Warum Prozente oft gar keine Prozente sind …

Wenn Leute Zahlen vergleichen, machen Sie einen Fehler immer wieder: Sie verwechseln Prozente und Prozentpunkte. Dabei ist der Unterschied riesig.

Die Grundregel lautet: Absolute Änderungen von Prozentsätzen gibt man in Prozentpunkten an, relative Änderungen in Prozenten. Wie groß der Unterschied ist, macht unser erstes (rein fiktives) Beispiel deutlich:

2021 wurden 20 Prozent aller Wildschweine abgeschossen, 2018 waren es nur 2 Prozent. 2021 wurden also 18 Prozentpunkte mehr Wild abgeschossen als noch 2018. Das bedeutet aber nicht, dass 18 Prozent mehr Wild geschossen wurde als noch 2018. Tatsächlich ist diese Steigerung viel, viel höher. Es wurden nämlich 900 Prozent mehr Wildschweine abgeschossen als noch vor vier Jahren.

Wie sind wir auf die Steigerung von 900 Prozent (statt fälschlich 18 Prozent) gekommen?
Um wie viele Prozentpunkte hat sich der Abschuss von Wildschweinen gegenüber 2018 geändert? Um das zu ermitteln, rechnet man: 20 – 2 = 18. Die 18 geben die Prozentpunkte an. Dann dividiert man die Differenz der Prozentpunkte durch den niedrigeren Prozentwert (18 : 2 = 9). Das Ergebnis nimmt man mal 100, um auf den neuen Prozentwert zu kommen (9 x 100 = 900). Ergebnis: Der Wildabschuss hat sich also von 2018 auf 2021 um 900 Prozent gesteigert. Natürlich rein fiktiv, wir haben nicht die geringste Ahnung von Jagd und Wildschweinen.

Von Politik haben wir schon etwas mehr Ahnung, und hier wird der Prozent-Prozentpunkte-Fehler unglaublich oft gemacht. Also auch hierzu noch ein Beispiel:

2021 hat die XY-Partei 12 Prozent erreicht, 2017 waren es 10 Prozent. 2021 hat die XY-Partei also 2 Prozentpunkte mehr erreicht als 2017. Die XY-Partei hat aber 20 Prozent mehr Stimmen bekommen als bei der letzten Wahl und nicht 2 Prozent mehr!

Wenn das mal keine Steilvorlage für politische Statements nach Wahlen ist: Eine Steigerung um 20 Prozent lässt sich doch viel besser verkaufen als eine um 2 Prozentpunkte und ist auch noch deutlich richtiger als eine um 2 Prozent ☺.