Die alte Buchdruckerregel ist lange tot. Dass man alle Zahlen bis zur Zwölf ausschreibt und darüber nur Ziffern, hat schon der Duden von 1915 verworfen. Aber die Regel ist nicht totzukriegen, jedenfalls irren noch ziemlich viele Untote herum. Wir räumen mal auf bei den Zombies!
Von Stefan Brunn
Um ein Missverständnis sofort zu vermeiden: Die Schreibweise von Zahlen ist keine Sache, die der Rechtschreibrat oder der Duden durch eine Regel festlegt. Mit anderen Worten: Man ist darin ganz frei, richtige Rechtschreibfehler begeht man nicht. Wenn eine Romanautorin zum Beispiel von dreißigtausend Pinguinen schreibt, dann wäre man nicht gut beraten, ihr das vorzuwerfen oder 30.000 Pinguine daraus zu machen.
Aber bei Sachtexten wäre es ja doch ganz nett, wenn man die Sache vernünftig regeln könnte und wir alle halbwegs einheitlich schreiben würden, oder? Also haben wir uns die Empfehlungen des Duden mal angesehen, mit anderen Quellen verglichen und eine übersichtliche Zweiteilung daraus gemacht:
1. Fälle, in denen Sie besser Ziffern wählen
a) bei Zahlen oberhalb der Zwölf, weil es der Schreib- und Lesegewohnheit der meisten Menschen entspricht (Ausnahme: Man bevorzugt die Schreibung von runden Zahlen: zwanzig, hundert etc.).
b) bei Zahlen, die auffallen sollen: Fahrzeuge mit mehr als 2 Achsen.
c) bei nachfolgenden abgekürzten Maß- und Mengeneinheiten: 11 kg; 24 €.
d) bei Zahlen mit Komma: zwischen 7 und 7,5 Tonnen; nur 4,95 Euro.
e) bei Zahlengruppen, bei denen eine Zahl unterhalb und eine Zahl oberhalb der Zwölf ist: 6- bis 14-Jährige; 8 bis 18 Uhr.
f) bei Ordnungszahlen: 5. ATV-Triathlon.
g) beim Datum und bei Jahreszahlen: 24. November; im Jahr 7 v. Chr.; im Sommer 68.
h) in Tabellen, Statistiken, Grafiken, Angeboten, auf Lieferscheinen, Rechnungen etc.: 2 Schellen, 4 Schrauben. Hier sogar 1 Fachkraft (im Fließtext muss es „eine Fachkraft“ heißen).
i) bei Nummern: Telefonnummern, Hausnummern, Kontonummern, Postleitzahlen etc.
2. Fälle, in denen Sie besser Zahlwörter wählen
a) bei Zahlen unterhalb der Zwölf, wenn keine der oben genannten Regeln greift: zwei Pinguine.
b) bei Zahlen, die sich unauffällig in den Text integrieren bzw. nicht auffallen sollen: vierzehn Unfälle.
c) bei unbestimmten Zahlen: einige Tausend Pinguine, sie ist Ende fünfzig.
Es ist leicht ersichtlich, dass es mehr Fälle gibt, in denen sich Ziffern empfehlen. Bei der Wahl zwischen Zahlwort und Ziffer geht der Trend tatsächlich zur Ziffer. Warum? Vermutlich, weil die Ziffer kürzer ist, weil sie mehr auffällt und weil sie es leichter macht, einheitlich zu schreiben.
Wenn man sich also statt der alten Buchdruckerregel nur eine einzige Sache merken will, dann die: Bei Zahlen über 12 schreibe ich immer in Ziffern und unter 12 immer dann, wenn es mir nicht komisch vorkommt. Es stellt sich ja doch ein ungutes Gefühl ein, wenn man „die 3 letzten Parteivorsitzenden“ eintastet – hier geht es meist ja nicht um Inventarpositionen.