Schlagwort: Kompositum

Edeka ist auf dem Holz Weg

Vielleicht stoßen Sie bei Ihrem nächsten Einkauf darauf: Edeka hat sich lustige Namen für die Kundengänge ausgedacht, zum Beispiel Konserven Gasse oder Hygiene Weg. Wir zeigen die Straßen in einer kleinen Bilderschau.

Von Andrea Rayers

Lust auf einen kleinen Rundgang? Dann kommen Sie mit und klicken Sie sich durch unsere Bilderschau! Aber ziehen Sie sich warm an: Liebhabern korrekter Orthografie könnte hier der eine oder andere Schauer über den Rücken laufen …

1. Hygiene Weg

Erster Halt: der Hygiene Weg. Das Deppenleerzeichen zwischen den beiden Nomen ist leider ein hässlicher Fleck auf der Rechtschreib Weste.

2. Back Straße + Konserven Gasse

Okay, okay, wir haben das Prinzip verstanden: Hier gibt’s das Deppenleerzeichen gratis zum Einkauf dazu.

3. Waschmittelweg

Gönnen wir uns doch hier eine kurze Verschnaufpause: Grund- und Bestimmungswort sind korrekterweise zusammengeschrieben. Na also!

4. Tee-Straße

Ja, wie jetzt? Ein Bindestrich zwischen den beiden Bestandteilen ist natürlich auch richtig – aber zählt denn das Gebot der Einheitlichkeit gar nicht mehr?

5. Mayo-Ketchup-Senf-Weg

Herzlich willkommen auf der Königsallee der Straßennamen: ein vierteiliges Kompositum, das korrekt durch Bindestriche verbunden ist – das nennen wir große Klasse! Am Ende unseres Rundgangs scheint das Prinzip wirklich verstanden worden zu sein …

6. Essig-Öl Gasse

Nun ja, es wäre auch zu schön gewesen.

previous arrowprevious arrow
next arrownext arrow
Shadow

Wer ist eigentlich dieser Herr Koch-Institut?

Bei Eigennamen richtet man sich nicht nach Rechtschreib-Regeln! Das wissen die meisten Journalisten und übernehmen zum Beispiel das R K-I-Deppenleerzeichen in ihre Berichte. Manchmal geht’s aber auch ganz schön durcheinander …

Wortzusammensetzungen schreibt man im Deutschen entweder zusammen oder mit Bindestrich: Garagentor oder Garagen-Tor. Das ist semantisch wichtig, denn es gibt einen Zusammenhang: Die Wörter hängen logisch zusammen, indem das hintere Grundwort vom vorderen Bestimmungswort näher bestimmt wird.

Viele Unkundige machen das falsch, was oft Anlass zu Spott bietet: „24 Monate ohne Grund Gebühr“ oder „Trink Wasser für Hunde“ sind beliebte Beispiele, um gegen das sogenannte Deppenleerzeichen anzukämpfen. Weitere Beispiele unter www.deppenleerzeichen.info.

Sogar Ämter halten sich nicht immer an die amtlichen Rechtschreibvorgaben, meist wohl aus Unwissenheit:
Schild aus Wuppertal, das von Halle über 400 Kilometer entfernt ist … Gemeint ist: Uni-Halle.

Aber was ist mit den Journalisten großer Nachrichtenanstalten, bei denen Rechtschreibung zum Beruf gehört? Selbst die Tagesschau schreibt kontinuierlich Robert Koch-Institut, obwohl es sich ja nicht um ein Koch-Institut mit dem Vornamen Robert handelt!

Nun, die Tagesschau fügt sich den amtlichen Regeln. Diese Regeln des Rats für deutsche Rechtschreibung lauten so:

„Die Schreibung mit Bindestrich bei Eigennamen entspricht nicht immer den folgenden Regeln, so dass nur allgemeine Hinweise gegeben werden können. Zusammensetzungen aus Eigennamen und Substantiv zur Benennung von Schulen, Universitäten, Betrieben, Firmen und ähnlichen Institutionen werden so geschrieben, wie sie amtlich festgelegt sind.“

Amtlich festgelegt wiederum sind beim Robert-Koch-Institut zwei Schreibweisen, einmal eben „Robert Koch-Institut“ als Wortmarke und sogar „Robert Koch Institut“ als Bildmarke. Insofern handelt die Tagesschau amtlich korrekt und auch konsequent. Sie schreibt ja zum Beispiel auch „Mercedes-Benz Museum“. Das machen auch Spiegel und Zeit so.

Ganz konsequent sind die deutschen Redaktionen aber auch wieder nicht, wie dieses Zusammenspiel von Süddeutscher Zeitung und Deutscher Presse-Agentur zeigt:


Oben pfui, unten hui: Es kennen eben auch nicht alle Journalisten die Eigennamen-Ausnahme von der Regel. Andere halten sich einfach nicht dran, vielleicht weil das Leerzeichen sie stört. Das hat durchaus Tradition. Schon das große Journalisten-Vorbild Kurt Tucholsky (1890–1935) hatte sich über das Deppenleerzeichen lustig gemacht: „Welch ein Bock Mist.“