Kuchen anbietet.“ Heute ist nur noch diese Schreibweise für das Wort dudenkonform.
Caffè:
Nicht dudenkonform ist auch die Schreibweise „Caffè“ für Kaffee. „Caffè“ ist das italienische Wort für Kaffee.

Unterm Strich

Vermutlich ist das immer größere und internationalere Angebot an unterschiedlichen Kaffee-Zubereitungen daran schuld, dass die Schreibweisen so durcheinandergeraten sind. Wir freuen uns aber über jeden, der das Getränk (Kaffee) und die Gastbetriebe (Cafés) sprachlich auseinanderhält.

Große Zahlen trennen: Punkt oder Leerraum?

Wann setzt man bei größeren Zahlen Leerzeichen oder Trennpunkte? Wir haben uns die Regeln des Duden und der DIN 5008 angesehen und verglichen, wie es die renommierten Medien halten.

Sowohl laut Duden als auch laut DIN 5008 setzt man im Deutschen prinzipiell keine Zahlentrennpunkte (wie bei 50.000), sondern Leerzeichen zur Gliederung von Zahlen. Man schreibt also zum Beispiel „80 000 Zuschauer“.

Eine Ausnahme macht die DIN allerdings: Geldbeträge sollten „aus Sicherheitsgründen“ mit Trennpunkten geschrieben werden. Demnach müsste es also heißen: „Der Fußballer Neymar wechselte für eine Ablösesumme von 222.233.766 Euro vom FC Barcelona zu Paris St. Germain.“ Denn der Trennpunkt gliedert die Zahlen immer von hinten in dreistellige Gruppen.

Der Duden allerdings schreibt auch Geldbeträge mit Leerzeichen (sogenannten Viertel- oder Achtelgevierten). Sowohl in der aktuellsten Auflage des Rechtschreib-Dudens als auch im Online-Duden sowie im Handbuch des korrekten und stilsicheren Schreibens gliedert er Millionenbeträge so:

3 000 000

Zwar zitiert er also die DIN und deren Argument der Sicherheit, ignoriert es dann aber.

Und wie machen es die großen Zeitungen und Zeitschriften? Leider gibt es kein einheitliches Bild! Selbst in Berichten derselben Publikation schreiben die Mitarbeiter die Zahlen oft nicht einheitlich – wahlweise mit Punkten, Leerzeichen oder auch mal ganz ohne Gliederung.

Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat folgende Regel, jedenfalls laut einer erfahrenen Redakteurin, die wir danach gefragt haben:

„Wir schreiben 4578 zusammen, ab 10 000 mit Space, nie mit Punkt. Eine Million/Milliarde schreiben wir in Worten.“

Da sich fast alle Zeitungen in Deutschland an der dpa orientieren, weil sie von ihr viele Texte übernehmen, dürfte das eigentlich auch dort die Richtschnur sein.

Natürlich gibt es aber auch Medien wie den „Spiegel“, die eine eigene Linie haben. Beim „Spiegel“ ist sie wie folgt:

1. Gegliedert werden Zahlen überhaupt erst ab 5 Stellen. Vierstellige Zahlen wie in „4321 Zeilen“ stehen also ohne Punkt und ohne Leerzeichen.
2. In der Printausgabe werden Zahlen ab 5 Stellen mit einem Achtelgeviert gegliedert. Auch bei Geldbeträgen stehen nur diese Leerzeichen, keine Punkte.
3. In der Online-Ausgabe werden Zahlen ab 5 Stellen mit einem Trennpunkt gegliedert:
„Im Westen sank die Zahl um gut 16.000, im Osten um mehr als 8000.“

Unterm Strich

Wir sind für Zahlentrennpunkt bereits ab 4 Stellen – sowohl bei Geldbeträgen als auch bei anderen Größen. Wir finden „13.000 Einwohner“ oder „3.000.855 Einzelteile“ übersichtlicher und weniger riskant. Außerdem gelingt eine Übergabe von Texten von einer Plattform zu anderen sicherer, vor allem an Zeilenenden gibt es keine Probleme. Ein Vorteil des Zahlentrennpunkts gegenüber einem nicht-geschützten Leerzeichen ist, dass die Zahleneinheit nicht getrennt wird, wenn sie am Zeilenende steht und erst in der nächsten Zeile weiterläuft.

Zudem hat man auch eine einheitliche Schreibweise, wenn man mehrere Zahlen verschiedener Art schreibt: „1.202.666 Kölner haben im vergangenen Jahr 4.000.566 Euro für 3.000.855 Autoteile ausgegeben.“

Und zu guter Letzt: Der Zahlentrennpunkt hilft auch bei vierstelligen Zahlen, diese von Jahreszahlen auseinanderzuhalten: „Die Reparaturen am Passat haben uns 2018 3.000 Euro an Reparaturen gekostet.“

Eltern haften für Ihre Kinder: Das wäre ja noch schöner!

Bei der Groß- und Kleinschreibung des „Du“ hat der Rat für deutsche Rechtschreibung ja seine Position im Wind gedreht und ordentlich für Verwirrung gesorgt. Keiner weiß mehr, was falsch und was richtig ist. Wir zeigen ein lustiges Beispiel, das definitiv falsch ist!

