Kategorie: Allgemein

Der, die, das – welcher Artikel ist der häufigste?

Für deutsche Substantive gibt es drei verschiedene Artikel: der, die und das. Aber welcher von ihnen kommt wohl am häufigsten vor? Und wie viele Wörter können sogar zwei oder drei Artikel haben?

Von Hannah Molderings

1. Die
Der weibliche Artikel ist im deutschen der häufigste. 46 Prozent aller deutschen Substantive haben diesen Artikel.

2. Der
Auf Platz zwei rangiert der männliche Artikel. Er steht vor 34 Prozent aller deutschen Substantive.

3. Das
Der neutrale Artikel liegt auf dem dritten Platz. Nur 20 Prozent der deutschen Substantive tragen diesen Artikel.

Übrigens: Es gibt einige wenige Worte, die zwei Artikel haben können (1,4 Prozent). Beispiele dafür sind „Virus“ (der oder das) oder „E-Mail“ (die oder das). Ein ganz kleiner Teil der deutschen Substantive kann sogar mit allen drei Artikeln benutzt werden (0,04 Prozent): „Joghurt“, „Spam“ oder „Triangel“ gehören dazu. Es gibt sogar Substantive, die ganz ohne Artikel auskommen (0,1 Prozent). Beispiele dafür sind die Wörter „Aids“, „Allerheiligen“ oder „Fernost“.

5 Buchtipps zum Fest – für die wichtigsten 5 Zielgruppen

Bücher zu verschenken ist gut. Die Auswahl ist aber nicht einfach: Es gibt schlicht zu viele davon. Wir haben die Sache mal aufs Wesentliche reduziert: jeweils einen Buchtipp für die häufigsten Fälle …

Zielgruppe 1: der eigene Partner, dem man etwas Erheiterndes schenken möchte
Es gibt Buchgeschenke, die sind eine Last. Gerade wenn ein Buch vom eigenen Partner kommt, weiß man ja, dass man es lesen muss. Um genau diesen Konflikt zu vermeiden, schenken Sie Ihrem Partner lieber etwas, was wenig Geld und wenig Zeit kostet – aber Spaß macht. Unser Tipp fürs Fest: ein fröhlich-hintergründiges Buch mit lauter Piktogrammen der chinesischen Design-Professorin Yang Liu.

Yang Liu: Mann trifft Frau. Lach- und Sachgeschichten zur Geschlechterdifferenz. 128 Seiten, 12 Euro.
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Zielgruppe 2: ein guter Freund oder eine gute Freundin
In Jean-Jacques Sempés „Freundschaften“ geht’s um die vielen Facetten von Freundschaften – dargestellt in wundervollen Bildern. Dazu spricht Sempé hier mit dem französischen Kulturjournalisten Marc Lecarpentier über Freundschaften. Übersetzt hat das Buch übrigens kein Geringerer als Patrick Süskind.

Jean-Jacques Sempé: Freundschaften. 152 Seiten; 40 Euro.

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Zielgruppe 3: ein Kind, das man fürs Lesen begeistern möchte
Die Geschichten vom kleinen Nick sind zu Spielfilmen und Zeichentrickfilmen verarbeitet worden. Aber vergessen Sie diese Filme – vom kleinen Nick muss man die Geschichten selbst lesen! Sie gehören zum Besten, was es in der Kinderliteratur gibt. Auch für Erwachsene lesen sie sich köstlich.

René Goscinny und Jean-Jacques Sempé: Das große Buch vom kleinen Nick. 364 Seiten; 30 Euro.
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Zielgruppe 4: die eigenen Eltern
Früher war alles besser! Von wegen: Früher war vieles schlechter! Das ist Titel und These eines Infografiken-Buchs von Guido Mingels. Der Spiegel-Redakteur hat in dem Nachrichtenmagazin die Serie „Früher war alles schlechter“ betreut, in der es um Entwicklungen über lange Zeiträume geht. In dem Buch sieht man, dass sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten doch so einiges zum Besseren gewandelt hat. Am Ende des Jahres 2019, einem Jahr voller Zukunftsängste und sozialer Streitigkeiten, sorgt dieses sachliche Buch für den einen oder anderen Lichtblick.

