Links lenken vom Lesen ab

Links machen das Lesen langsamer. Das heißt natürlich nicht, dass Links schlecht wären. Aber in vielen Webtexten werden einfach zu viele von ihnen verwendet. Wir zeigen ein Negativbeispiel und liefern ein bisschen wissenschaftlichen Hintergrund.

Von Stefan Brunn

Zunächst das Negativbeispiel, ein Text aus Wikipedia:

Unser Lesen verlangsamt sich bei Links, weil wir bei jedem auftauchenden Link zusätzlich zwei Fragen beantworten müssen:

1. Soll ich da jetzt draufklicken, bringt das einen Mehrwert für mich?
2. Was wollen mir die Autoren damit sagen, dass sie diesen Link hier platziert haben?

Im obigen Beispiel etwa, in dem es um den berüchtigten Fat-Finger-Fehler geht, stehen in 14 Zeilen 15 Links. Will man wirklich bei Wikipedia unter „Zahlen“ oder „Sorgfalt“ nachschlagen, wenn man wissen will, um was für einen Fehler es sich handelt? Kaum!

In einer Studie haben Wissenschaftler*innen des Tübinger Leibniz-Instituts für Wissensmedien (IWM) mit einer Hirnstrom- und Blickbewegungsmessung vor einigen Jahren genau analysiert, welche Belastung beim Lesen von Links ausgeht. Wichtigstes Ergebnis: Die Entscheidungsprozesse über Links im Vergleich zu reinem Lesen führen zu erhöhter kognitiver Belastung. Sowohl in der Energieveränderung der Hirnströme im EEG als auch in einer Vergrößerung der Pupille war diese erhöhte Belastung erkennbar. Die Lernleistung sank. Sogar wenn die Testpersonen vorher angehalten werden, die Links nicht anzuklicken, sondern sich nur auf ihr Lernziel konzentrieren sollen, verminderte sich die Lernleistung. Der Link, so die Forscher*innen, löse einen Impuls im Kopf aus, auf die neue Netzseite zu springen. Den müsse das Gehirn unterdrücken – und dieses Unterdrücken belaste das Arbeitsgedächtnis.

Und was lernen wir daraus? Links setzt man erstens nur dann, wenn sie wirklich einen Mehrwert bieten. Und zweitens setzt man Links, wenn es sonst zu viele würden, am besten unter den Text.

In diesem Text gibt es nur einen Link, der zur zitierten Studie darf natürlich nicht fehlen:
http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0130608