Der Konjunktiv II ist für viele ein unbezwingbarer Gipfel im Grammatik-Gebirge. Wir liefern jetzt die richtige Ausrüstung, indem wir klären, wann man den K2 überhaupt braucht.
Von Katrin Liffers
Der Konjunktiv II gehört nicht zu den beliebtesten sprachlichen Formen der deutschen Sprache 😉 Das liegt vor allem daran, dass vielen nicht klar ist, wann man ihn überhaupt verwenden muss. Wir weisen deshalb in drei Etappen einen sicheren Weg:
Höflichkeit und Zurückhaltung – der sanfte Anstieg
Die erste Etappe ist noch gut begehbar und führt durch angenehmes Gelände: Der Konjunktiv II wird oft verwendet, um Bitten, Fragen oder Vorschläge höflicher und zurückhaltender zu formulieren. Dadurch wirken Aussagen weniger fordernd und respektvoller gegenüber dem Gesprächspartner:
Beispiele:
- Könnten Sie mir bitte die Unterlagen schicken?
- Wir sollten den Plan noch einmal überdenken.
- Das könnte funktionieren.
Wünsche und Vorstellungen – Blick aufs Gipfelkreuz
Wenn der Weg zu anstrengend erscheint, hilft oft der Blick aufs Ziel – auch wenn es aktuell noch in der Ferne liegt. Um diese Vorstellungen und Wünsche zu versprachlichen, die (zumindest im Moment) nicht erfüllbar sind oder nicht der Realität entsprechen, verwendet man im Deutschen den Konjunktiv II – oft verbunden mit einem leichten Bedauern, dass die Realität anders aussieht.
Beispiele:
- Ich wünschte, ich wäre schon fertig mit der Aufgabe.
- Wenn ich mehr Zeit hätte, läse ich mehr Bücher.
Indirekte Rede – die Nebelpassage
Die letzte Etappe wird noch einmal anspruchsvoll und verlangt einen sicheren Blick für Kontext und Sprachgefühl. In der indirekten Rede kann der Konjunktiv II nämlich zwei unterschiedliche Funktionen erfüllen:
- Ausdruck von Zweifel: Er zeigt an, dass man Zweifel am Wahrheitsgehalt des Inhalts hat, den man wiedergibt.
- Vermeiden einer Formverwechslung: Wenn der Konjunktiv I identisch mit dem Indikativ ist, weicht man auf den Konjunktiv II aus, um Missverständnisse zu vermeiden.
Beispiel: Alex und Tina sagten, sie hätten keine Zeit.
Zweifel: Hätten kann bedeuten, dass man Alex und Tina nicht glaubt und ihnen unterstellt, dass sie eigentlich schon Zeit haben.
Formverwechslung: Hätten kann aber auch lediglich verwendet worden sein, um deutlich zu machen, dass es sich um indirekte Rede handelt. Denn der Konjunktiv I (haben) würde sich nicht vom Indikativ unterscheiden.
Welche Funktion im konkreten Fall vorliegt, lässt sich oft nur aus dem Kontext erschließen.
Mit dieser Ausrüstung fällt Ihnen die nächste Tour zum Konjunktiv-Gipfel hoffentlich leichter. Das Wichtigste sind Ausdauer und Übung!

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