Guido Mingels: Früher war alles schlechter. 128 Seiten; 14,99 Euro.
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Zielgruppe 5: jemand, den man nicht gut kennt …
Dieses Buch gehört zu den 10 meistverkauften Büchern in den USA. Manche behaupten sogar (siehe Hintergrund), dass sich dort nur die Bibel besser verkaufe. Das Buch stand auch in Deutschland mal auf der Besteller-Liste, aber das ist Jahrzehnte her. „Wer die Nachtigall stört …“ von Harper Lee ist immer noch ein aktuelles Buch mit einer spannenden Story, berührenden Botschaften und einer einfachen, aber starken Sprache. Das Buch hat seinerzeit den Pulitzer-Preis gewonnen, es wurde mit großen Hollywood-Stars verfilmt, vor kurzem ist dazu eine ebenfalls sehr lesenswerte Graphic Novel erschienen (siehe Alternativ-Tipp). Viele Beschenkte werden es gern lesen. Es gibt zwar auch Menschen, die das Buch am liebsten verbieten würden. Aber wenn sie es so jemandem schenken, haben Sie erst recht etwas Gutes getan.

Harper Lee: Wer die Nachtigall stört … 448 Seiten; 9,99 Euro.
+ Hintergrund
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So viel kostet ein falscher Friedrich …

Prüfe jeden Namen zweimal, auch wenn Du sicher bist, er ist richtig! So lernen es Journalisten. An dieses Motto hätten sich besser auch einige rheinland-pfälzische Verwaltungsbeamte gehalten. Der Bund der Steuerzahler hat sie für ihre teuren Fehler bundesweit an den Pranger gestellt.

Von Stefan Brunn

Jede siebte Korrektur der New York Times gilt einem falsch geschriebenen Namen. Ja, das Blatt korrigiert tatsächlich jeden falsch geschriebenen Namen. Einen Namen in der Zeitung zu korrigieren ist allerdings auch viel billiger, als wenn man zum Beispiel einen Wahlzettel neu drucken muss. Genau das ist zuletzt in Rheinland-Pfalz mehrmals geschehen, wie der Steuerzahlerbund jüngst meldete.

Bei Wahlzetteln sind falsche Kandidaten-Namen gefährlich: Jemand könnte ja die Wahl anfechten. Eine „Aexandra“ zum Beispiel oder ein „Freidrich“. Deshalb entschlossen sich die Landeshauptstadt Mainz und einige Landkreise zum Neudruck. Das aber ist nicht ganz billig: Insgesamt wurden mehr als eine halbe Million Stimmzettel für rund 80.000 Euro neu gedruckt, berichtet der Steuerzahlerbund in seinem aktuellen Schwarzbuch. „Für das Steuergeld, das in Form der fehlerhaften Stimmzettel im Reißwolf landete, hätten sogar zwei Lektoren in Vollzeit ein Jahr lang beschäftigt werden können“, rechnet der Steuerzahlerbund vor und mahnt eine größere Sorgfalt an.

80.000 Euro: Sparsam, wie er ist, würde der Steuerzahlerbund offenbar zwei recht günstige Lektoren einstellen – aber ob die dann auch die Fehler fänden?

Regelmäßig liefern wir in unserem Newsletter ZEILEN|HACKER einen „Murx des Monats“ aus. Oft geht es um lustige Rechtschreibfehler, manchmal um Stilblüten oder auch um besonders dämliche Texte. Der Stoff dafür geht uns nie aus! Und ja: Wir wissen, dass man Murks nicht mit X schreibt – das ist ja der Witz!

Die Firma, die in Handschrift übersetzt

Ja, das gibt’s wirklich: eine Firma, die im Kundenauftrag Texte von Hand abschreibt – und zwar in Schönschrift. „Manufaktur für handgeschriebene Kommunikation“ definiert Inhaber Thorsten Petzold seine „Schreibstatt“. Wir haben ihn dazu interviewt.

