Die EU schreibt vor, was gefettet wird

Warum sind auf Lebensmittel-Verpackungen eigentlich manche Inhalte in der Zutatenliste fettgedruckt und andere nicht? Eine Legende dazu findet sich ja selten. Wir erklären die Logik und drehen sie spaßeshalber mal um!

Von Stefan Brunn

Man nehme eine beliebige Schokolade und sehe sich die Zutaten-Liste an: Manche Inhalte sind fettgedruckt, andere mager. Hier zum Beispiel bei der Doppelmilch-Tafel von Lindt:

Wenn man nur die fettgedruckten Inhalte betrachtet, sieht man lauter natürliche Zutaten: Milch, Butter, Soja, Gerste, Schalenfrüchte. Darf Lindt das, nur die positiven Inhalte hervorheben? Ist das nicht Irreführung des Verbrauchers?

Wie es andersherum aussehen würde, haben wir einmal simuliert:

Jetzt wird’s auf einmal ziemlich ungesund: Zucker, Kakaobutter, Reinfett, Kakaomasse, Zucker, Magerpulver, Emulgator, Lecithin, Malzextrakt, Aromen.

Tatsächlich steckt aber keine tendenziöse Fettungs-Strategie von Lindt dahinter, sondern eine Vorschrift der Lebensmittelinformationsverordnung. Die häufigsten Auslöser von Allergien und Unverträglichkeiten sind in der EU nämlich kennzeichnungspflichtig. Sie müssen im Zutatenverzeichnis hervorgehoben werden, etwa fettgedruckt, großgeschrieben oder farblich hinterlegt. Das soll besonders Allergikern helfen, für sie gefährliche Inhalte auf den ersten Blick zu erkennen. Verrückterweise führt diese Pflicht allerdings dazu, dass die Schokolade einen weniger künstlichen und somit gesünderen Eindruck macht.

Dass die Fettung von Wörtern bei Leserinnen und Lesern eine psychologische Wirkung hat, wurde übrigens von dem berühmten Nobelpreisträger Daniel Kahneman experimentell nachgewiesen. Nachlesen kann man das in einem alten Zeilenhacker-Artikel mit dem Titel „Fettgedrucktes glaubt man eher!“