„Eltern haften für Ihre Kinder“ – dieses Foto haben wir bei unserem Betriebsausflug gemacht und viel darüber gelacht. Wir haben uns vorgestellt, welche Eltern das eigentlich sind, die für unsere Kinder haften? Hat der Bürgermeister tatsächlich ein paar Eltern aufgetan, die für alles haften, was andere verbrochen haben? So etwas hat es ja schon gegeben: In Redaktionen beispielsweise gab es früher sogenannte „Sitzredakteure“, die immer dann ins Kittchen gingen, wenn einer Zeitung eine Haftstrafe aufgebrummt wurde. Das wäre mal ein toller Service der Stadtverwaltung!

Aber im Ernst: Man sieht an solchen Schildern, wie verunsichert die Leute in Fragen der Rechtschreibung inzwischen sind. Selbst Bürgermeister!

Übrigens: Wer mag, kann die Duden-Empfehlungen zur Schreibung von „du/Du“ und „ihr/Ihr“ in kurzer Form nachlesen. Aber Vorsicht: Vielleicht ändert der Rechtschreibrat seine Richtlinien bald wieder …

Mit welchen Fragen stoppt man Trolle?

Kommentare zu Artikeln im Netz sind oft interessant. Manchmal sind sie sogar interessanter als die Beiträge selbst. Aber es gibt eben auch dumme, aggressive, nervtötende Kommentare. Wir haben jetzt ein Werkzeug ausprobiert, das solche Kommentare vermeiden soll.

Wie hält man Trolle aus den Kommentarspalten einer Website heraus? Das ist eine Frage, auf die viele eine Antwort suchen. Für die meisten Medien lautet die Antwort derzeit: Man fischt die schlimmsten Kommentare mit Hilfe vieler Online-Redakteure heraus, von Hand also. Das aber ist teuer oder personell gar nicht möglich.

Insofern war es eine interessante Neuigkeit, als im letzten Jahr mehrere deutsche Medien über eine norwegische Idee berichteten: Dort setzt der Rundfunksender NRK einen kleinen Multiple-Choice-Test ein. Man will so prüfen, ob jemand, der kommentieren möchte, überhaupt den Text gelesen hat. Kann er die Fragen nicht beantworten, darf er auch nicht kommentieren.

Nachteil dieser Methode ist natürlich, dass man zunächst mehr Mühe hat und nicht weniger: Für jeden Text bedarf es auch eines zusätzlichen Tests. Und ob sich dumme Kommentatoren auf diese Weise von ihrem Treiben abhalten lassen, steht auch infrage.

Uns hat aber die Idee inspiriert zu einem Gedankenspiel: Wäre es nicht viel besser, eine gewisse Basisintelligenz abzufragen? Technisch jedenfalls ist das sehr einfach: Es gibt ganz einfache Werkzeuge für Websites, die einem Möchtegern-Kommentator immer eine von beliebig vielen vorher formulierten Fragen stellen, und zwar nach dem Zufallsprinzip. Wir haben ein solches Plugin ausprobiert und erfolgreich installiert. Wenn Sie nun auf unserer Website etwas kommentieren wollen, müssen Sie zuvor eine Frage beantworten.

Leider allerdings haben wir ein Problem unterschätzt: Nicht die Technik ist schwer zu finden, sondern gute Fragen. Wir haben gesucht und gesucht, aber fast alle Fragen haben Haken. Fragt man zum Beispiel nach dem ersten deutschen Bundespräsidenten, schaffen das viele junge Nutzer nicht zu beantworten. Fragt man mathematisches Wissen ab (Was ist 3 + 2 x 9?), filtert man viele Leute heraus, die keine Ahnung von Punkt-vor-Strich haben, aber zu anderen Problemen durchaus Kluges zu sagen hätten. Zehn dieser Fragen veröffentlichen wir nun und hier, so dass unsere Leser das Problem sofort erkennen dürften:

  • Wie lautet der Nachname des Schriftstellers, der den Roman „Die Blechtrommel“ verfasste?
  • Wie heißt das Organ, das in Deutschland den Bundespräsidenten wählt?
  • Wie heißt das deutsche Wort für Hypertonie?
  • Wie hieß der erste deutsche Bundespräsident mit Nachnamen?
  • Wie kürzt man die Anstalt ab, die das erste deutsche Fernsehprogramm macht?
  • Welcher der folgenden Staaten grenzt nicht an die Bundesrepublik Deutschland: Tschechien, Luxemburg, Polen, Slowenien?
  • Welche der folgenden Zahlen lässt sich nur durch sich selbst und 1 teilen: 9, 14, 17, 22?

Diskutieren Sie doch mit uns, welche Art von Fragen am ehesten das Zeug hätte, wütende Trolle herauszufiltern oder sie zumindest zu beruhigen. Allerdings dürfen einstweilen eben nur die mitdiskutieren, die ie jeweilige Zufallsfrage auch beantworten können …