Herr Petzold, 90 Prozent Ihrer Kunden, die etwas in schöner Handschrift geschrieben haben möchten, sind Unternehmen, 10 Prozent Privatpersonen. Was möchten diese beide Parteien überwiegend in Schönschrift verfasst haben?
Bei den Unternehmen ist das dreigeteilt. Sie möchten entweder Paket-Beileger, Einladungen oder Akquise-Briefe haben. Mit Paket-Beilegern sind Karten gemeint, die Online-Shops mit einer Bestellung verschicken. Dort steht dann zum Beispiel drauf: „Vielen Dank für Ihre Bestellung“. Davon verfassen unsere 80 Mitarbeiter rund 30.000 Stück im Monat – auch in verschiedenen Sprachen, neben Deutsch in Englisch und Französisch. Manche Unternehmen möchten Einladungen personalisiert haben, zum Beispiel für Firmenevents. Der Text ist also schon fertig, wir tragen aber handschriftlich die Namen ein. Das können auch schon mal 5.000 Stück sein.

Wie sieht’s bei den Akquise-Briefen aus?
Normale Akquise-Briefe für Neukunden landen ja oft im Müll. Wenn Kunden aber einen handgeschriebenen Brief bekommen, kommt die Besonderheit des Handgeschriebenen zum Tragen. Es wird wertgeschätzt, dass jemand sich Zeit genommen hat. Und wenn man Kunden Wertschätzung entgegenbringt, kommt diese in der Regel zurück.

Was geben denn Privatpersonen bei Ihnen in Auftrag?
Hauptsächlich Liebesbriefe, Verzeih-mir-Briefe und Glückwunschkarten zum Muttertag oder auch Karten zum Valentinstag. Einmal kam ein 17-Jähriger zu uns. Er hatte in der Disco eine junge Frau kennengelernt, wollte ihr seine Daten übergeben und ihr sagen, wie toll er sie findet.

Nutzen viele Jüngere Ihren Service?
Man denkt es nicht, aber es kommen viele Jüngere zu uns, gerade in ihren Zwanzigern. Viele können nämlich nicht mehr schön schreiben, weil sie das nur noch an der Computertastatur oder auf ihrem Handy machen, also E-Mails verfassen oder per WhatsApp kommunizieren. Das Schreiben mit der Hand haben sie also quasi verlernt. Trotzdem schätzen sie eine schöne Handschrift noch sehr. Wir haben aber auch ältere Kunden, die können zwar in der Regel noch ordentlich schreiben, möchten aber was Besonderes. Junge und alte Kunden halten sich ungefähr die Waage.

Wie stellen Sie sicher, dass dem Empfänger nicht auffällt, dass der Absender den Brief gar nicht selbst verfasst hat?
Auf unserer Internetseite haben wir „Das kleine Buch schöner Handschriften“ bereitgestellt. Das kann man online durchblättern und sich aussuchen, in welche Richtung die Handschrift gehen soll. Wenn ein Mann etwas geschrieben haben möchte, empfehlen wir eher eine sachlichere Schrift; die Ober- und Unterlängen der Buchstaben sind dann nicht so lang, das heißt, die Buchstaben sind nicht so ausgeprägt wie bei einer Frauenhandschrift. Wenn Sie aber jemandem schreiben, den Sie gut kennen, wird derjenige natürlich trotzdem wissen, dass es nicht Ihre Handschrift ist. Oder nehmen wir das Beispiel des jungen Mannes, der den Kennenlern-Brief geschrieben hat: Spätestens, wenn er diejenige besser kennenlernt, wird sie erfahren, dass es nicht seine eigentliche Handschrift war.

Was kostet mich denn so ein Brief in Schönschrift?
Ein Brief mit 100 Wörtern kostet für Privatpersonen 16,99 Euro, inklusive des Papiers und eines schönen Kuverts. Unternehmen zahlen für einen Brief mit 100 Wörtern 5,95 Euro. Da geht es dann aber natürlich auch um die Masse. Außerdem stellen die Unternehmen das Papier selbst.

Wie lange braucht ein Schönschreiber für einen Brief?
Zwanzig Minuten für 100 Wörter. Meine Mitarbeiter, 78 Frauen und 2 Männer, arbeiten circa zwei Stunden am Tag und können sich die Zeit frei einteilen.

