Zur Beachtung: Zuteilung Goldbarren an Bundesbürger

Amtsdeutsch hat keinen guten Ruf. Aber es gibt Firmen, die bewusst Amtsdeutsch schreiben, um so offizieller daherzukommen. Wir arbeiten uns mal an einem Beispiel ab.

Was stellen Sie sich unter einem Goldbarren vor?  Ein Plättchen von 15 mal knapp 9 Millimetern? Eher nicht. Aber die MDM Münzhandelsgesellschaft wird offenbar nicht gezwungen, in ihren „Ausgabeinformationen für alle Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik Deutschland“ auch nur eine einzige Abbildung in Originalgröße zu veröffentlichen. Stattdessen sieht der Goldbarren auf den Bildern riesig aus und wird auch viel dicker dargestellt, als er in Wirklichkeit ist – das Plättchen ist nur fingernagelgroß und  nicht mal ein Drittelgramm schwer!

Beeindruckend ist allerdings, was diese GmbH & Co. KG alles tut, um ihr Produkt so amtlich wie möglich erscheinen zu lassen. Lassen wir mal das schwarz-rot-goldene Band auf der Titelseite beiseite. Schweigen wir von der Schreibmaschinen-Proportionalschrift im Innenteil. Vergessen wir den Stempel-Fake im Formularfeld „Antwort erforderlich bis“. Und ignorieren wir die Allgegenwärtigkeit des Wortes „Deutschland“ in den Postwurfsendungen dieses Münzverkäufers – uns vom Zeilenhacker interessiert natürlich viel mehr der Umgang mit der Sprache!

Besonders dreist finden wir den Versuch, sperriges Behördendeutsch nachzuahmen und so den Anschein von Staatlichkeit zu erwecken: „Zur Beachtung: Aus Gründen der Chancengleichheit wurde die Abgabemenge pro Haushalt begrenzt.“ Das klingt ja fast wie bei den FFP2-Masken. Drei Stück darf man bloß haben. 😉

Aber auch die Rubrik „Zweck und Ziel der Ausgabe“ könnte sehr gut einer ministeriellen Entscheidungsvorlage aus den Siebzigerjahren entstammen: „Der mehrwertsteuerfreie Börsenbarren Deutschland wird ausgegeben, um jeder Bundesbürgerin und jedem Bundesbürger die Möglichkeit zu geben, reinstes Gold zu erwerben.“ Immerhin: Gegendert wird!

Ob wohl der Trick klappt, so amtlich daherzukommen und die Abgabe der Goldbarren angeblich zu begrenzen? Vermutlich, sonst würde die Firma die teure Werbung nicht lang durchhalten. Für die Kunden sieht’s aber weit weniger attraktiv aus: Wer sich den aktuellen Goldkurs einmal ansieht und das Gewicht der „Barren“ nachrechnet, stellt schnell fest: Hier bezahlt man als Kunde viel Werbung mit. Und man beteiligt sich noch am Ausnutzen naiver Zeitgenossen.