Schlagwort: Emotionslos

Wir lassen unseren Pitbull von der Leine!

Vorsicht, bissiger Hund: Wir haben einen KI-Pitbull darauf dressiert, Texte aggressiv zu kritisieren. Er riecht jede Schwäche drei Meilen gegen den Wind und beißt gnadenlos zu. Ausprobieren auf eigene Gefahr!

Von Stefan Brunn

Künstliche Intelligenz hat keine Gefühle. Man kann das als Nachteil sehen, aber es hat auch Vorteile: Zum Beispiel liefert sie gnadenloses Feedback, wenn man sie darum bittet. Sie erspürt nicht die Empfindlichkeiten des Gegenübers und sie muss auch keinen Liebesentzug fürchten – das macht sie zu einer außergewöhnlich erbarmungslosen Gegenleserin.

Wir haben diesen Vorteil erkannt und eine besonders gnadenlose Version erschaffen: unseren „Harten Hund“. Gibt man ihm einen Text, prüft er diesen auf Schwächen und formuliert dann eine drastische Bewertung.


Unser Harter Hund kennt kein Pardon: Selbst bei preisgekrönten Reportagen verbeißt er sich in die (wenigen) Schwächen des Textes. Ein Beispiel: Wir haben ihm ein Streiflicht aus der Süddeutschen Zeitung gegeben, die Glosse auf Seite 1, mit der sich die Zeitung immer besondere Mühe gibt. Hier ein Ausschnitt aus seinem Verriss:

Stilistische Kalauer-Überdosis
Dein Text platzt vor eingestaubten Metaphern: „Freakshow“, „verlorenes Paradies“, „Hofpoeten und Eunuchen“, „Schleimspur“, „Schnecke“ – alles schon tausendmal dagewesen. Statt geistreich zu schmunzeln, wird der Leser hier eingelullt von Abziehbildern, die mehr an ein halbgares Rollenspiel-Szenario erinnern als an originelle Glossen.

Wir haben unseren harten Hund darauf dressiert, ohne Maulkorb zu agieren. Es kann also vorkommen, dass er bösartigste Dinge sagt, manchmal zwar mit trockenem Humor oder Ironie, aber häufiger mit bösem Spott oder Sarkasmus. Er ist halt kein lieber Hund. Manchmal rutschen ihm sogar so fiese Sprüche heraus, dass wir sie hier lieber nicht zitieren.

Warum lässt man so einen überhaupt von der Leine? Erstens: Weil es Spaß macht (jedenfalls bei fremden Texten 😉) und weil es so ganz anders ist als das übliche abwaschbare Feedback. Zweitens: Weil oft was dran ist an der Kritik, auch wenn sie überspitzt formuliert ist. Damit ist er jedenfalls ein besserer Kritiker als viele, die das Gegenlesen nur als lästig empfinden und eher ein Korrektorat draus machen. Und drittens, ehrlich gesagt, weil wir es noch nicht geschafft haben, einen wirklich ausgereiften Gegenleser zu programmieren. Wir arbeiten aber daran.

Mal sehen, ob wir den Harten Hund wieder an die Leine nehmen, wenn wir einen richtig gut austarierten Gegenleser hinbekommen haben. Bis dahin raten wir allen Sensibelchen, ihm mit eigenen Texten aus dem Weg zu gehen. Wer ihn einfach mal ausprobieren will:

IMKIS.de/tools

Technische Voraussetzung: Man muss bei ChatGPT angemeldet sein, ein kostenloser Basis-Account reicht aber.


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