Sie beschäftigen Schönschreiber und Kalligraphen. Wo liegt da der Unterschied?
Schönschreiber arbeiten in der Regel mit Füllern und benutzen die eigene Handschrift. Kalligraphen dagegen arbeiten mit Schreibfedern oder Pinseln und benutzen in der Regel feste Schriften wie zum Beispiel die „Copperfield“ oder die „Gothic Faktura“. Und Kalligraphen beherrschen die Schriften, die sie eingeübt haben. In der Regel zeichnen Kalligraphen – oben an den Buchstaben finden sich dann eher dünne Strichstärken und unten dicke. Außerdem brauchen Kalligraphen in der Regel das Fünffache an Zeit wie die Schönschreiber. Unsere Kunden möchten übrigens eher Schönschrift als Kalligraphie, aber auch Kalligraphie-Anfragen haben wir regelmäßig. Deswegen suchen wir auch immer wieder Schönschreiber und Kalligraphen. Die Schönschreiber müssen allerdings aus Berlin kommen, da es oft schnell gehen muss und die Briefe nicht erst noch lange verschickt werden können. Kalligraphen suchen wir aber aus ganz Deutschland.

Wie bewirbt man sich bei Ihnen?
Jobs sind auf unserer Internetseite www.schreibstatt.de aufgeführt. Dort finden die Bewerber ein Gedicht von Hermann Hesse, das sie abschreiben und an uns schicken müssen. Anhand dessen gucke ich, ob es passen könnte, ob beispielsweise die Feder locker fließt.

Korrigieren Ihre Schönschreiber eigentlich auch Fehler?
Bei uns gilt bei jedem Brief das Vier-Augen-Prinzip: Einer schreibt, einer redigiert und schaut, ob optisch alles stimmt und alles korrekt ist. Es geht darum, eigene Fehler zu vermeiden – oft finden wir aber auch welche in den Unternehmensdatenbanken, wenn zum Beispiel eine Frau versehentlich mit „Herr“ aufgeführt wurde. Sowas korrigieren wir natürlich auch. Bei Privatleuten sind es aber eher die Rechtschreibfehler …

Mehr Infos: www.schreibstatt.de.

Pronomen: Wann heißt es was und wann heißt es das?

Welche der folgenden Formulierungen ist richtig? „Es gibt vieles, was ich gerne mag.“ Oder: „Es gibt vieles, das ich gerne mag.“ Ist der Unterschied nur eine Frage des Sprachgefühls oder ist es sogar egal, ob man „was“ oder „das“ benutzt? Nein: Für diese Pronomen gibt es glasklare Regeln!

Von Hannah Molderings

Das wird gebraucht, wenn das Bezugswort ein Substantiv im Neutrum ist.

Beispiele:
Das ist ein Gericht, das ich gerne mag.
Ich komme mit dem Auto, das ich mir heute gekauft habe.

Was verwendet man, wenn das Bezugswort ein substantiviertes Adjektiv (Partizip) ist, das etwas Allgemeines, Unbestimmtes oder Abstraktes bezeichnet.

Beispiele:

Es gibt vieles, was ich gerne mag.
Das ist das Einzige, was noch zu tun ist.

Auch wenn das Bezugswort ein Indefinitpronomen, Zahlwort oder ein substantivierter Superlativ ist, nutzt man was.

Beispiele:

Du bist das Beste, was mir je passiert ist.
Das ist das Erste, was ich von ihm höre.

E-Mails: Heute ist NICHT der beste Tag!

Wann erreichen E-Mails ihre Empfänger am besten? Zu dieser Frage gibt es eine große neue Studie. Den Ergebnissen dieser Studie zufolge schicken wir Ihnen unseren ZEILEN|HACKER weder am richtigen Tag noch im richtigen Moment – weil wir das sogenannte „Perfect Timing“ noch nicht aktiviert haben …

Von Stefan Brunn

Mehrere Milliarden E-Mails aus 126 Ländern hat der weltweit operierende Marketing-Dienstleister Getresponse.com für die Frage nach dem optimalen Versandzeitpunkt ausgewertet. Was kam bei der Studie heraus?

Der richtige Tag
Montag und Dienstag erwiesen sich als die erfolgversprechendsten Tage. Aber: Die Unterschiede zu Mittwoch, Donnerstag und Freitag sind gering. Der Freitag lag bei einer früheren Studie sogar einmal auf dem ersten Platz. Die Hauptsache ist, E-Mails nicht am Wochenende zu schicken. Oft werden sie dann erst am Montag gelesen – und dann liegen sie alt und versteckt inmitten vieler frischerer Nachrichten.

