Ganz großes Kino! Aber viele Flecken auf den Sitzen …

Was hält man von einem Bestseller, den der „New Yorker“ überschwänglich lobt, den viele großartig oder gar brillant finden, dessen Übersetzung aber vor Rechtschreibfehlern strotzt? Herausgeber ist ausgerechnet die Organisation „Correctiv“.

Von Stefan Brunn

Das Buch ist toll. Brooke Gladstone und Josh Neufeld haben eine großartige Arbeit geleistet mit ihrem 200-Seiten-Comic „Der Beeinflussungsapparat – wie Massenmedien funktionieren, wie sie unsere Gesellschaft manipulieren und wie wir dazu beitragen“. Nicht umsonst stand das Buch auf der Bestsellerliste der New York Times und wurde von vielen renommierten Medien empfohlen. Deren Loblieder kann man sowohl auf der Rückseite als auch auf der ersten Seite der deutschen Ausgabe nachlesen. Aber da fängt das Problem schon an. „Oft brilliant und immer einen frischen Gedanken provozierend“ heißt es dort, aber im Deutschen schreibt man „brillant“ eben ohne zweites i. Leider geht es so weiter:

• Inzestös statt inzestuös
• Lizensieren statt lizenzieren
• Hochgekrämpelt statt hochgekrempelt
• Vorrüberwallen statt vorüberwallen
• Weisses Haus statt Weißes Haus
• Lies statt ließ

In der deutschen Übersetzung, erledigt von David Schraven, wimmelt es vor solchen und anderen Rechtschreibfehlern. Flüchtigkeitsfehler findet man am laufenden Band (Furchsam statt furchtsam; Obejktivität statt Objektivität; Spähre statt Sphäre). Entscheidende Wörter wie „Journalismus“ oder „Beeinflussungsapparat“ werden gleich mehrfach falsch geschrieben, Namen werden entstellt („Grobatschow“), Kommaregeln ignoriert, Bindestriche falsch und unsystematisch gesetzt. Dazu kommen falsche Groß- und Kleinschreibung sowie Deppenleerzeichen und Deppenapostrophe.

Natürlich: Die Fehler schaden dem Buch inhaltlich nicht. Es bleibt ein tolles Buch, das auch wir jedem herzlich empfehlen können, der sich für Mediengeschichte und -zukunft interessiert. Aber dass ausgerechnet eine Organisation namens „Correctiv“ so nachlässig bei der Übersetzung arbeitet, ist schade. Denn „Correctiv“ hat schon so manche großartige journalistische Leistung vollbracht. Und auch dieses Buch herauszubringen ist super: Diese Mischung aus Inhalt (kritisches Sachbuch) und Form (ästhetischer Comic) gibt’s allzu selten in Deutschland.

Brooke Gladstone, die Autorin, spricht ganz zu Beginn des Buches davon, wie wichtig ihr sorgfältiges Arbeiten ist – bezogen darauf, keinen zitierten Satz aus dem Zusammenhang zu reißen. Diese Sorgfalt hätte auch die Übersetzung verdient. Aber lassen wir sie abschließend selbst mit einem Panel von Seite 52 urteilen (siehe Bild).