Wenn Journalisten früher miteinander geredet haben, tauchten viele Begriffe auf, die heute politisch höchst inkorrekt wären. „Hurenkinder“, „Negern“ oder „Abschießen“ sind nur drei Beispiele. Wir haben ein kleines Glossarium inkorrekten Journalistenjargons begonnen.
Sind sich Journalisten eigentlich bewusster als andere über ihren Sprachgebrauch? Vor allem der Setzerjargon, der aus den Siebzigern und Achtzigern überlebt hat, lässt daran zweifeln. Wir haben eine alte Auflage des Klassikers „Deutsch für Profis“ von Wolf Schneider herausgekramt und im „Journalistikon“ nachgeschlagen, einem Internet-Wörterbuch der Journalistik. Bitte ergänzen Sie unser Glossarium durch Vorschläge im Kommentarfeld!
Abschießen
Menschen ohne deren Erlaubnis fotografieren.
Einen Türken bauen
Durch gestellte Szenen oder raffinierte Schnitte den Betrachter beeindrucken.
Durchschuss
Abstand zwischen zwei Zeilen.
Flachmann
Ein flacher, mehrspaltiger Artikel, meist in einem Kasten.
Galgen
Große Anzeige am oberen linken oder rechten Seitenrand, die wenig Platz für die Redaktion lässt.
Grabsteine
Mehrere Meldungen gleicher Länge genau nebeneinander.
Hängen
Eine Redaktion hängt ausgedruckte Seiten an eine Wand, damit sich die Redakteure ein zusammenhängendes Bild der Ausgabe machen können.
Hurenkind
Unschönes Satzbild: Die letzte Zeile eines Absatzes läuft nicht in der gleichen Spalte aus, sondern in der ersten Zeile der nächsten Spalte.
Jungfrau
Wenn Journalisten beim Setzen einer Seite oder eines Artikels keinen einzigen Fehler gemacht haben, haben sie eine „Jungfrau“ gebaut.
Leiche
Wenn im Zeitungsartikel Wörter oder gleich ganze Sätze fehlen, spricht man von einer Leiche.
Beispiel aus einer Lokalzeitung:
Hier sollte natürlich nicht ‚S‘ sondern wahrscheinlich eher ‚Sitzung‘ stehen.
Negern
Wenn einer zum anderen sagt: „Diese geile Rede habe ich dem Bürgermeister genegert!“, heißt das: Er hat dem Bürgermeister die Rede geschrieben.