Der richtige Moment
Zwei Zeitfenster scheinen am meisten Erfolg zu versprechen: vormittags ab 10 Uhr und nachmittags ab 14 Uhr. Das gilt aber nur für das Öffnen der Mails. Erstaunlicherweise klicken die Leute die Links oft erst später an, nämlich signifikant häufiger nach 17 Uhr. Das liegt vermutlich daran, dass sie manche Dinge aus der Kernarbeitszeit heraushalten – sie tun es lieber erst nach 17 Uhr. Wer also wie wir seine E-Mails an einem Donnerstag gegen 16 Uhr schickt, macht einerseits nichts ganz ideal, aber andererseits auch vieles richtig. ☺

Auto-Timing
Anbieter wie Getresponse werben übrigens damit, jeden einzelnen Empfänger auf Grundlage seines bisherigen Öffnungsverhaltens automatisch zum idealen Zeitpunkt zu beliefern. Monika Mustermann wird also am Mittwoch um 15 Uhr beliefert, weil sie die letzten E-Mails zu diesem Zeitpunkt verarbeitet hat. „Perfect Timing“ nennt sich dieser Service, der für naive Gemüter fast ein bisschen gespenstisch daherkommt. Andererseits ist das „Perfect Timing“ ja für beide Seiten eine sinnvolle Anwendung von Künstlicher Intelligenz und Big Data. Getresponse sieht darin sogar einen „Game-Changer“: Die Öffnungsraten könne man damit um 23, die Klickraten um immerhin 20 Prozent steigern.

Vielleicht erhalten Sie irgendwann auch unseren ZEILEN|HACKER nicht mehr zur gleichen Zeit wie alle anderen Empfänger, sondern zu dem Zeitpunkt, der am besten in Ihren Tag passt.

Raus mit Euch! Diese Wörter gebraucht keiner mehr.

Der Duden hat den Anspruch, die Gegenwartssprache abzubilden. Deshalb werden immer wieder Wörter aus dem Duden gestrichen, die niemand mehr benutzt. Wissen Sie noch, was diese veralteten Wörter bedeuten?

Von Hannah Molderings

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Doppelte Verneinungen im Satzbau sind nicht gerade unkompliziert!

Doppelte Verneinungen, kombiniert mit Passiv, Konjunktiv und abstrakten Vokabeln – um den Sinn derartiger Sätze zu entschlüsseln, braucht’s ganz schön Grips. Testen Sie sich selbst: Was will uns der Autor wohl damit sagen …?

Von Hannah Molderings

Natürlich ist es in der Sprache nicht wie in der Mathematik: Eine Negation kehrt einen Begriff nicht in sein Gegenteil um. „Falsche Bescheidenheit“ bedeutet, wenn wir eine Negation hinzufügen, weder „richtige Bescheidenheit“ noch Unbescheidenheit. Das aber macht Negationen nicht besser, sondern schlechter: Die Auflösung fällt dem Publikum noch schwerer. Aber probieren Sie in unserem 7-Beispiele-Quiz doch einmal aus, wie leicht Ihnen das sprachliche Auskürzen fällt. Mit den Botschaften, die dabei herauskommen, haben wir vom ZEILEN|HACKER übrigens nix am Hut!

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Wer knappert an meinem Häuschen?

Grundschule, dritte Klasse: Da ist es normal, dass Rechtschreibfehler vorkommen. Wenn aber das Aufgabenblatt selbst schon mit Fehlern gespickt ist, überrascht es die Eltern doch. Wir zeigen ein haarsträubendes Beispiel …

Zuerst fiel Papa das fehlende Komma nach dem fünften Wort in der ersten Zeile auf. Dann das fehlende s im „dass“ dahinter. Und auch in der vorletzten Zeile fanden die Eltern noch einen Klops: Aus „und“ war „uns“ geworden. Die Schülerin selbst hatte inzwischen den Verdacht, dass das Finden von Fehlern mit zur Aufgabe gehörte. Der übelste Klops fand sich aber erst noch unter Punkt 3: „Knusper, knusper, knäuschen, wer knappert an meinem Häuschen?“

Dass die Schulaufgaben in Nordrhein-Westfalen inzwischen aus Kostengründen in Pakistan bestellt werden (Übersetzungen aus dem Chinesischen), ist natürlich nicht wahr. Wahr ist aber ganz offenbar, dass sie von Leuten angefertigt werden, die selbst noch mal ein Rechtschreib-Seminar besuchen sollten …

Der Rechtschreibrat – ein unbekanntes Wesen!

