Schlagwort: Anglizismen

Gepuscht, gelikt, gefakt: Anglizismen richtig schreiben

Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat die Regeln zur korrekten Schreibung von Anglizismen erneut verändert. Wer es sich einfach machen will, passt sie knallhart an die deutsche Grammatik an – obwohl das manchmal fremd aussieht und die Aussprache konterkariert. Wir zeigen Beispiele und nennen die Regeln dazu.

Von Stefan Brunn

Wenn man Anglizismen verwendet, muss man wissen, wie man sie richtig in die deutsche Sprache überträgt. Das ist manchmal gar nicht so einfach.

Erster Bereich: Substantive, dazu drei Regeln:
•   Substantive werden (anders als im Englischen) immer groß geschrieben: Download
•   Bei Wörtern, die auf y enden, wird der Plural mit -ys gebildet, nicht mit -ies: Babys
•   Endet das Wort auf -er, dann gibt es keine Plural-Endung: Newsletter

Zweiter Bereich: zusammengesetzte Anglizismen. Hier gilt: zusammenschreiben! Entweder in einem Wort oder gekoppelt durch Bindestrich.
•   bei zwei Substantiven: Fulltimejob oder Fulltime-Job
•   bei Adjektiv und Partizip: hardwareabhängig oder Hardware-abhängig
•   bei Prädikat und Partikel: Knowhow oder Know-how

Dritter Bereich: die Schreibweise von Eigennamen und Fachbegriffen. Eigennamen, etwa Tower Bridge, werden nicht verändert! Das gilt aber wirklich nur für Eigennamen, damit sind nicht Fachwörter wie Collapse-Zone oder dergleichen gemeint. Will man diese unbedingt in der ursprünglichen Schreibweise belassen, verwendet man Anführungszeichen wie hier: „collapse zone“.

Vierter und letzter Bereich: die Schreibweise der Flexionsendungen von Fremdwörtern aus dem Englischen. Paragraf 21 des amtlichen Regelwerks sagt, dass Flexionsendungen in der Regel an die deutsche Laut-Buchstaben-Zuordnung angepasst werden.
Beispiele:
•   gepuscht
•   gelikt
•   gefakt
•   gejobbt
•   getimt

Weil das aber bisweilen ziemlich doof aussieht und überhaupt nicht zur Aussprache passt, lässt der Rat in manchen Fällen auch die der Herkunftssprache entsprechende Flexionsendung zu. Das aber gilt erstens nur bei Verben, deren Infinitive im Englischen auf ein stummes e enden. Formulierungen wie geliked oder gefaked wären also auch erlaubt.

Allerdings hört diese Freiheit dort ohnehin wieder auf, wo die Partizipien flektiert oder gesteigert werden. Dann ist wiederum ausschließlich die deutsche Endung zulässig:
•   gefakte Nachricht
•   relaxter als erlaubt

Kurzum: Wer englische Verben in einem deutschen Satz verwendet, passt sie knallhart an unsere Grammatik an, also faken, gefakt, fakende, gefakter. Man ist damit immer auf der korrekten Seite.


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