Welche Schriftart liest sich am besten? Die Arial ist es nicht!

Über die Leserlichkeit von Schriften haben sich jahrzehntelang populäre Vorurteile gehalten, die zuletzt widerlegt wurden. Nach und nach ergeben sich fundiertere Ergebnisse. Zwei sehr wichtige stellen wir Ihnen vor.

Von Stefan Brunn

1. Was ist der wichtigste Faktor für leichtes Lesen?
Es ist NICHT die Schriftart! Viel wichtiger sind drei andere Faktoren:

• Schriftgröße
• Zeilenabstand
• Zeilenlänge

Martin Liebig, Professor für Journalismus und Mediengestaltung an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen, hat diese drei Faktoren in einer Studie mit mehr als 3.000 Probanden als dominant erkannt. Die Studie (PDF) hat die 12 wichtigsten Systemschriften (von Arial und Calibri über Georgia und Times bis zur Verdana) miteinander verglichen und herausgefunden: Es gibt keinen nennenswerten Unterschied, wenn man vergleicht, welche Schriftart schneller gelesen wird. Stattdessen kommt es eben auf Größe, Zeilenabstand und Zeilenlänge an. Im Zweifel wählt man für einen Lesetext auf A4 mindestens eine 12-Punkt-Schrift, einen Zeilenabstand von 1,5 und macht die Zeilen zwischen 40 und 50 Zeichen lang. Und bei der Schriftart entscheidet man weitgehend nach Geschmack.

2. Und es gibt doch Schriften, die leserlicher sind als andere!
Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) hat eine großartige Website für Fragen der Leserlichkeit geschaffen: www.leserlich.info. Wer auf dieser zugleich informativen wie übersichtlichen Seite die Rubrik „Schriftart“ auswählt, findet dort konkrete Empfehlungen: Unter den kostenlos verfügbaren Schriften empfiehlt der DBSV die Lucida, die Calibri und die Verdana.

Außerdem tritt der Verband dafür ein, im Zweifel Groteskschriften zu wählen, die nach dem „dynamischen Formprinzip“ aufgebaut sind. Begründung: Diese Schriften wiesen „besser unterscheidbare und offenere Buchstabenformen bei gleichzeitig geringerem Strichstärkenkontrast auf“. Man sieht den Unterschied sehr gut bei unserem Testwort „Illu“, denn das große I und das kleine l unterscheiden sich, was sie bei anderen Schriftarten wie etwa der Arial nicht tun.

Was also tut man, wenn man Texte wirklich lesbar gestalten will?
• Man wählt eine dynamische Groteskschrift aus – etwa die kostenpflichtige „Meta“ oder die kostenlose „Fira“ aus den Google Fonts.
• Man setzt die Schrift in mindestens 12 Punkt und den Zeilenabstand auf mindestens 18 Punkt.
• Man macht die Zeilen nicht länger als 50 Zeichen.
• Man formatiert den Text im linksbündigen Flattersatz und schaltet die Silbentrennung am Zeilenende aus. Das nämlich ist auch ein kleiner Lesevorteil – was allerdings noch nicht wirklich wissenschaftlich bewiesen ist …