Wer macht unsere Rechtschreib-Regeln? Es ist schon seit langem nicht mehr der Duden, sondern der Rechtschreibrat, den kaum einer kennt. Aber was macht der eigentlich? Wir haben es in sieben Punkten für Sie zusammengefasst.

Von Stefan Brunn

1. Was ist der Rat für deutsche Rechtschreibung?
Der Rat für deutsche Rechtschreibung (auch Rechtschreibrat) ist ein zwischenstaatliches Gremium, das unter anderem die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum bewahren soll. Außerdem ist der Rechtschreibrat für die Klärung von Zweifelsfällen der deutschen Rechtschreibung zuständig. Er hat das letzte Wort in Rechtschreibfragen, zu denen er auch Regelwerke veröffentlicht. Verlage wie der Duden interpretieren diese Regeln dann und publizieren ihre Auslegungen.

2. Wann wurde der Rechtschreibrat gegründet?
Der Rechtschreibrat wurde 2004 gegründet. Er ist der Nachfolger der „Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung“. Diese war von 1997 bis 2004 mit der Umsetzung der Rechtschreibreform beauftragt.

3. Seit wann hat der Duden in Rechtschreibfragen nichts mehr zu sagen?
Der Duden war bis 1996 maßgebend für die amtliche Schreibung in Deutschland. Daher resultiert noch die weitverbreitete (aber falsche) Annahme, dass der Duden auch heute noch das letzte Wort in Sachen Rechtschreibung habe.

4. Wer sitzt im Rat für deutsche Rechtschreibung?
41 Mitglieder aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Liechtenstein, Südtirol und Belgien. Dabei handelt es sich um Wissenschaftler und Funktionäre. Aus Deutschland sitzen 18 Mitglieder im Rat. Die Funktionäre gehören zum Beispiel dem Deutschen Journalisten-Verband an, dem Börsenverein des deutschen Buchhandels, dem Bundesverband deutscher Zeitungsverleger oder der Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen. Wer genau alles im Rat für deutsche Rechtschreibung sitzt, kann man auch auf einer Liste einsehen.

5. Wie beobachtet der Rechtschreibrat aktuelle Entwicklungen der Rechtschreibung?
Die Basis sind elektronische Textsammlungen, die neben Texten aus Zeitungen und Zeitschriften auch Texte informellen Schreibens wie zum Beispiel Forenbeiträge enthalten. Außerdem führt der Rat Fallstudien durch. Die Ergebnisse hält er in periodisch erscheinenden Berichten alle fünf Jahre fest.

6. Welche Änderungen unserer Rechtschreib-Regeln wurden in der letzten Zeit vom Rechtschreibrat vorgenommen?
Der Rechtschreibrat hat zum Beispiel die Großschreibung von Adjektiven geändert. Er lässt jetzt mehr Freiheiten (wie in vielen anderen Fällen auch). Adjektive bei Funktionsbezeichnungen zum Beispiel können jetzt groß oder klein geschrieben werden: „erste Vorsitzende“ oder „Erste Vorsitzende“, „technischer Direktor“ oder „Technischer Direktor“, „goldene Hochzeit“ oder „Goldene Hochzeit“. Ein anderes Beispiel mit hoher öffentlicher Aufmerksamkeit war das großgeschriebene „ẞ“, das der Rechtschreibrat 2017 erlaubte.

7. Was sagt der „Rat für deutsche Rechtschreibung“ zum Gendern?
Im letzten Jahr ist der Rat in der Frage des Gender-Sternchens kurzfristig in vielen Medien aufgetaucht, weil er sich dazu beriet. Allerdings mochte er sich zum gendergerechten Schreiben letztlich dann doch nicht festlegen. Er wolle die Entwicklung „nicht durch vorzeitige Empfehlungen und Festlegungen beeinflussen“, ließ er öffentlich verlauten.

Weitere Infos: www.rechtschreibrat.com